DOI Heft:
Nr. 36 (20. Juni 1919)
DOI Artikel:Beringer, Joseph August: Aus dem Karlsruher Kunstleben
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0251
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AUS DEM KARLSRUHER KUNSTLEBEN
VON JOS. AUG. BERiNGER
QEIT zehn Jahren krifelt es im Karlsruher Kuntleben. Von SAmid^Reuttes
^3 Ausmeiden an, von Ferdinand Kellers Zuruhefetzung und Thomas RüA-
tritt vom Lehramte an (was alles noch vor die Kriegszeit fällt), feit SAön-
!ebers und Trübners Tod (in den Kriegsjahren) gift die Karlsruher Kunt-
akademie als im RüAgang begriffen. Die eigentlichen Urfachen der oft erregten,
öffentlichen kritifAen Verlautbarungen find aber einesteils in den während der
Kriegszeit immer wieder hinausgelAobenen Befetzungen erledigter Lehrtellen
begründet, auf die einige aus der Akademie hervorgegangene Küntler HA
Hoffnung machten, andernteils in der von der Regierung geplanten Neuorgani-
fation der KuntgewerbelAule und der Akademie, die bisher zwei vermie-
denen Miniterien unterteilt waren. Die vorige Regierung vertrat den Stand-
punkt, daß, nachdem Kellers Stelle mit Prof. Buhler befetzt worden war,
Thoma, Schönleber und Trübner doch fehr fchwer durch gleichwertigen Erfatz
ergänzt werden könnten, und daß daher ert das Kriegsende abzuwarten fei.
Inzwilchen hat die Regierung geweAfelt,- die Aufgabe für die Akademie
ift aber geblieben, und dazu hat lieh noch das weitere Problem gefeilt, wie
die Kuntakademie mit der KuntgewerbelAule in Verbindung gebracht und
wie der Lehrbetrieb an diefen jetzt dem Kultusminiterium unterteilten An-
taten verteilt werden foile, eine Aufgabe, die in ganz Deutfddand von ganz
verlchiedenen Standpunkten aus beurteilt und auch gelöt werden muß.
Das andere kritithe Feld liegt auf dem Gebiete des Austellungswefens.
Der Badilche Kuntverein hat lieh in traditioneller Weife auf konfervative
Austellungsgebiete zurüAgezogen. Diefes grundfätzliche Verhalten, vielleicht
bedingt durch die Haftung, die auA der bislang am Karlsruher und am
badilAen Kuntleben wefentliA beteiligte Hof innehielt, hat zu einer Art Se-
zefhon feitens der jüngeren KüntterlAat, hauptläAliA von Trübners An-
hängern, geführt. Sie hat in der Kunthandlung »Galerie Moos« demontrativ
gegen den Kuntverein Steifung genommen und — was fehr wefentliA in
die Wagmale tel — Verkaufserfolge erzielt, die, naA Meinung der Aus-
telfer bei Moos, im Kuntverein nie erreiAt worden wären. DurA einige
wenig glü&liAe Maßnahmen feitens des Kuntvereins it der Austritt Thomas
aus dem Kuntvereinsvortand veranlaßt und die Antigonie zwilAen Kunm
verein und Galerie Moos noA vertärkt worden.
In gleiAer Weife hat die Bilderauswahl zur Baden=Badener Austeilung,
wie te von einer im allgemeinen niAt beliebten Küntlergruppe geübt und
vielleiAt in einzelnen Fällen einfeitig und eigennützig ausgeführt wurde, unter
den badifAen Küntlern vielfaA zu Bethwerden und, da diefe niAts fruA-
teten, zur Verweigerung der BefAi&ung geführt.
Nr. 36. 20. VI. 19
AUS DEM KARLSRUHER KUNSTLEBEN
VON JOS. AUG. BERiNGER
QEIT zehn Jahren krifelt es im Karlsruher Kuntleben. Von SAmid^Reuttes
^3 Ausmeiden an, von Ferdinand Kellers Zuruhefetzung und Thomas RüA-
tritt vom Lehramte an (was alles noch vor die Kriegszeit fällt), feit SAön-
!ebers und Trübners Tod (in den Kriegsjahren) gift die Karlsruher Kunt-
akademie als im RüAgang begriffen. Die eigentlichen Urfachen der oft erregten,
öffentlichen kritifAen Verlautbarungen find aber einesteils in den während der
Kriegszeit immer wieder hinausgelAobenen Befetzungen erledigter Lehrtellen
begründet, auf die einige aus der Akademie hervorgegangene Küntler HA
Hoffnung machten, andernteils in der von der Regierung geplanten Neuorgani-
fation der KuntgewerbelAule und der Akademie, die bisher zwei vermie-
denen Miniterien unterteilt waren. Die vorige Regierung vertrat den Stand-
punkt, daß, nachdem Kellers Stelle mit Prof. Buhler befetzt worden war,
Thoma, Schönleber und Trübner doch fehr fchwer durch gleichwertigen Erfatz
ergänzt werden könnten, und daß daher ert das Kriegsende abzuwarten fei.
Inzwilchen hat die Regierung geweAfelt,- die Aufgabe für die Akademie
ift aber geblieben, und dazu hat lieh noch das weitere Problem gefeilt, wie
die Kuntakademie mit der KuntgewerbelAule in Verbindung gebracht und
wie der Lehrbetrieb an diefen jetzt dem Kultusminiterium unterteilten An-
taten verteilt werden foile, eine Aufgabe, die in ganz Deutfddand von ganz
verlchiedenen Standpunkten aus beurteilt und auch gelöt werden muß.
Das andere kritithe Feld liegt auf dem Gebiete des Austellungswefens.
Der Badilche Kuntverein hat lieh in traditioneller Weife auf konfervative
Austellungsgebiete zurüAgezogen. Diefes grundfätzliche Verhalten, vielleicht
bedingt durch die Haftung, die auA der bislang am Karlsruher und am
badilAen Kuntleben wefentliA beteiligte Hof innehielt, hat zu einer Art Se-
zefhon feitens der jüngeren KüntterlAat, hauptläAliA von Trübners An-
hängern, geführt. Sie hat in der Kunthandlung »Galerie Moos« demontrativ
gegen den Kuntverein Steifung genommen und — was fehr wefentliA in
die Wagmale tel — Verkaufserfolge erzielt, die, naA Meinung der Aus-
telfer bei Moos, im Kuntverein nie erreiAt worden wären. DurA einige
wenig glü&liAe Maßnahmen feitens des Kuntvereins it der Austritt Thomas
aus dem Kuntvereinsvortand veranlaßt und die Antigonie zwilAen Kunm
verein und Galerie Moos noA vertärkt worden.
In gleiAer Weife hat die Bilderauswahl zur Baden=Badener Austeilung,
wie te von einer im allgemeinen niAt beliebten Küntlergruppe geübt und
vielleiAt in einzelnen Fällen einfeitig und eigennützig ausgeführt wurde, unter
den badifAen Küntlern vielfaA zu Bethwerden und, da diefe niAts fruA-
teten, zur Verweigerung der BefAi&ung geführt.
Nr. 36. 20. VI. 19