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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 40 (18. Juli 1919)
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Zimmermann, Max Georg: Das Deutschtum in der Kunst Tirols: zur gleichnamigen Ausstellung im Beuth-Schinkel-Museum der Technischen Hochschule zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0342

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836

DAS DEUTSCHTUM IN DER KUNST TIROLS
ZUR GLEiCHNAMIGEN AUSSTELLUNG iM BEUTH=SCHINKEL=MLiSBUM
DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZU BERLIN
VON MAX GG. ZIMMERMANN
TT"" EIN aus dem DeutfAen ReiA kommender Wanderer wird in Tirot bis
I N zur italienifAen SpraAgrenze die Empfindung haben, in ein neues ethnilAes
und Kuiturgebiet eingetreten zu fein, und auA nördliA und füdliA der Paß-
höhe des Brenners wird er in diefer Beziehung keinen durAgreifenden Untere
lAied bemerken, ja felbit niAt bei Bozen und Meran, wo Klima und Vege-
tation tAon eine füdtiAe Färbung angenommen haben. Erft in den füdliAften
Teilen Tirots, an der Brennerltraße bei der Mündung des Nonstals in das
EtfAtal, tritt uns das italienilAe Volkstum entgegen. Daß dem feit vieten
Jahrhunderten fo gewefen ift und daß diefes tief im Lande und im
Voike verwurzelt ift, foll die Ausheilung von Abbildungen naA alttiroler
Kunftwerken der ArAitektur, Plaftik, Malerei und des Kunltgewerbes zeigen,
die der Verfalfer diefer Zeiten im Beuth=SAinkeLMufeum veranftaltet hat
und in die er die BefuAer durA eine kleine DruAlArift einführt.
Tirol ilt feit alter Zeit ein DurAgangsland zwikhen DeutiAland und
Italien und auf den Hauptftraßenzügen über Finftermünz^Meran und den
Brenner wogte ein lebhaftter Verkehr hin und her. Daher ilt es niAt ver-
wunderiiA, daß er fo manAe BeeinHuffung in den Künlten mit hA braAte,
eher, daß das Wefen der Tiroler Kunlt fo wenig davon berührt wurde.
Das ftädtifAe Bürgerhaus, durAweg Steinbau, ilt eine DurAdringung
deutfAer und italienifAer Elemente, von denen die erlteren überall die Grund-
lage, die letzteren, je weiter naA Süden defto ftärker, die Abwandelungen
abgeben. ItalienifA ilt es, daß meift niAt die SAmalfeite fondern die Breit-
feite des Haufes naA der Straße fteht, daß die DäAer wenig geneigt und
durA Brültungsmauern, Anfangs mit Zinnen, fpäter mit Gehmfen ablAließend,
verde&t find, daß das ErdgefAoß naA dem Vorbilde der oberitalienifAen
Säulen= und Bogengänge HA naA der Straße in »Lauben« öffnet, daß naA
den Höfen zuweilen offene Galerien vorhanden find, daß Vorplätze und
Gänge geräumig find und die Zimmer auf einen großen Saal münden, in
dem HA das gemeinfame Leben abfpielt. Alle diefe Elemente werden aber
fo umgearbeitet, daß die Gefamt^ wie die EinzelerfAeinung der des deutfAen
Haufes nahe bleibt, indem namentliA der kleine, unmonumentale Maßftab,
die malerifAe Unregelmäßigkeit, die fAliAte BinfaAheit der wenig profilierten
Umrahmungen und anderer Einzelheiten beibehalten wird und das Ganze auf
einen gemütliA behagliAen Grundton abgeftimmt wird. Das am meiften in
die Augen fallende deutfAe Element aber Hnd bis in den Süden des Landes
 
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