DOI Heft:
Nr. 26 (11. April 1919)
DOI Artikel:Grautoff, Otto: Eine Geschichte der französischen Denkmalpflege
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0039
EINE GESCHICHTE
DER FRANZÖSISCHEN DENKMALPFLEGE
VON OTTO GRAUTOFF
533
TM vierten Kriegsjahre hat Paul Leon, Chef des »Service d'ArAitecture
T au Sous=Secretariat d'Etat des Beaux=Arts«, im Vertage von Henri Laurens
in Paris zum erften Mate eine GefAiAte der franzöfifAen Denkmatpßege
unter dem Titet: »Les monuments historiques, conversation, restauration«
herausgegeben, die in drei AbfAnitten: »Les Origines du Service des monu-
ments historiques«, »L'Organisation du Service des monuments historiques«
und »L'oeuvre du Service des monuments historiques« von ihren Anfängen
bis zur Gegenwart behandett.
Das PftiAtgefüh!, die nationalen Baudenkmäter zu tAützen und zu
pflegen, erwachte nach Paut Leon in Frankreich zuerft in dem Augenbtidc,
»ou te vandatisme revotutionaire menace d en arraAer du sot tes derniers
vestiges que fa contemptation des ruines accumutees eveitfe ta curiosite
pubtiqtte«. Die Revotutionäre haben in den franzötifAen Provinzen un-
zähtbare Bauten und Denkmäter verniAtet. AuA in Paris teiftete der Zer-
trümmerungswitte ertAredcende Arbeit. Aber während die repubtikanifAen
Kunftkommifkonen Königsdenkmäter und Kuttgegenftände verniAteten, trat
in Paris die erfte Kommiffion zum SAutz der nationaten Baudenkmäter zu-
lammen, deren konfervierende Tätigkeit fidi, wie. Leon beriAtet, nur auf
Paris und die unmittetbare Umgebung der Hauptftadt erftre&te. In dielen
Jahren, in denen kA die Franzofen wie verjüngte Römer fühften und der
antike Stit das Idea! des Bürgers verkörperte, erfolgte der erfte Sturm gegen
die gotitAen KirAen. Das Journat des bätiments civits forderte atten Brnftes
die Niedertegung »de ces miserabtes gothicites«. Wenn diefem Ruf auA
niAt Fotge geteiftet wurde, fo find doA im Zeitatter der Revotution durA
mangetnde Fürforge viete gotifAe KirAen verfatfen. Das änderte f)A unter
Napoteons HerrtAaft. Die Potitik des erften KaiferreiAs war auf die Er^
hattung der Baudenkmäter bedaAt. Aber erft die JutimonarAie hat einen
»Service des monuments historiques« ins Leben gerufen. Chateaubriand,
Guizot, Victor Hugo, Merimee und Montatembert we&ten in breiteren
Kreifen das Verftändnis für die Bauten des Landes. 1830 wurde dem
König die Ernennung Ludovic Vitets zum Infpecteur genera! des monu-
ments historiques vorgetAtagen. Mitte der dreißiger Jahre unternahm Guizot
den erften VerfuA einer Inventarikerung der Denkmäter,- aber die Inventar
riherungsarbeiten begannen naA tangen bureaukratifAen Verhandtungen erft
in den feAziger Jahren. Immer aber gefAah es noA, daß KirAen verbeten,
wertvotte Privathäufer niedergetegt und koftbare Skutpturen aus ihrem arAi-
DER FRANZÖSISCHEN DENKMALPFLEGE
VON OTTO GRAUTOFF
533
TM vierten Kriegsjahre hat Paul Leon, Chef des »Service d'ArAitecture
T au Sous=Secretariat d'Etat des Beaux=Arts«, im Vertage von Henri Laurens
in Paris zum erften Mate eine GefAiAte der franzöfifAen Denkmatpßege
unter dem Titet: »Les monuments historiques, conversation, restauration«
herausgegeben, die in drei AbfAnitten: »Les Origines du Service des monu-
ments historiques«, »L'Organisation du Service des monuments historiques«
und »L'oeuvre du Service des monuments historiques« von ihren Anfängen
bis zur Gegenwart behandett.
Das PftiAtgefüh!, die nationalen Baudenkmäter zu tAützen und zu
pflegen, erwachte nach Paut Leon in Frankreich zuerft in dem Augenbtidc,
»ou te vandatisme revotutionaire menace d en arraAer du sot tes derniers
vestiges que fa contemptation des ruines accumutees eveitfe ta curiosite
pubtiqtte«. Die Revotutionäre haben in den franzötifAen Provinzen un-
zähtbare Bauten und Denkmäter verniAtet. AuA in Paris teiftete der Zer-
trümmerungswitte ertAredcende Arbeit. Aber während die repubtikanifAen
Kunftkommifkonen Königsdenkmäter und Kuttgegenftände verniAteten, trat
in Paris die erfte Kommiffion zum SAutz der nationaten Baudenkmäter zu-
lammen, deren konfervierende Tätigkeit fidi, wie. Leon beriAtet, nur auf
Paris und die unmittetbare Umgebung der Hauptftadt erftre&te. In dielen
Jahren, in denen kA die Franzofen wie verjüngte Römer fühften und der
antike Stit das Idea! des Bürgers verkörperte, erfolgte der erfte Sturm gegen
die gotitAen KirAen. Das Journat des bätiments civits forderte atten Brnftes
die Niedertegung »de ces miserabtes gothicites«. Wenn diefem Ruf auA
niAt Fotge geteiftet wurde, fo find doA im Zeitatter der Revotution durA
mangetnde Fürforge viete gotifAe KirAen verfatfen. Das änderte f)A unter
Napoteons HerrtAaft. Die Potitik des erften KaiferreiAs war auf die Er^
hattung der Baudenkmäter bedaAt. Aber erft die JutimonarAie hat einen
»Service des monuments historiques« ins Leben gerufen. Chateaubriand,
Guizot, Victor Hugo, Merimee und Montatembert we&ten in breiteren
Kreifen das Verftändnis für die Bauten des Landes. 1830 wurde dem
König die Ernennung Ludovic Vitets zum Infpecteur genera! des monu-
ments historiques vorgetAtagen. Mitte der dreißiger Jahre unternahm Guizot
den erften VerfuA einer Inventarikerung der Denkmäter,- aber die Inventar
riherungsarbeiten begannen naA tangen bureaukratifAen Verhandtungen erft
in den feAziger Jahren. Immer aber gefAah es noA, daß KirAen verbeten,
wertvotte Privathäufer niedergetegt und koftbare Skutpturen aus ihrem arAi-