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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Maas, Max: Archäologische Nachlese, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0131

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243

Personalien — Literatur

244

römischen Zeit gestanden, wie zahlreiche Weihungen
zu Ehren von Beamten und Statthaltern der Provinz
Creta-Cyrene bezeugen. Der Bau mit seinen Hallen,
Stelen und Ehrendekreten ist erst in byzantinischer
Zeit umgestaltet worden.

Aus dem, im Altertum mit zu dem griechischen
Kulturkreis gehörigen westlichen Kleinasien ist zu-
nächst über die Ausgrabungen bei und in Pergamon
berichtet. — Versuchsgrabungen wurden in Tschan-
darli (Pitane) gemacht, wo in den beiden ersten nach-
christlichen Jahrhunderten eine bedeutende keramische
Industrie blühte. Über die eigentlichen Ausgrabungen
in Pergamon, wo vor allem die Aufdeckung im
Osten des Oymnasions vollendet worden ist, wurde an
dieser Stelle früher berichtet. (Kunstchronik 1912/13,
Sp. 575/76.)

In Ephesus, der Domäne der Österreicher, wurden
bei der Untersuchung der sog. Doppelkirche vier Bau-
perioden unterschieden: ein antikes Gebäude, vielleicht
das Museion der Stadt, welches eine Länge von 265 m
und eine Breite von 32 m hatte; in der zweiten Bau-
periode wurde dem westlichen Teil des antiken Ge-
bäudes eine dreischiffige Basilika mit einer großen
Apsis im Osten eingebaut, welche Säulenbasilika zweifel-
los identisch mit der Marienkirche ist, in der das
ökumenische Konzil im Jahr 431 n. Chr. abgehalten
wurde; in die dritte Bauperiode gehört eine etwas
kleinere, im 6. Jahrhundert errichtete Kuppelkirche aus
Ziegelmauerwerk; in der vierten Bauperiode entstand
unter Verwendung der Apsis der ersten Basilika zwischen
dieser und der Ziegelkirche eine kleine dreischiffige
Pfeilerbasilika.

Über die letzte große Campagne in Didyma und
Miletberichtet H. Knackfuß an Georg Karo: Zunächst
wurden die Trümmermassen, welche die Cella des
Tempels des Didymaeischen Apoll seit dem Einsturz
desselben gegen Ende des 15. Jahrhunderts n. Chr.
bedeckten, zum Abschluß gebracht, und dabei kamen
wieder eine größere Anzahl Bauglieder zutage, welche
für die Rekonstruktion der Architrave, des Frieses und
der Pilaster dienen können. Im Innern der Cella be-
gann die Schuttschicht, die sich im Laufe des Mittel-
alters vor dem Einsturz des Tempels infolge der
byzantinischen Besiedelung gebildet hatte, etwa l^m
unterhalb des Abschlußgesimses der hohen Sockel wand.
Die Schuttmassen sind noch nichtvollständig abgeräumt;
es zeigten sich aber schon mehrere übereinanderliegende
ärmliche Wohnschichten und darunter die Reste einer
aus dem 6. Jahrhundert stammenden dreischiffigen
Säulenbasilika, deren Säulenschäfte verschiedenen an-
tiken Bauten entnommen und in ganz sinnloser Weise
benützt worden waren.

In Milet wurde nur noch an zwei Stellen ge-
graben. Eine kleine byzantinische Säulenbasilika des
hl. Michael wurde vollständig bloßgelegt, sie lag über
den Fundamenten eines kleinen hellenistischen Tempels.
Die andere Grabung galt einem noch nie näher unter-
suchten großen Grabbau, der im Westen der Stadt
unweit des Athenatempels auf einer kleinen Felsklippe,
mit einem Turm überbaut, daliegt. Die gefundenen
Bauteile lassen das eigenartige Bauwerk aus der späten

römischen Kaiserzeit zeichnerisch rekonstruieren. —
Knackfuß hat in diesem Herbst begonnen, das groß-
artige Unternehmen der Berliner Museen in Didyma
und Milet zum Abschluß zu bringen.

Aber die wichtigsten und ergebnisreichsten Aus-
grabungen sind sicherlich die der Amerikaner zu Sardes,
wo der große Artemistempel von einer zum Teil über
15 m tiefen Schuttschicht befreit worden ist. Die Ruine
ist nicht nur in ihrer Größe imposant; ganz singulär
ist die Anordnung der Säulen und von köstlicher Fein-
heit ihr Schmuck. Zwanzig jonische Säulen standen
an den Langseiten, acht an den Fronten. Durch eigen-
artige Disposition der Säulen, welche so weit vor dem
Pronaos stehen, daß zwischen ihm und den Anten je
zwei Säulen eingeschoben sind, bleibt vor dem Pronaos
ein großer Raum frei (17:13 m), der als hypaethraler
Vorplatz vor dem Haupteingang eine Art Lichtschacht
bildete. Eine Treppe führte vom Pronaos zu der
etwa 1,50 m höherliegenden Cella, die man durch
eine mächtige Tür betrat und deren Decke von je
sechs Säulen getragen wurde. Die zahlreich gefun-
denen, teilweise in wunderbarer Weise ausgeschmück-
ten Bauglieder erlauben eine fast vollständige Rekon-
struktion des Tempels, der aber jedenfalls bis an sein
Ende unvollendet geblieben ist; aber auch in diesem
Zustande ist er einer der schönsten Tempel Klein-
asiens, ein rein griechisches Werk im Barbarenlande.
— Aus frühchristlicher Zeit stammt eine vorzüglich
erhaltene kleine Kirche in der Südostecke des Säulen-
umgangs. Unter den Kleinfunden der Tempelgrabung
sind wichtig die lydischen Inschriften, darunter eine
Iydisch-aramäische Bilinguis von großer Bedeutung
durch ihre feste Datierung in ein Regierungsjahr des
Artaxerxes. Auch unter den griechischen Texten ist
ein 138 Zeilen langer Brief des Augustus an die
Stadt Sardes vom Jahre 4 v. Chr. historisch wichtig;
nach ihm muß der Zeustempel, den Alexander der
Große auf den Ruinen des Kroisospalastes errichtet
hat, im gleichen Temenos wie der Artemistempel ge-
sucht werden.

(Schluß folgt.)

PERSONALIEN
Oberbaurat Prof. Friedrich Ostendorf, Dozent für
Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe,
der von 1904—1907 als Professor für mittelalterliche Bau-
kunst an der Technischen Hochschule in Danzig lehrte, ist
soeben von der Danziger Technischen Hochschule zum
Doktoringenieur ehrenhalber ernannt worden.

LITERATUR

Archiv für Kunstgeschichte. Herausgegeben von Detlev
Frhrn. von Made/n, Hermann Voss und Morton Bernath.
Verlag von E. A. Seemann, Leipzig. Jährlich 4 Hefte
enthaltend 80 Lichtdrucktafeln mit Text. M. 36.—. 1913,
1. u. 2. Lieferung, Tafel 1—40.
Diese neue Publikation will im Gegensatz zu den be-
stehenden Fachzeitschriften unveröffentlichtes kunsthistori-
sches Studienmaterial unter Beschränkung des Textes auf
die notwendigsten sachlichen Angaben in guten Lichtdrucken
zugänglich machen. In welchem Sinne die Herausgeber
dieses Programm anzuwenden gedenken, zeigen die beiden
vorliegenden Lieferungen, deren jede 20 lose Tafeln größeren

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