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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

DOI Heft:
Nr. 42 (1. August 1919)
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Mayer, August Liebmann: Münchener Brief
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0397

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891

MÜNCHENER BRIEF
VON A. L. MAYER
T TNSBRE Kunhhandlungen beglüAen uns heuer niAt gerade in reiAem
Maße mit wertvollen Koüektivausltellungen. Das mag zum guten Tei
durA die UnhAerheit der potitifAen und durA die Ungunft der Verkehrs^
verhältnilfe veriAuidet fein. Was man in MünAen in näAiter Zeit vor altem
zu fehen wünfAt, find Ausheilungen von Werken Purrmanns, KokofAkas,
Lehmbru&s und PeAheins. Neben einer Ausheilung von ZeiAnungen
Ktimts bei Cafpari, die in ihrer Wiener MitAung von Erotik und kunft-
gewerbliAer Ornamentik keinen ungetrübten Genuß boten, und einer Aus-
hellung des reAt mittetmäßig talentierten Exprefhoniften Atbert BtoA bei
Gottz, detfen Bilder, abgefehen von einem gewilfen koloriftilAen Reiz, der
namentliA in dem Opaiilieren der Farben liegt, durA die harke Divergenz
von Wollen und Können, durA einen harken illultrativen Zug, einen geradezu
genremäßigen Charakter auffielen, wußte nur eine große SAau moderner
deutlAer Graphik bei Thannhaufer hark zu felleln. In dem löbliAen Be-
Itreben, mögliAlt gründliA zu fein, und einen umfalfenden ÜberbliA über
das gefamte graphilAe SAaffen der jüngeren deutlAen Künftler zu geben,
war man fah zu weit gegangen und hatte niAt nur, abgefehen von manAem
zweitklafhgen entbehrliAen, eine Reihe von Blättern verdorbener Maler
ausgeltellt, die im Rahmen diefer Ausheilung niAts zu fuAen hatten, wie
Spitzweg, Haider, Helmer ufw., fondern man hatte die Wände des großen
OberliAtfaals mit Graphik der verfAiedenften Art förmliA tapeziert. Er-
1Awerte diefes etwas barbarilAe Verfahren den Genuß der einzelnen Blätter
in unnötiger Weife, fo ilt man doA für diefe MonltrelAau fehr dankbar,
weil gerade ein ÜberbliA über die Fülle des hier Gebotenen mit überralAen-
der DeutliAkeit offenbarte, daß von unferen jüngeren Künltlern auf dem
Gebiet der SAwarz=Weißkunft unverhältnismäßig viel ErfreuliAeres, Qualität-
volleres und PerfönliAeres geleiltet wird, als auf dem Gebiet der Malerei.
Gar manAer, der als Maler glaubt, einer gewilfen Manier folgen zu mülfen,
und feine HandlArift oft unbewußt zu fehr der eines anderen angleiAt,
fAreibt mit der Feder, als Lithograph, Radierer und HolzfAneider unverltellt
und frifA feine eigene HandlArift und feinen perfönliAen Stil. Ein befonders
typilAes Beifpiel ilt Otto Kopp, der HA in feinen Radierungen und Litho-
graphien von dem hörenden Bann fremder Vorbilder ganz befreit hat. Wie
gefagt, find alle nur halbwegs tüAtigen, modernen Graphiker vertreten. Unter
den weniger bekannten verhehen es namentliA Hettner, SAorling und Büttner,
die Aufmerkfamkeit auf hA zu lenken.
 
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