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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Frimmel, Theodor v.: Zu Van Dyck's Bildnis des jungen William Villiers
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Wolf, August: Aus Venedig, [1]
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Baumgarten, Fritz: Hans Baldung in der Nachfolge Dürer's
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0091

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IÖ5

Aus Venedig. — Hans Baidung in der Nachfolge Dürer's.

166

dann einige Jahre lang des kostbaren Besitzes erfreute.
i8gg bildete der William Villiers eines der wertvollsten
und meist bewunderten Stücke in der Autwerpener
van Dyck-Ausstellung, und seither ist das Villiersbildnis
durch mehrere Nachbildungen schon jedem Bilderfreunde
bekannt geworden, auch wenn er die »Van-Dyck-Tentoon-
stelling« von 189g nicht besucht haben sollte. Ich habe
mich in der genannten Antwerpener Ausstellung neuerlich
davon überzeugt, dass ich bei der Wertschätzung des
Villiersbildnisses 1895 nicht zu hoch gegriffen hatte. Und
dies war auch die Ansicht vieler anderer, die mit offenen
Augen verglichen hatten. Auch in neuester Zeit hält man
das Werk für etwas Außergewöhnliches. Nachdem das
Bild noch i8gg an Schaus nach New York um eine be-
trächtliche Summe verkauft worden, hat es jüngst im No-
vember igol wieder seinen Besitzer gewechselt. Wie ich
durch AAiethke's Freundlichkeit aus einer New Yorker
Zeitung erfahre, ist das Villiersbildnis des van Dyck
nunmehr Eigentum des New Yorker Sammlers William
C. Whitney. Was Whitney für diesen van Dyck be-
zahlt hat, ist ebensowenig genau bekannt, als der Kauf-
preis, den Schaus erlegt hat, aber Eines wird als sicher
hingestellt, dass van Dyck's Villiersbildnis eines der teuersten
Bilder ist, die je nach Amerika verkauft worden sind. Man
spricht von 120000 Dollar, das wäre, selbst bei der An-
nahme einiger Übertreibung, eine Zahlung, die in den
Annalen des Bilderhandels als Ereignis verzeichnet werden
müsste. Da ich, wie erwähnt, in der Kunstchronik schon
vor mehreren Jahren mich des Villiersporträts angenommen
habe, will ich es nicht versäumen, den Lesern dieser Zeit-
schrift nun auch den wiederholten Besitzwechsel des nun-
mehr schon weltberühmten Gemäldes anzuzeigen.

Wien, 14. Dezember igoi. Dr. TH. v. FR1MMEL.

AUS VENEDIG

Nach den gemachten Erfahrungen dürfte der Massen-
protest in- und ausländischer Künstler gegen die geplante
Zerstörung der »Piazza d'Erbe« in Verona, so erfreulich er
an sich ist, erfolglos bleiben. Wer lange in Italien gelebt
hat und die Rücksichtslosigkeit kennt, welche besonders
Künstlerprotesten entgegengesetzt wird, glaubt schwer nur
an deren Erfolge, besonders wenn der Eigensinn der Stadt-
verwaltungen durch Einmischen von Stimmen des Aus-
landes aufgestachelt wird. Traurig ist dies, aber um so
wahrer. — Es bleibt höchstens zu wünschen, dass Quantität
und Qualität der Unterschriften der Protestler diesmal
doch vielleicht imponieren.

Wie schon früher berichtet, ist die Freilegung des
Chores der Frarikirche beschlossen und zum Teil in den
letzten Zeiten zur Wahrheit geworden. Doch mussten die
Arbeiten wieder eingestellt werden, weil man für die Festig-
keit des kleinen anstossenden Sakristeichörleins zu fürchten
begann. Es zeigte viele gefährliche Risse und wird nun
gründlich restauriert und ganz freigelegt, wodurch dem
wertvollen Madonnenbilde des Oiov. Bellini, welches für
diesen Chor gemalt wurde, das nötige Licht, welches es
zur Zeit seiner Entstehung hatte, wieder zugeführt werden
wird. Zunächst ist das Bild seiner Sicherheit halber aus
der Sakristei entfernt und im Hauptchor seitlich aufgestellt.
Bei der Übertragung fand man auf der Rückseite des-
selben die Aufschrift: Jacopo da Faenza 1488. Sie bezeichnet
den Holzschnitzer des prachtvollen Rahmens. — Wer sich
so recht überzeugen will, wie wichtig der Aufstellungsort
eines Altarbildes ist, wie sehr es an seinen ursprünglichen
Platz gehört, der kann es hier von neuem: das Bild sieht
nun klein und ärmlich aus, verliert alles Weihevolle; der
Rahmen wirkt schwarz und schmutzig. Nur in seinem
reizenden Chore, in dem von beiden Seiten nun wieder-

