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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 34 (6. Juni 1919)
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Gronau, Georg: Gustavo Frizzoni (1840-1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0210

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704
CUSTAVO FRIZZONI
(1840-1919)
VON GEORG GRONAU
! ?RST jetzt ilt die NaAriAt naA DeutfAland gelangt, daß Guftavo Frizzoni
-*—^ am 10. Februar in Mailand aus dem Leben gelAieden ilt,- nahezu 79 Jahre
alt. Er war im Augult 1840 zu Bergamo geboren, aus einer alten Familie,
von der ein Zweig noA dort in einem vornehmen Palalt anfällig ilt. Wer
diefen einmal befuAt und die Kunltwerke gefehen hatte, die ihn fAmü&en,
der wußte, daß Ae Liebe zur Kunlt der Vergangenheit, die Guftavo Frizzonis
Leben die RiAtung gab, aus guter alter Tradition des Haufes erwaAfen war.
Trotzdem er feine Studien zunäAlt der Philologie widmete und darin
den Doktorgrad erwarb — der einzige Titel, den der allzeit belAeidene
Mann führte —, ging er doA bald entlAlolfen zu dem in Italien damals noA
wenig verbreiteten Studium der neueren Kunlt über. Die BekanntlAaft mit
Giovanni Morelli, der feit 1848 in oder bei Bergamo lebte, um erft anfangs
der liebziger Jahre naA Mailand überzuliedeln, wurde das große, entlAeidende
Ereignis feines Lebens,- der ftetige LImgang mit diefem originellen und an-
regenden Geilt, die Intimität daheim und namentliA auf gemeinlAaftliAen
Reifen beltimmte ihn, HA ganz der BelAäftigung mit der Kunlt zu widmen.
Für ihn bedeutete Kunlt aber in erlter Linie: Malerei, und innerhalb
diefer wieder die Malerei feines Vaterlandes. NiAt daß er hierin ganz fo
einfeitig war, wie die Italiener es meilt zu fein pflegen. GelegentfiA hat er
auA warme Worte für niAt-italifAe Kunltwerke zu finden gewußt,- aber
ganz mit dem Herzen bei der Sa Ae war er nur, wenn es HA um die Meilter
handelte, deren SAöpfungen in feine Jugend hineingeleuAtet hatten. Diefe
früheften Bindrüd^ waren fo fehr beftimmende für fein Leben, daß er bis zu-
letzt eine ausgefproAene und fogar die Meilter etwas überlAätzende Vorliebe
für die Lombarden und fpeziell die Mailänder gehabt hat. IA weiß, daß er
Berenfons Urteil über diefe SAule faft wie eine perföniiAe Kränkung empfand.
ObfAon er liA dank des vertrauten Umgangs mit Morelli zeitig einen
weiten ÜberbliA über die gefamte Entwi&lung der italienifAen Malerei
erworben hatte und jede Gelegenheit wahrnahm, he auf ausgedehnten Reifen,
auf denen er naA und naA alle bedeutenden Galerien Europas kennen
lernte Aber auA die kleineren, in denen es Italiener zu finden gab: hat er
doA auf die Galerie Stroßmayr in Agram zuerlt naAdrü&liA hingewiefen),
fo lag es feiner Art doA fern, große Bntwi&lungen darzulegen oder den
Zufammenhängen über die Jahrhunderte hinweg naAzufpüren. Er ging vom
Einzelobjekt aus, das ihn feffelte, von der PerfönliAkeit, die ihm in einem
unbekannten oder niAt genügend beaAteten Kunltwerk entgegentrat,- dann
 
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