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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

DOI Heft:
Nr. 45 (5. September 1919)
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Glaser, Curt: Kunstausstellung Berlin 1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0467

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961

KÜNSTAUSSTELLUNG BERLIN 1919
VON CURT GLASER
/ ^BGBN Ende des vorigen Jahres wurde an diefer Stehe ein eingehend
begründeter VorfAlag für die Neuorganifation des Berliner AusheHungs-
wefens veröffentliAt. Es wurde ein Plan entwickelt, wie durdi ein allen
Interelfen gereAt werdendes Statut für die Große Kunltausltellung der zu-
nehmenden Zerfplitterung der KünhlerlAah durA immer neue Vereinsgrün-
dungen wirkfam entgegengearbeitet werden könnte. Der Grundgedanke war,
daß für die gemeinfame Ausheilung die hemmenden SAranken der Künhter-
Vereinigung fallen follten. Es folite hier wieder ein gemeinfamer Boden ge-
1Aaffen werden, eine neutrale Stelle, an der auA diejenigen HA wieder
treffen könnten, die im Leben durA die vergiftende Atmofphäre des Vereins-
lebens voneinander getrennt worden waren.
Es ift anders gekommen. Die gemeinfame Ausfüllung kam dank der
vermittelnden Tätigkeit des Minifteriums zuftande. Aber innerhalb des Haufes
behebt die reinliAe SAeidung naA Gruppen und Vereinen weiter. Es wurde
niAt eine Ausheilung veranftaltet, fondern deren vier unter einem gemein-
famen DaAe. So beftehen die alten Rivalitäten weiter, und he haben ftA
eher noA verfAärft, da die räumliAe Nähe einen Anreiz zu heftigerem Wett-
bewerb bildet. Wäre es ein Wettbewerb derKunft, fo wäre es nur zu be-
grüßen. Aber es ift wieder niAts anderes als ein Wettbewerb der Vereine,
die einander zu übertrumpfen und fiA gegenfeitig die Anhänger ftreitig zu
maAen fuAen.
Es kommt dazu, daß diefe Ausheilung auA darum zum Mißlingen ver^
urteilt fein mußte, weil he viel zu eilig vorbereitet wurde, und weil die
meihen gerade der Beiten kA fAon vorher in den Ausheilungen der Se-
zefkonen und der Akademie verausgabt hatten. So fehlen viele wiAtige
Namen ganz. Von Liebermann find nur ein paar gewiß fAöne Paftelle zu
fehen. Purrmann und Slevogt vermißt man. Andere find nur mit bekannten
älteren Arbeiten vertreten. Dafür muß die zweite und dritte Garnitur der
Mitglieder herhaften, um den Raum zu füllen, der einmal zur Verfügung hand.
Notwendig leidet auA darunter der EindruA des Ganzen. Die Aus-
hebung gibt keineswegs ein Bild deffen, was heute gefAaffen wurde, fondern
he ih ein Spiegel des Parteiwefens, das mehr noA als den kundigen Be-
fuAern der Häufer am Kurfüritendamm denen, die aus alter Gewohnheit
den Glaspalah auffuAen, gleiAgültig fein kann. Aber damit gerade hätte
man reAnen follen, daß man in diefem Haufe einem anderen und breiteren
Publikum gegenübertrat, daß Gelegenheit geboten war, vor einer größeren
ÖffentliAkeit für die Behrebungen der Jugend zu werben, und daß man die
behen Leihungen heraushellen mußte, wollte man mit einem Erfolge reAnen.
 
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