hergestellten milden Lichte übt das Bild seinen ganzen
mystischen Zauber aus, allwo der Blick des Eintretenden
schon von weitem auf das in der Ferne schimmernde Ge-
mälde hingelenkt wird und ihn unwiderstehlich anlockt. —
Trotzdem machen sich Stimmen hörbar, welche das Bild,
statt wie früher im Fond, seitlich im Sakristeichore auf-
gestellt wissen möchten. Der kunstsinnige Geistliche der
Kirche jedoch, Sign. Pisanello, wird sich mit aller Energie
dem entgegensetzen. Dagegen möchte er den beiden
schönen Altarwerken des B. Vivarini den Platz zu beiden
Seiten des Bellini an den Wänden anweisen, die bisher
stets nach einem guten Platze in der Kirche selbst suchten.
Wer die Räume kennt, wird des Geistlichen Vorschlag
billigen müssen.

Nachdem die obengenannte Freilegung des Chores
nun fast beendet ist, ist ein malerischer freier Platz zwischen
der Scuola di S. Rocco, der gleichnamigen Kirche und Frari
entstanden. Einem Beamten der Scuola, Herrn Ponga,
kam der glückliche Gedanke, dem Unterzeichneten den
Vorschlag zu machen, die Künstler Venedigs auf jede Weise
zu interessieren, dass auf diesem so malerisch umgebenen
Platze, angesichts der Hauptstätte seiner ruhmreichen
Thätigkeit, dem Jacopo Tintoretto ein Denkmal errichtet
werde. Die Gazzetta degli artisti« versprach ihre Mit-
wirkung durch Bildung eines Komitees, welches die nötigen
Massregeln ergreifen werde zur Verwirklichung der glück-
lichen Idee. Tintoretto hat nur eine einfache moderne
Gedenktafel an einer Wand in Madonna del orto, angebracht
über der schmucklosen Grabplatte des grossen Meisters.
Wenn erst die Sache in Fluss gebracht sein wird, dürfte
man sich wohl auch der Hoffnung hingeben, dass Künstler
des Auslandes, besonders Deutschlands, das Ihrige bei-
tragen würden, dem vielbewunderten Tintoretto ein Ehren-
denkmal an solch schöner Stelle zu setzen.

Aus Sto. Stefano sind nun die Gerüste entfernt und
die Kirche strahlt in ungeahnter ursprünglicher Schönheit,
dank der aufgedeckten prachtvollen ornamentalen Fresken,
welche die Wände des ganzen Mittelschiffes bedecken und
am Triumphbogen ihren schönsten Abschluss finden. Auch
der Chor der Kirche wurde schön restauriert und dessen
Seitenwände vom Mörtel befreit, wodurch die Statuen der
zwölf Apostel ihren ursprünglichen wohlthuenden farbigen
Hintergrund wieder erhalten haben. Gestern votierte die
hiesige Stadtverwaltung weitere 4000 Lire für Herstellung des
sehr beschädigten Chorgestühles, ein Werk des Augustiner-
mönches Fra Gabriele von 1526. — Man hofft in der Folge
auch den nach dem Äussern der Kirche vorspringenden
überaus hässlichen Orgelvorbau zu entfernen, sowie der
Orgel dann ihren Platz im Fond der Kirche mit stilgerechtem
Gehäuse anzuweisen.

Man ist zur Zeit damit beschäftigt, ein für das Publikum
bestimmtes Verzeichnis der Kunstwerke der »Modernen
Galerie« (im Palazzo Pesaro) anzufertigen. Vielleicht er-
leben wir es dann auch noch, dass die Galerie selbst dem
Publikum zugänglich werde. Noch immer sind die neuesten
Ankäufe nicht eingeordnet, und das in andern Zeitschriften
über Fertigstellung oder gar Eröffnung dieser interessanten
Galerie Mitgeteilte dürfte unrichtig sein.

Venedig, 22. Dezember igoi. Aua. WOLF.

HANS BALDUNO IN DER NACHFOLGE
DÜRER'S

Dass Baidung ein Verehrer und Freund, ja wahr-
scheinlich geradezu ein Schüler Dürer's gewesen, ist längst
erwiesen. Seit nun gar von Terey die Gemälde und die
Handzeichnungen Baldung's zusammengestellt hat, bedarf
es nur eines Blickes in diese Sammelbände, um die Ab-
 
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