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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

DOI Heft:
Nr. 37 (27. Juni 1919)
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Waetzoldt, Wilhelm: Ch. L. von Hagedorns "Betrachtungen über die Malerei"
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0271

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KUNSTCHRONtK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 37 27. JUNI 1919

CH. L. VON HAGEDORNS
»BETRACHTUNGEN ÜBER DIE MALEREN)
VON W. WAETZOLDT
TEDB Zeit tiefgreifender geiltiger oder pofitifcher Bewegungen bringt neben
! den Vorhutnaturen Mitläufer hervor. Ihnen fehlt die Stoßkraft der bahn-
brechenden Männer. Sie behtzen nicht deren grandiofe Binfeitigkeit, eine der
Vorausfetzungen großer Erfofge. Dafür pflegen fie vietfäftiger gebifdet und
für Eindrü&e von verfchiedenen Seiten empfängtich zu fein: geborene Ver-
mittfer, freitich auch dadurch zu Opportunismus und Kompromißfertum be-
gabt und geneigt. Neben den ausfchfießfichen Naturen Win&efmann und
Mengs fteht der alles vergehende und affes verzeihende Chriftian Ludwig
von Hagedorn, Bruder des Hamburger Dichters Friedrich und Sohn eines
dänifchen, in Niederfachfen begfaubigten Dipfomaten.
Mengs wurde, wie Carftens zu lagen pflegte, zur Kunft geprügeft,
Hagedorn führte die Liebe zu ihr. Jedes erdenkbare Verhäftnis zu Werken
der bitdenden Künfte ift er eingegangen. Ats Dipfomat und Mann von
Welt hat er fie kennen und fchätzen gefernt, afs Sammfer fie verbanden und
erworben, afs Gaferiefeiter fie verwaftet, afs S&riftfteffer fie beurteift und
befchrieben, afs Akademiedirektor zu ihnen erzogen, afs Graphiker fchfießfich
befcheidene Werke gefdhaffen. Dabei ift keine diefer Tätigkeiten und ver-
fchiedenen Steffungnahmen zur Kunft ohne Einfluß auf die anderen gebfieben.
Die dipfomatifche Tätigkeit hat der Kunftfchriftftefferei Hagedorns den Sondern
ton gegeben, das Sammefn bfieb nicht ohne Einwirkung auf fein Schaffen.
Das Leben diefes geborenen Hamburgers, eines Freundes der Win&efmann,
Mengs, Oefer, Lippert, Oefterreich, Dietrich und wie die fächfifchen Kenner,
Künftfer und Kunftverwandten hießen, hat zum Hintergrund die Hof- und
Kunftftädte des heifigen römifchen Reiches: Dresden und Mannheim, Mainz
und Düfiefdorf, Wien und Frankfurt. An diefem weiten Horizonte fehft
das Bifd Itafiens. Win&efmann hat ihm diefen Mange! nie verziehen und
1) Der Verfaüer bereitet ein Werk über die Cefcbichte der Kunitwiflenfchaft vor, das
unter dem Titel: „Die deutfdienKunftgefchitbtsf&reiber von Sandrardtbisjufti" im nä&lten
Winter erfcheinen foll.
 
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