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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0148

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27g Nekrologe. Personalien. Denkmäler. Ausgrabungen und Funde. Sammlungen. 280

rativer Art. Leider giebt das Abbildungs- Material, das den
»Bau- und Kunstdenkmälern«: entlehnt ist und vorwiegend
auf Zeichnungen beruht, oft nur eine ungenügende Vor-
stellung von den Originalen. a. ff.

NEKROLOGE

Albert Bierstadt f. Bierstadt war 1830 in Solingen
geboren, kam schon als kleines Kind nach Amerika, ging
später zum Studium nach Düsseldorf und kehrte dann
wieder in seine zweite Heimat zurück, wo er sich nach
und nach einen beträchtlichen Namen gemacht hat. Er
malte mit Vorliebe heroische Landschaftsbilder im Stile der
alten Düsseldorfer.

Der Maler Felix Wiehert ist, kaum 60 Jahre alt, in
Berlin gestorben. Er stammte aus Tilsit und hat sich als
Landschafter, Porträtist und Tiermaler bethätigt.

PERSONALIEN

Ludwig Beckmann, der Altmeister der Düsseldorfer
Tiermaler, beging am 21. Februar in voller Schaffensrüstig-
keit seinen 80. Geburtstag.

Graf Ferdinand Harrach, einer der angesehensten
Maler Berlins, hat am 27. Februar seinen 70. Geburtstag
gefeiert.

DENKMÄLER

Das Goethedenkmal in Rom ist nun endgültig Pro-
fessor Eberlein übertragen worden. Dass davon die in Rom
lebenden deutschen Bildhauer nicht erbaut sind, kann man
ihnen nicht verdenken, um so mehr, als auch die deutschen
Kunstfreunde mit einigem Missbehagen nach den bisherigen
Denkmals-Leistungen Eberlein's sich vorstellen, in welcher
Weise die deutsche Plastik für die Folge in der ewigen
Stadt zur internationalen Schau gestellt wird. Dass aber,
wie geschehen, eine Anzahl deutscher in Rom lebender Künst-
ler einen förmlichen Protest in dieser Sache erlassen
haben, wäre wohl als aussichtslos besser unterblieben;
ganz abgesehen davon, dass es doch nicht recht schicklich
ist, dem Kaiser Vorhaltungen darüber zu machen, bei wem
er seine Geschenke anfertigen lassen soll.

Frederick Leighton hat jetzt in der St. Pauls-Kathe-
drale in London ein würdiges Denkmal erhalten, das der
Bildhauer J. Brock geschaffen hat und durch Leighton's
Nachfolger, Sir Edward Poynter, eingeweiht wurde.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Eine vorgeschichtliche Bildersammlung. Eine
für die Kenntnis des vorgeschichtlichen Menschen höchst
wichtige Entdeckung, eine ganze Sammlung von Tierbildern
von dessen Hand, haben zwei französische Forscher, Dr.
Capitan, Professor an der Schule für Anthropologie, und
Abbe Breuil in der Dordogne gemacht. Die Ergebnisse
ihrer mühevollen Forschungen teilte Dr. Capitan in der
letzten Sitzung der Pariser Akademie mit. In der Dor-
dogne in der Gegend von Eyzies befinden sich die »Grottes
des Combarelles«, die einen 225 Meter langen, schmalen
und dunklen Gang bilden; in einer Tiefe von 110 Metern
zeigen sie eine sehr sorgfältige und mannigfaltige Aus-
malung. 10g sehr klare Zeichnungen stellen folgende Tiere
dar: ganze, nicht bestimmbare Tiere 19, pferdeähnliche 23,
rinderähnliche 3, Bisons 2, Renntiere 3, Mammuts 14,
Köpfe von Steinböcken 3, Köpfe von Soja-Antilopen 4,
verschiedene Köpfe, besonders von Pferden, 36. Man hat
ferner auch ein menschliches Gesicht zu erkennen geglaubt.

