Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0227

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
437

Sammlungen und Ausstellungen.

438

erworben hat, seinen Ruhmesanteil an der Entdeckung
dieser Malereien nicht vorenthält. Müller-Walde hat nicht
nur in der Sala del Trono die von ihm z. T. im Jahrb.
d. kgl. Preuss. Kunstsammlg. XVIII, p. 143 ff. publizierten
Fresken entdeckt, sondern auch schon in der Sala delle
Asse (eigentlich des Brettes, vielleicht so genannt nach
Holztäfelung an den Wänden) am Gewölbe dekorative
Malereien gefunden. Den Lohn seiner aufopfernden Arbeit
sollten allerdings andere ernten und am Ende ist es den
Italienern nicht zu verdenken, wenn sie die Verfolgung so
bedeutsamer Entdeckungen im eigenen Lande nicht gerne
Fremden überlassen. Erst vor einem Jahr wurde es
möglich den Entdeckungen Müller-Walde's weiter nachzu-
gehen, nachdem ein Mailänder Patriot, Pietro Volpi, die
Summen für die Restaurationsarbeiten zur Verfügung ge-
stellt hatte. Ein junger Maler, Ernesto Rusca, hat die
verantwortungsvolle Aufgabe zur vollen Zufriedenheit seiner
Aufiraggeber gelöst. Jede Spur der Deckendekoration
wurde sorgfältigst blossgelegt und die fehlenden Glieder
gewissenhaft ergänzt. Sie besteht aus Rankenwerk, Bändern
und Schnüren, zwischen welchen z. T. noch erhaltene In-
schriften angebracht sind, welche politische Ereignisse aus
dem Leben des Lodovico il Moro verherrlichen. Ein be-
sonders glücklicher Zufall wollte es, dass auch die In-
schriften, welche an der Decke auf vier mächtigen Schilden
angebracht sind, vollständig ergänzt werden konnten, da
Marino Sanuto dieselben treulich in seinem berühmten
Diarium kopiert hat. In einem Prachtwerk, welches nur
in dreihundert Exemplaren gedruckt worden ist, hat Luca
Beltrami, dessen Namen für immer mit dem Castell von
Mailand verbunden ist, seinen und Müller-Walde's For-
schungen und Entdeckungen in der Sala delle Asse ein
bleibendes Denkmal gesetzt. e. st.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Düsseldorf. Im Namen des Vorstandes der kunst-
historischen Abteilung in der Düsseldorfer Industrie- und
Kunstausstellung hatten die Herren Domkapitular Schnüt-
gen, Professor Clemen und Museumsdirektor Frauberger
einen kleinen Kreis von Fachgenossen für den 26. und
27. Mai zur Besichtigung und Besprechung der ausgestellten
mittelalterlichen Kunstgegenstände eingeladen. Es waren
der Einladung von auswärts gefolgt: Direktor Lessing vom
Kunstgewerbemuseum und Professor Zimmermann von
der Technischen Hochschule zu Berlin, Direktor Brinckmann
vom Kunstgewerbemuseum zu Hamburg, Geheimrat Schlie
aus Schwerin, Direktor Purgold vom Museum zu Gotha,
Direktor Lehner vom Provinzialmuseum zu Bonn, Professor
Marc Rosenberg aus Karlsruhe, Dr. Hager vom National-
museum zu München, Bürgermeister Thewalt aus Köln,
Professor Tikkanen aus Helsingfors, Pater Brissei aus
Luxemburg. Von Düsseldorfern beteiligten sich: Gewerbe-
schulrat von Czihak, Dr. Renard, Dr. Frank-Oberaspach,
Professor Oeder. Als technischer Sachverständiger fungierte
der Düsseldorfer Goldschmied Beumers, der sich durch
vorzügliche Ergänzungen mittelalterlicher Goldschmiede-
arbeiten einen Namen gemacht hat.

