Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

DOI issue:
Nr. 28 (25. April 1919)
DOI article:
Kauffmann, Hans: Kieler Brief
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0078

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
572

KIELER BRIEF
VON HANS KAÜFFMANN

T"AER im Mai 1918 verdorbene Geh. Juftizrat Prof. Dr. Albert Hänel
-L^zu Kiel hat feine Kunßfammlung dem SAleswig-Hollteinißhen Kunh-
verein in Kiel letztwillig vermaAt: feine Graphik famt einer kunlthiltorilAen
Bibliothek für das KupferftiAkabinett, feine Biider für die Gemätdefammlung.
Diefem Erbe feines einzigen langjährigen Vorßtzenden verdankt der Kieler
Kunltverein eine erhebliche Bereicherung und einen namhaften Auflehnung
feines Beßtzes.
Der Kunftfreund Albert Hänel hat nicht nach einem bewußten Prinzip
oder aus Vorliebe für einen beltimmten Künltlerkreis gefammelt, aber mit
glüddiAem Empfinden Meifterwerke deutlAer Malerei verlchiedener SAulen
und Stile des 19. Jahrhunderts erworben. Diefe Mannigfaltigkeit des Ver-
maAtnides wurde für feine Einordnung in die alten Behände der Kunlthalle
beltimmend: man hielt die ^Sammlung Hänel« niAt gekhlolfen beifammen,
fondern verteilte die Bilder über die Säle und ließ ße, ausgezeiAnet mit dem
Namen ihres Stifters, in dem Gefamtbeßtz der Kunlthalle aufgehen. Damit
ein organifAes Ganze des durA die Hänelftiftung gekrönten Stammes ent^
Itände, war eine umfalfende Neuordnung der Galerie erforderliA. Sie wurde
von dem Vorftzenden des Kunltvereins Prof. Dr. Graf Vitzthum in Angriff
genommen. Im März diefes Jahres konnte die Kunlthalle dem öffentliAen
BefuA wieder freigegeben werden, aus einer feither kaum nennenswerten
der Gunlt des Zufalls entfprolfenen Sammlung ift ße zu einer fyltematikhen
von allgemeinem Interelfe aufgerüdet. Wie ihr Neubau der unermüdliAen
Förderung Albert Hänels dereinlt zu danken war, huldigt ße nunmehr dem
dauernden GedäAtnis diefes mit der GelAiAte der Provinz SAleswigMfolltein
tief verwurzelten Patrioten, Gelehrten und Kunltfreundes.
Die Gemätdefammlung des Kunltvereins ilt in den erlten drei Ober!iAt-
fälen und vier Seitenkabinetten des 1. Sto&werkes der Kunfthalle — je zwei
zurückliegende OberliAt^ und Seitenräume blieben künftigen Wanderaus^
Heilungen Vorbehalten — und in der SaalfluAt des 2. Gekhoffes unterge-
braAt worden. Im 2. StoAwerk fanden Werke geringerer Qualität oder
mäßigerer Erhaltung ihren Platz, darunter immerhin auA wertvolle StüAe,
z. B. eine im Ton leider lAon etwas verfunkene xAbendlandlAaft« von
P. W. Keller-Reutlingen. KunßhißorifAes Interelfe darf ein Jugendgemälde
des ArAifekten Peter Behrens beanfpruAen: eine Partie HoAwald vor
blutrotem Abendhimmel der untergehenden Sonne,- ihre Farbenglut verzehrt
die dunkeln Silhouetten der Baumltämme und wirkt mit der Intenßtät durA^
leuAteter Glasgemälde. Neben Anton v. Werners »Moltke vor Paris«
 
Annotationen