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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 33 (30. Mai 1919)
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Tietze-Conrat, Erica: Die gotischen Formmodel und die Sammlung Figdor
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Notizen / Kunstmarkt / Versteigerungs-Ergebnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0198

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()Q2 Die gotifchen Formmodef und die Sammlung Figdor — Notizen
auch nicht erfetzen könnte. Befonders nicht das Mufeum der Zukunft! Die
Demokratiherung der Mufeen Helft diefe vor völlig andere Aufgaben. Ihre
Wirkung muß ins Breite gehen, ihre Mitte] muffen, um nicht zu verwirren,
vereinfacht werden, müßen, um der Maffe Eindruck zu machen, verftärkt
werden. Über dem Mufeumsleiter der Zukunft fleht wieder die Maffe, der
er Rechenfchaff geben muß. Wie nahe muß das Ziel geltedct fein, das die
Maffe gehen !äßt! Gewohnt für den Tag zu arbeiten, für den Tag zu ver-
dienen, für den Tag zu genießen, wird Re fAwerliA die entfagungsvohe Saat
für ferne Zukunftsernten geftatten. Bode beginnt feine Widmung: )>Sie werden
Reh kaum noch erinnern, daß Sie mir vor ba]d vier Jahrzehnten . . .« Es ilt
fdion heute wie das Es=war-einmat einer entfehwundenen Märchenwelt.

NOTIZEN

NEKROLOGE
In London ift kürztich der bekannte
KunHfammler und Händter C h a r ! e s
Fairfax Murray im After von etwa
70 Jahren geHorben. Murray war der Sohn
eines Arbeiters. Ein KunRfreund, der auf
ihn aufmerkfam wurde, entde&te das künfL
lerifAe Tafent des jungen Mannes und
fieß ihn zum Mater ausbiiden,- er wurde
Schüler Dante Rofettis, Den begeifterten
Präraffaefiten zog es nach Itafien, wo er
RA in Pforenz niederfieß. Aus Freude
an der aften Kunft begann er zu fammefn,
mußte Reh aber, um feine Famifie zu er-
haften, von Zeit zu Zeit von feinen Brwer^
bungen trennen. So wurde er zum Händfer,
aber mehr aus Freude am Sammefn, afs
des Erwerbes hafber, fo daß es anfangs
recht fchwierig war, ihn zur Abgabe feiner
ftets mit feinem künftferifchen GefAmaA
und hiftorifAem Sinn gewählten KunfL
werke affer Art zu beftimmen. Er ift
damafs u. a. der NationaLGallery, aber
auch unfern Mufeen beim Sammefn be^
hilfliA gewefen,- er hat aber auch man-
chem Kunfthiftoriker bei feinen Arbeiten
gehoffen, zumat über die Kunft Sienas,
das er ausgezeichnet kannte, da er regef-
mäßig dort die heißen Monate zu ver-
bringen pflegte. Die Beziehungen, die er
in Florenz mit engfifchen Sammlern an-
geknüpft hatte, veranfaßten ihn, einen Teil
des Jahres regelmäßig in London zuzu-
bringen und Reh fchließlich dahin zurück;?

zuziehen. Seine auffallende Figur mit den
fchauderhaften OMSeinen, dem vernaA-
läfhgten Koftüm, dem dunklen Sommer??
paletot und Schfapphut, die er Sommer
und Winter trug und in Jahrzehnten nicht
erneuerte, mit dem ungepflegten Haar und
Bart, wofür aber die klugen, fchönen braunen
Augen entfehädigten, machten Murray bald
zu einer bekannten Perfon in allen KunfL
Verweigerungen wie im Kunfthandel. Von
Haus aus ganz mittellos und gewohnt, jeden
Gewinn fofort wieder in Ankäufen feit-
zulegen, war er lange gezwungen für Dritte
zu fammeln. Die Sammlung Charles But??
ler ift im wefentlichen von ihm zufammen??
gebracht. Später gewann ihn Mr. Benfon
als Experten, deffen in England einzig
daftehende Sammlung älterer italienifAer
Gemälde fo gut wie ganz Murrays Ver-
dient! ift. Vor etwa Z0 Jahren trat er
als Teilhaber der großen Gemäfdehand-
lung von Thomas Agnew W) Sons bei,
und erhielt durch feine ausgezeichneten
Kenntniffe namentlich der italienifAen und
englifchen Kunft in den Kunftkreifen Lon-
dons allmählich eine hervorragende SteL
lung, fo daß er bei Beratungen über die
Reform des Mufeumswefens in England
und ähnlichen wichtigen Fragen mit heran^
gezogen wurde und auf die Erwerbungen
für die Londoner wie für die Provinz??
galerien Harken Einfluß bekam. Eine her??
vorragende Sammlung von alten Zeich??
nungen, die er für RA zufammengebra&t
 
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