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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 37 (27. Juni 1919)
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Mayer, August Liebmann: Zum Kapitel "Aufgaben Bayerischer Kunstpolitik"
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0278

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772

ZUM KAPITEL
»AUFGABEN BAYERISCHER KUNSTPOLITIK«
VON A. L. MAyBR
Tn den »Münchener Neuelten Nachrichten« hat Wilhelm Haufenitein unter
I dem Titel »Aufgaben bayeriiAer Kunitpoiitik« eine Reihe von Auffätzen
veröffentiidit, die eine Fütie wiAtiger, zum Teil fAon des öfteren diskutierter
Fragen und eine Menge neuer VoriAiäge enthaiten. Ich giaube es nicht
unterialfen zu dürfen, hier auf einige der von Haufenftein aufgeworfenen
Fragen und kurz formuiierten Vorfditäge und Anregungen einzugehen und
ich möchte zunäAit auf diejenigen Dinge zu fpreAen kommen, die auch für
die Lefer außerhalb der weiß=biauen Grenzpfähte von Interelfe find.
IA beginne mit dem Kapitei »Mufeumspolitik«. Haufenitein bedauert,
daß die bisherigen foziaiiitifAen Regierungen iiA fo wenig um mufeaie Fragen
gekümmert haben. Man darf aber froh fein, daß in dem eriten haiben Jahr
der jungen bayerifAen Repubiik niAt auA auf diefem Gebiet graufam diiet-
tiert worden iit. Haufenitein wünfAt freien Eintritt in die Mufeen für jeder-
mann und zu jeder BefuAszeit. Das iit gewift ein eritrebenswertes Ziei
und feine Erfüfiung würde uns aiie freuen. Aber Haufenftein überheht,
daß die Eintrittsgeider heute für die Unterhaitung und den Ausbau der
MünAener Sammlungen mehr denn je notwendig find. Ob der Landtag das
Budget für biidende Kunft im aiten Umfang bewiifigen kann, erfAeint mir
keineswegs fo fiAer, ebenfowenig, ob die Regierung bei aii der betonten
Liebe zu Kunft und Künitiern das Budget in der aiten Höhe überhaupt auL
fteiien wird. Soifte dies doA mögiiA fein, fo bieiben die Eintrittsgeider naA
wie vor ais wiAtiger Poiten in die ReAnung miteinbezogen. Vor allem aber
werden in Zukunft die kunitfreudigen Spender und Stifter noA iAwerer zu
finden fein, ais in den Zeiten, da in Bayern niAt nur ReiAtum noA herrfAte,
fondern Titei und Orden vergeben wurden. Es muß betont werden, daß
das bayeriiAe Großkapitai nie auA nur annähernd derart für biidende Kunft
zu interefiieren war, wie in Beriin oder am Rhein. Im übrigen wird das
werktätige Voik durA die Eintrittsgeider keineswegs geiAädigt/ denn an den
Tagen, da die ArbeiterfAaft in die Mufeen gehen kann, iit der Eintritt frei.
Außer den Sonn^ und Feiertagen und MittwoA ift jetzt auA der Samstag
freier Eintrittstag. Künitier, Studierende und Leute, die kA ais Kunitfreunde
ausweifen, erhaiten fAon von jeher Karten, die zu freiem Eintritt bereAtigen.
Man veriteht die Betonung des foziaien Standpunktes bei Haufenftein fehr
wohi, da er ja feit Jahren eingefAriebenes Mitgiied der Partei iit. Man kann
bei ihm niAt von foziaien Phrafen reden, wie bei vieten andern, die erft naA
dem 7. November 1918 ihr foziaies Herz entdeAt haben, wenn he auA heute
 
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