Im Mittelpunkt der Besprechungen stand das Email.
Man ging davon aus, dass die Rundfibeln in Goldfiligran
mit Email, Perlen und Edelsteinen im Besitz des Freiherrn
von Heyl in Darmstadt aus dem 11. Jahrhundert zweifel-
los byzantinische Arbeit seien. Ebenfalls als byzantinisch
nahm man die kleinen runden Emailplatten an dem spät-
karolingischen Evangelienkodex der Münsterkirche zu Aachen
an, während die Emailplatten auf dem mit einem Kreuz
und den Evangelistensymbolen in getriebenem Kupfer ver-
zierten Deckel des wahrscheinlich aus Paderborn stam-

menden Evangeliars im Domschatz zu Trier als abend-
ländische Arbeit angesprochen wurden, ebenso wie die
kreisförmige Goldplatte aus der Pfarrkirche von S. Severinus
zu Köln. Letztere wäre dem allgemeinen künstlerischen
Eindruck nach in das 11. Jahrhundert, der Tracht des
j darauf dargestellten Heiligen Severin nach erst in die
| Mitte des 12. Jahrhunderts zu setzen. Als hinterer Deckel
des soeben erwähnten spätkarolingischen Evangelienkodex
in Aachen soll ursprünglich der silberne Deckel des eben-
dort aufbewahrten Evangelienkodex des 10. Jahrhunderts
gedient haben. Der Deckel trägt in der Mitte ein byzan-
tinisches Elfenbeinrelief, die breite silberne Einfassung
jedoch wurde als moderne Fälschung angenommen.

Eine sehr eingehende Debatte knüpfte sich an den
sogenannten Egbertschrein im Domschatz zu Trier. Die
Emails der beiden Schmalseiten und der beiden Langseiten
sind verschieden voneinander. Die ersteren, sowie die
Fassung der Edelsteine und das Filigran der Schmalseiten
S stimmen überein mit dem kleinen Rahmen im Besitz der
Technischen Hochschule zu Berlin und mit dem ganz ein-
heitlichen Deckel des Echternacher Kodex zu Gotha, wel-
chen Direktor Purgold hatte kommen lassen. Der Echter-
nacher Kodex muss zwischen dem Tode Otto's II.
und der Grossjährigkeitserklärung Otto's III., also zwischen
983 und 996, entsanden sein. Die Mehrzahl der Ver-
sammelten neigte dazu, diese Emails ebenso wie die
dazugehörige übrige Goldschmiedearbeit als abendländisch
anzusehen. An der einen Schmalseite des Egbertschreins
ist eine merowingische Rundfibel, welche in der Mitte
eine Münze mit dem Bildnis des Kaisers Justinian
trägt, angebracht, sie wird von einem Rahmen aus
Granaten umfasst, der an persische Arbeiten wie die
Chosroesschale in Paris erinnert, aber wohl auch fränkisch
ist. Erzbischof Egbert 977 993, der den Schrein anfertigen
liess, soll dem Domschatz ältere Goldschmiedearbeiten
aus dem Besitz seiner Familie geschenkt haben, wozu
diese Stücke wohl auch gehören.

Sehr eingehend wurde eine Gruppe ausgestellter
Emails besprochen, welche mit der Abtei Stavelot bei
Verviers in Zusammenhang steht. Für die dortige Kirche
hat Abt Wibald, der ungefähr 1150 — 1170 regierte, einen
grossen, mit Email verzierten Altar machen lassen, von
dem sich eine Zeichnung in Lüttich gefunden hat, und
von dem sich zwei runde Platten mit Halbfiguren von
Engeln im Museum zu Sigmaringen erhalten haben. Der
Tradition nach stammt aus Stavelot auch das Kreuz, das
aus der Sammlung Beuth in den Besitz der Technischen
Hochschule zu Berlin übergegangen ist, und das in der
künstlerischen und technischen Arbeit mit den Platten
in Sigmaringen eng verwandt ist. Diesen Arbeiten schliessen
sich eng an: das Andreastriptychon im Domschatz zu
Trier, eine runde Kupferplatte mit einer Darstellung der
Caritas im Kunstgewerbemuseum zu Berlin, ein Pektorale
mit dem thronenden Christus (die angesetzten Evangelisten-
symbole modern) in der Münsterkirche zu Aachen und
ein Tragaltärchen im kirchlichen Museum zu Augsburg.
Identisch in der Arbeit und im künstlerischen Stil sind
auch die Emails auf der einen Dachhälfte des Heribert-
schreins aus der Heribertkirche zu Deutz. Der Zusammen-
hang dieser Emailarbeiten mit der Kölner Schule ist unver-
kennbar, sie kennzeichnen sich jedoch so stark als eine
besondere Gruppe, dass man eine zu Stavelot befindliche
Werkstatt annehmen könnte.

Die immer wiederholte Besprechung eines Kelches
aus Osnabrück ergab keine endgültige Entscheidung, ob
die auf dem Deckel befindlichen Rundreliefs mit nackten
Figuren noch als gotische oder erst als Renaissance-
arbeiten anzusehen seien. Der Kelch ist in der Haupt-
 
Annotationen