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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Ausstellungen

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historischen ägyptischen Rasse. Spätere negroide Wellen
zeigten die Charakteristika großgewachsener Negerrassen.
Nur wenige Skelette von wirklichen Negern wurden im
unteren Nubien gefunden. Es ist anzunehmen, daß die
Mischungen weiter im Süden stattfanden, daß die braune
Rasse ursprünglich sich bis zu dem blauen Nil ausdehnte und
daß periodische Wanderungen von Völkern aus dem Süden
das negroide Element nach dem Norden brachten. m.

AUSSTELLUNGEN

® Im Ausstellungssaal der Unterrichtsanstalt des Kgl.
Kunstgewerbemuseums zu Berlin ist eine Reihe
chinesischer Skulpturen der Wei- und T'ang-Zeit aus-
gestellt worden, die Friedrich Perzynski von seinen Reisen
heimgebracht hat. Es ist in Berlin die erste Ausstellung
der Art. In Paris ist das Interesse für die archaische
Plastik Chinas schon seit längerer Zeit geweckt worden.
Die buddhistische Ausstellung des Musee Cernuschi im
Frühjahr zeigte, daß bereits eine Reihe ausgezeichneter
Stücke durch geschickte Händler nach Europa gebracht
worden sind, während die sonst mustergültige ostasiatische
Ausstellung der Berliner Akademie gerade in diesem Ge-
biete schwach war. So ist für Berlin die jetzige Aus-
stellung von Perzynskis Besitz eine hochwillkommene Er-
gänzung. Sie enthält eine Reihe steinerner Statuen bud-
dhistischer Gottheiten von hoher Schönheit. Reste der
alten Bemalung und Vergoldung verleihen zumal der einen
Kwan Yin-Figur einen besonderen Reiz. Datierbare Stücke
in China bestätigen das hohe Alter dieser Skulpturen, deren
früheste Typen bis in das 5. und 6. Jahrhundert zurück-
gehen. Und die Bronze-, Holz- und Tonskulpturen der
japanischen Suiko-Zeit, die unmittelbar chinesische Vorbilder
kopieren, sofern sie nicht selbst vom Festlande importiert
wurden, bilden die andere Analogie. Ganz überraschend
dagegen sind die mehr als lebensgroßen Figuren der Lohan
aus gebranntem und mehrfarbig glasiertem Ton, von denen
Perzynski einen ganz erhaltenen und den Torso eines
zweiten heimbringen konnte. Im Pariser Kunsthandel
tauchte vor Jahresfrist das erste Stück der Art auf und
erregte allgemeines Staunen. Die beiden Exemplare, die
jetzt in Berlin gezeigt werden, und von deren Erwerb der
glückliche Besitzer in der »Neuen Rundschau« unter der
Überschrift »Die Jagd nach Göttern« eine packende Schil-
derung entwarf, haben den großen Vorzug, daß über ihre
Herkunft und auch über ihr mutmaßliches Alter einiges
bekannt ist, da an ihrem ursprünglichen Standort eine In-
schrift von einer Reparatur berichtete, die schon im 16. Jahr-
hundert vorgenommen wurde. Man wird schließen, daß
die Statuen, als sie der Ausbesserung bedurften, bereits
ein ansehnliches Alter besessen haben. Immerhin muß
man vorsichtig sein und darf sie nicht ohne andere
zwingende Gründe zu weit hinaufdatieren, da sonstige
Analogien zunächst fehlen. Kenner behaupten, das
Material weise bestimmt in die T'ang-Zeit. Setzt man das
als richtig voraus, so geben uns diese Tonskulpturen aller-
dings eine ganz neue Vorstellung vom Stile jenes bisher
nur wenig bekannten augusteischen Zeitalters der chine-
sischen Kunst. Jedenfalls bilden diese Lohan, von denen
nur eine ganz kleine Zahl erhalten geblieben zu sein scheint,
ein hochwichtiges Sonderkapitel der chinesischen Plastik,
und man darf Perzynski dankbar sein, daß er uns die Be-
kanntschaft mit zwei ausgezeichneten Exemplaren der
Gattung vermittelt. Allein als technische Leistung sind
diese kolossalen glasierten Tonfiguren ganz erstaunlich.
Zudem sind es plastische Kunstwerke von hohem Rang.
Einfach und edel ist der Aufbau. Der energische und
scharf geschnittene Kopf des Torso ist von unheimlicher
Lebendigkeit. Die grünen und goldbraunen Töne der

