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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0080

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der Dreifarbendruck, in der letzten Zeit genommen hat,
und bei der grossen Bedeutung, die ihm für die Zukunft
innewohnt, ist es aber jetzt an der Zeit, sich darüber aus-
zusprechen, in welcher Weise es künstlerischen Zwecken
dienstbar gemacht werden kann.

Wenn Sie die grosse farbige Reproduktion des Tizian-
schen Zinsgroschens, welche zu dem unglaublich billigen
Preise von zwei Mark zu haben ist, entgegenhalten und
sagen, dass sie »alles übertreffe, was an farbigen oder
nichtfarbigen Nachbildungen alter Bilder seither dargeboten
wurde«, so haben Sie vollkommen recht. Nur frägt es
sich, wie viel alte Bilder für eine solche Wiedergabe ge-
eignet sind. Der Zinsgroschen hat kein grosses Format
(75 cm Höhe) und enthält nur zwei, ruhige Flächen
bildende Halbfiguren. Bei der Wahl einer Grösse, die
fast die Hälfte des Originals erreicht, konnte man einen
guten Erfolg erzielen, da ein solches Bild durch eine Ver-
kleinerung dieses Grades nicht wesentlich verändert wird.
Dass Ihnen dies gelungen ist, dazu kann man Ihnen Glück
wünschen. Hier kann man wirklich von einer Art Fak-
simile sprechen, dessen geringfügige Unebenheiten, wie
z. B. an den Stellen, wo grosse Farbenmassen noch etwas
hart aneinander stossen, sich gewiss bald beseitigen lassen
werden. Dass man dabei, wie Sie mit Befriedigung an-
führen, die Pinselstriche des Malers, ja sogar die Be-
schädigungen des Urbildes deutlich sieht, betrachte ich
freilich vielmehr als störende Begleiterscheinungen, die
ohne sonderliche Mühe zu entfernen gewesen wären:
denn die Pinselführung an sich, die bei hohem Auf-
trag der Farbe sogar Schatten erzeugt, welche in der
Reproduktion noch störender wirken können als beim
Original, hat für den Beschauer gar kein Interesse, und
Beschädigungen bilden doch nur ein notwendiges Übel,
wie z. B. gerade hier beim Zinsgroschen die Hand des
Pharisäers dadurch sehr beeinträchtigt wird.

Eine so geringe Verkleinerung lässt sich aber nur bei
Bildnissen und sonst bei Bildern kleineren Formats durch-
führen. Bei besonders einfach gehaltenen, wie z. B. den
Dürer'schen Aposteln, wird diese Art der farbigen Wieder-

gabe sich wohl auch noch bewähren. Die grosse Masse
der Altarbilder dagegen, die doch wesentlich in Betracht
kommen, würde bei der starken Verkleinerung, die sie nötig
machen, gar nicht zur richtigen Geltung kommen. Jedes Bild
ist mit Rücksicht auf seine Grösse und die Entfernung, von
der es betrachtet werden muss, vom Künstler verschieden
behandelt; werden diese Bedingungen wesentlich geändert,
so muss auch die Behandlungsweise eine andere werden.
Wie eine Statue, die hoch oben an einer Fassade wirken
soll, nur dann zur Geltung kommen kann, wenn sie grosse
einfache Flächen aufweist, so muss bei starker Verkleine-
rung eines Bildes die Vereinfachung gleich von vornherein
vorgenommen worden sein. Das Auge besorgt diese
Arbeit nicht selbst, sondern empfindet die Überfüllung mit
Einzelheiten als eine Störung und Beeinträchtigung der
Klarheit.

Hieraus ist der Schluss zu ziehen, dass starke Ver-
kleinerungen, und zwar eben so wohl mit Rücksicht auf
die Form wie die Farbe, nicht einfach auf mechanischem
Wege vorgenommen werden können, sondern die Herstellung
einer neuen Vorlage erfordern, die das Vorbild in die ver-
änderten Bedingungen umsetzt, dann aber als treues Fak-
simile wiedergegeben werden kann.

Wie weit auch hierbei noch zum Nutzen einer grösseren
Treue die Photographie mit herangezogen werden kann,
etwa dadurch, dass man für einen solchen Zweck die
Aufnahmen, um ihnen ihre Schärfe und Härte zu be-
nehmen, vergrössert, mögen weitere Versuche lehren;
um das Dazwischentreten der menschlichen Hand oder
vielmehr des menschlichen Geistes handelt es sich keines-
wegs, wo es nur gilt, ein richtiges Bild der Erscheinung
zu geben: nur erweist sich die bisherige Art, das Bild mit
allen seinen Einzelheiten zu geben, als nicht angemessen.

Dies sind die Bedenken, die ich gegen die jetzt übliche
Art der mechanischen Faksimile - Reproduktion vorzu-
bringen habe.

Was Sie sonst an praktischen Anregungen in Ihrer
Denkschrift bringen, wird sicherlich von allen Seiten mit
Dank entgegengenommen werden. w7- y- seidlitz.

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