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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 29 (2. Mai 1919)
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Literatur / Notizen / Kunstmarkt / Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0099

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593

LITERATUR

EINE NEUE FRANZÖSISCHE
KUNSTZEITSCHRIFT.
Im März 1918 erfAien das Heft Nr. 1
einer franzöhfAen KunhzeitfArift, deren
erfter Jahrgang jetzt gefAfoffen vorfiegt,
zur Giofilerung auffordernd. Der Titel,
programmatifA zugefpitzt )>La Renaissance
de l'art franqais et des industries de luxe«,
läßt einen nicht rein neutra) kunhbetraA-
tenden Inhalt unfAwer vermuten. Die
ZeitfArift dient denn auA einer Tendenz;
he ih niAt alfein betont />antiboAe«, he
prokfamiert auA über ahe ententihifAe
Kunftübung hinaus die franzöhfAe Kunft
als die von Anfang überfegene, der nur
die Franzofen fefbh »HA ftets gehräubt
haben, den erlten Platz in der afigemeinen
EntwiAfung einzuräumen, indem he zu-
viel naA fremder Kunft gefAieft haben.«
Es ift dabei zu bemerken, daß das Bfatt
niAt afs (AneHbereiter Künder franzö^
hfAen Endtriumphes ad hoc hergeriAtet
wurde: es ift aus einer Zeit weAfelnder
Erfofge geboren, beftimmt, den nationalen
Gedanken trotz oder viefmehr wegen der
äußeren Bedrängniffe zu harken und zu
pflegen. ViefieiAt, daß die ewig gleiAe
Pofaune reinpoiitifAer Zeitungspropaganda
die Ohren der Hörer ein wenig abgenutzt
hatte, fo daß es^ an der Zeit fAien, ge-
broAenere Töne anzufAfagen: Patriotis^
mus, neu fAmaAhah gemaAt durA das
Medium der Kunft.
Afs Herausgeber der ZeitfArift zeiAnet
Henri Lapauze, die »Kunhpofitik« ver^
tritt in erfter Linie Arfene Alexandre, der
Verfaher der DenkfArift »Les monuments
franqais detruits par fes Affemands«, ein
reAtes Beifpief HeifAgewordener xPropa-
ganda«. Daneben heuerten Einzefauffätze
bei u. a. Pierre de Nofhac, G. Geoffroy,
Cfouzot, Enfart, Duret/ Leandre Vaiffat
fieferte Beiträge zur Bauernkunh/ ein ano-
nymer Chronih verzeiAnet affmonatfiA
im >Carnet d'un curieux« das Neuehe
in Kunfthande) und Kunhperfonafien,- eine
Anonyma )>Arthemise« beriAtet über
s>L'art et fa mode«. Der äußere An^
bfidc der ZeitfArift ih der bei franzöhfAen
Pubfikationen gewohnte konfervativ=efe-
gante, ohne Prätenhon des gewofft KünfL

ferifAen, das gfatte ygeftriAene« Papier
bringt die Zinkätzungen trefffiA zur Gel-
tung.
In der Fofge fei der Inhaft der wefent-
fiAen Auffätze kurz referiert: es hnd im
affgemeinen kaum neue ForfAungsergeb-
niffe mitzuteilen, doA bringen die Ab-
bifdungen erwünfAtes Materiaf.
Aus dem Mittefafter pubfiziert Enfart
die Rehe derKathedrafe vonTerouanne/
1130 gehiftet, wurde he 1553 zerhört
durA kaiferfiAe Truppen, die in der
Mehrzahf aus deutfAen Reitern behänden,
jener &uftime abjection de fa brüte humaine,
eterneffe terreur du monde«. IA notiere
aus der Hauptbauperiode der Kathedrafe
— um 1270—80 — die grotesken Dar-
heffungen des Ffiefenbodens und einen
edfen antikifAen Frauenkopf. — Im Früh-
jahr 1918 fand im Paviffon de Marsan zu
Paris eine Aushebung von NaAbildungen
frühfranzöhfAer Wandmafereien ftatt; die
^Renaissance« druAt dazu das Katafog-
Vorwort (von Frantz = Marcous) ab und
ifluhriert es mit bezeiAnenden Beifpiefen.
Da die Denkmafe franzöhfAer Monu-
mentafmaferei im Originaf meih Awer zu
erreiAen und AfeAt hAtbar hnd, zudem
händig durA Abfpfittern und Verbfaflen in
ihrerErhaftung bedroht, haben die » Ar Aives
des monuments historiques« eshAzur AuD
gäbe gemaAt, ein mögfiAh volfhändiges
Corpus von Abbifdern zufammenzuheffen.
— Bei Bergungsarbeiten an der Kathedrafe
von Rheims fanden hA am Nordportaf
unter einer Boiferie des 17. Jahrhunderts
zwei bisher unbeaAtete männfiAe Sta-
tuen, die eine intakt, die andere durA
eine Granate zertrümmert. Das erhabene
Stüde zeigt einen jugendfiA bartfofen
Kopf mit gefo&tem Haar auf gedrungener
Gehaft, die Redite ih wie zum Opfern
erhoben, das Gewand fließt in gfatten
Paraffeffaften herab/ um die SAuftern
fAfingt hA ein reiAfaftiges TuA, das von
der — bedeAten — Linken gehaften wird.
Der hohe SoAef trägt Laubornament.
Die Behimmung des Referenten — Rob.
Linzefin — auf das 16. Jahrhundert hützt
hA vermutfiA auf urkundfiAe Unterfagen,
fonh würde man naA den Abbifdungen

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