Glasur fließen in einen zarten Schmelz zusammen. Noch
ist uns die Entwicklung der ostasiatischen Plastik ein Rätsel.
Von der archaisch befangenen Schönheit der Götter aus
der Wei-Zeit zu der königlichen Reife dieser Schüler des
Buddha, die wir in die späte T'ang-Zeit versetzen müssen,
führt kein sichtbarer Weg. Und die barocke Formen-
gebung der Darstellungen der Himmelskönige, von denen
die Sammlung ebenfalls zwei ausgezeichnete Beispiele in
gebranntem Ton enthält, sind ein Rätsel mehr für die
Rekonstruktion eines autochthonen Entwicklungsganges, der
offenbar überhaupt nicht vorausgesetzt werden darf. Der
Besuch von Perzynskis Sammlung aber ist nicht nur für
den lohnend, den die Probleme ostasiatischer Skulptur
interessieren, sondern für jeden, der Sinn hat für die
Schönheiten plastischer Kunst überhaupt.

Graz. XIV. Jahresausstellung des Vereins bilden-
der Künstler Steiermarks 1913. Diesmal ist es eine
Ausstellung, die wie kaum eine in unserer Stadt besucht
wird. An erster Stelle muß man die sonnendurchfluteten
Bilder Ludwig Dettmanns nennen, die man kaum wieder
vergessen kann. An Landschaften prächtig und von ihm in
ungewohnter Weise gemalt sind die obersteirischen Land-
schaften Ferdinand Pambergers. Alfred Zoff ist sehr gut
in nordischen sowie prachtvollen Meerstimmungen des
Südens vertreten. Aufsehen machten durch ihre Leiden-
schaftlichkeit die Arbeiten Pauluzzis und Konrad Belas.
Ein junger Maler Gollob tritt mit sehr heiteren Bildchen
vor die Kritik. Man möchte so manches in seinem Zimmer
hängen haben, so entzückend sind seine Marionetten und
Puppen. Baron Holzhausen bringt einige sehr gut beob-
achtete Werke mit vielen Feinheiten. Ebenso muß Wilhelm
Thöny aus München erwähnt werden, der flott malt und
mit wenigen Strichen viel zu sagen hat. Reich ist die Aus-
stellung an Plastiken. Ambrosi beweist seinen Fleiß mit
wirklich trefflichen Büsten, besonders sei die des Dichters
Rudolf Hans Bartsch genannt. Ferd. Tauß hat zwei größere
Marmorarbeiten mit viel lebender Wucht ausgestellt. Pro-
fessor Winkler, der längst gewürdigt wird, hat unter anderem
eine sehr gelungene Holzplastik geschaffen. Zu erwähnen
sind noch die Tierköpfe des Hugo Postl, sowie die heiteren

Arbeiten von Neuböck. Dr. Richard Schlossar.

Genf. Die Exposition des affiches im Musee
Rath. Eine an Wert und Herkunft bunt durcheinander ge-
würfelte, fast alle Pole der größten Verschiedenheiten auf-
weisende Sammlung von Plakaten vereinigt die Ausstellung.
Vom Besten, was die Plakatkunst je hervorgebracht, kann
man hier über tüchtige Arbeit, über die öde Mittelmäßigkeit,
die sich in diesem Kunstzweig breit macht, bis zu den
Schulbeispielen des Häßlichen, völlig Kunstlosen hinab-
dringen. Die Plakatkunst, wenigstens wie sie in dieser
Ausstellung überblickbar ist, macht allein jegliche auf-
steigende Entwicklungstheorie, den ganzen »Lamprechtis-
mus« zuschanden. Die ersten Anfänge, diejenigen, die
das künstlerische Plakat überhaupt erfunden haben, sind
heut noch unerreicht. Vor allem steht da der herrliche
Toulouse-Lautrec. Welch eine großzügige Männlichkeit
spricht aus den kühn und reich ausgefüllten großen Flächen.
Wie steht mit müdem, aber siegessicherem Ausdruck Aristide
Bruant, den roten Apachenschal um den Hals, fahlen
Blicks, auf dem Plakate seines Kabaretts! Ein Stück Ge-
schichte, ein künstlerisches, dichterisches und malerisches
Glaubensbekenntnis, und doch ein laut in den Großstadt-
lärm hineintönendes Plakat. Von den blonden und schwarzen
Köpfen des Divan Japonais, des Cafe Eldorado trennt man
sich wirklich schweren Herzens. Nicht annähernd hat die
Lithographie in der Hand irgend eines anderen Künstlers
die Steinkälte der Farbe so vollständlig überwunden, oder
 
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