Es sind mit schwarzen Strichen umrissene Zeichnungen,
wie in der griechischen Vasenmalerei, aber meistens ist
die Oberfläche vollständig mit rotem Ocker überzogen.
Manchmal scheinen bestimmte Teile, wie der Kopf der
Auerochsen, mit schwarz und rot überzogen gewesen zu
sein, was eine bräunliche Färbung ergiebt. Bei einzelnen
Tieren ist dagegen der Kopf schwarz und der hintere Teil
bräunlich. Diese Kolorierung, eine wirkliche Freskomalerei,
ist oft über die gezeichneten Striche hinaus angebracht;
dann wieder sind die Striche auf der schon aufgetragenen
Farbe gezeichnet oder durch Abschaben gewonnen.
Manchmal hat der Künstler sich die Vorsprünge des Steins
zu nutze gemacht, um bestimmte Teile des Tieres schärfer
hervorzuheben. Diese Einzelheiten lassen sich besonders
gut in der benachbarten »Font-de-Gaume-Grotte«, die nicht
weniger reich an solchen Bildern ist, feststellen. Von den
in dieser gefundenen 77 Tierdarstellungen sind: Auer-
ochsen 4Q, unbestimmte Tiere 11, Renntiere 4, Hirsche 1,
pferdeähnliche 2, Antilopen 3, Mammuts 2; dazu kommen
noch einige geometrische und andere Ornamente. Dass
diese Zeichnungen nicht etwa von Menschen unseres Zeit-
alters gemacht sind, ergiebt sich daraus, dass sie sich unter
einer Stalagmiten-Schicht befinden, die das Werk von Jahr-
hunderten ist. Die dargestellten Tiere sind ferner deshalb
aus früheren Jahrhunderten, weil Mammut und Renntier in
Gallien nur im vorgeschichtlichen Zeitalter vorkamen. Zum
erstenmal findet man auf Felsen Zeichnungen, die unbe-
streitbar Mammute darstellen; sie sind charakterisiert durch
die sehr hohe Stirn mit Vertiefung in der Mitte und sehr
gekrümmte Stosszähne, weiter sind sie gänzlich mit Haaren
bedeckt und auch die Füsse sind bezeichnend. Der Rüssel
ist bald gerade, bald nach rückwärts gekrümmt. Die Men-
schen, die diese Tiere gezeichnet haben (einige sind bis
2,50 Meter lang), waren Künstler von bewundernswerter
Sicherheit. Die Ausführung ist so genau, dass man über
die Bestimmung meist nicht zweifelhaft sein kann. Das
Merkwürdigste der auf diesem ungeheuren Freskobild dar-
gestellten Tiere ist ein Pferd, das bereits das demütige und
ergebene Aussehen des dem Menschen unterjochten Tieres
hat. Es ist das einzige Tier, dessen Körper mit Linien,
Zeichen und rätselhaften Arabesken bedeckt ist.

(Tägl. Rundschau.)

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Wien. Die dreizehnte Ausstellung der Secession ist,
nach der interessanten nordischen Episode der zwölften,
wieder einmal ganz heimatlich. Wien und München sind
die Hauptquellen. Freilich hat man einen wuchtigen Böck-
lin an die Spitze gestellt, die »Meeresstille« von 1887, aus
dem Besitz des Herrn Ernst Seeger in Berlin, die vom
Unterrichtsminister um 80 000 Mark für die moderne Ga-
lerie erworben ist. Obwohl etwas nachgedunkelt, ist sie
ein Prachtstück Böcklin'schen Humors und Kolorits. Eine
Tritonin mit zwei Babys begrüsst lebhaft den herantreten-
den Gatten, der einen Seehund hinter den Ohren gefasst
hält. Es ist aber [auch ein kapitales Stück Auswendig-
malerei, man merkt dies besonders an dem grösseren
Kinde, dessen Unmöglichkeiten selbst für Böcklin stark
sind. Aber was verschlägt das? Das Bild ist so sehr ein
Ganzes und in dieser Ganzheit so urkräftig, dass ihm kein
Einzelfehler schadet. Wie G. Floerke (»Zehn Jahre mit
Böcklin«) gerade in jenem Jahre 1887 vom Meister schrieb:
»Es ist eine Freude, Böcklin jetzt im Atelier zu sehen.
Nur noch giudizio. Wie er so vor seinen grossen Bildern
steht und abwägt: welche Dummheiten muss ich stehen
lassen, um Anderes, Wertvolleres zu erreichen?« Ihm kam
es hauptsächlich auf ein lebensvolles Gegeneinander der
 
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