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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 41 (25. Juli 1919)
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Schapire, Rosa: Paula Modersohn-Becker$von Rosa Schapire
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0371

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865
PAULA MODBRSOHN=BBCKER
VON ROSA SCHAPIRE
T^* AÜM zweiunddreißig Jahre alt, Itarb Paula Moderfohn^Be&er im No-
l\-vember 1907. Ihr Name war in DeutlAland ganz unbekannt. Die
wenigen Verfuche, die He gemacht hatte, um in Bremen auszultellen, hatten
eine fo törichte Aufnahme bei der Kritik und einen fo geringen Widerhall
in der ÖffentliAkeit gefunden, daß die Künltlerin HA kheu zurü&gezogen
hat. Selblt ihr englter Freundeskreis wußte kaum um ihr SAaffen. Bei ihrer
erften Begegnung mit Hoetger in Paris verlAwieg He ihr Künltlertum ängft-
liA, Vogeler, mit dem He perfönliA befreundet war, kannte, folange He
gelebt hat, ihre Bilder aus eigener AnfAauung niAt, dabei war er der erlte,
der, ihre Bedeutung erkennend, naA ihrem Tode leidenlAaftliA werbend für
He eingetreten ilt. Auf den NaAlaßausltellungen verlAwanden ihre Bilder,
naAdem He kaum gezeigt worden waren, in Privatfammlungen — in Worps^
wede bei Hoetger, in Biberfeld beim Freiherrn von der Heydt, in Hannover
bei Herrn. Bahlfen — von öffentliAen Galerien beHtzt nur das Folkwang^
Mufeum in Hagen ihr ekltatilAes Selbftbildnis mit dem Kamelienzweig und
und die Bremer Kunlthalle außer drei AarakteriltilAen Stilleben das phan-
taltilA großartige Bild einer alten Armenhäuslerin. Eine ihrer großartigften
Varianten des Themas s-Mutter und Kinde: ilt neuerdings als Leihgabe in
die Hamburger Kunlthalle gekommen. So kam es, daß die Künltlerin äußere
halb NordweltdeutlAlands bis vor kurzem kaum bekannt war, erlt die Ver-
öffentliAung ihrer TagebüAeH) hat lebhaften Widerhall gefunden und fetzt
wird Paulis Ichönes, vorzügliA ausgeHattetes BuA*> HAerliA dazu beitragen,
ihrer Kunlt neue Breunde zu gewinnen.
Paula Moderfohn=Bedcers Leben begann im übliAen Geleife der wohL
behüteten höheren To Ater. Spät erlt ahnt He ihre eigene Bedeutung. Als
He 1901 mit feAsundzwanzig Jahren Otto Moderfohn geheiratet hat, war He
noA voll Bewunderung für die »großen^ Worpsweder. Der tragilAe Kon-
flikt in ihrem Leben foflte einfetzen, als He, auf der SuAe naA HA felblt,
ihrer Umgebung künftlerilA entwaAfen war und der Drang naA eigenem
SAaffen ftärker wurde als die Bande, die He an Mann und Haus gefelfelt
haben. Paris wird ihr zum künltlerilAen Nährboden, die Berührung mit der
Kunft von Cezanne und Gauguin — beide Namen fehlen in den in den
1) Paula Be&er^Moderfohn, Briefe und Tagebudiblätter. Gütdenkammer 111 1913.
Erweitert in Buchform: )>Eine Künftlerinc, herausgegeben von S. D. Gallwitz, Hannover-
Bremen 1917.
2) Guftav Pauii: Paula Moderfohn = Be&er. I. Band der von Carl Georg Heile
herausgegebenen Sammlung »Das neue Bitd«. Kurt Wolff Vertag, Leipzig 1919.
 
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