KUNSTCHRONtK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 40 18. JULI 1919
MÜNCHENER »NEUE SECESSION 1919«
VON A. L. MAyER
AV*7"AR es Ichon im vergangenen Jahr nicht mögliA, ein günltiges Gefamt^
VV urteil über die Aushebung der »Neuen Sezefhon« zu fällen, fo ilt dies
heuer leider noch weniger der Fall. Nicht nur, daß nach wie vor die hetero^
genften Elemente hch zufammenhnden, Siech hier ebenfowenig am rechten
Ort ilt wie Feldbauer und Jagerspadher, fondern das Gefamtniveau ilt noch
tiefer als im vergangenen Jahre. Man verJangt keineswegs, in jedem Jahre
von ganz neuen Offenbarungen überrafAt zu werden, und wünlAt auch keine
Senfationen, man ilt ja befAeiden genug geworden und würde hch freuen,
dem einen oder dem andern Marken Talent zu begegnen, das in Itetiger BnN
wiAtung weiterkhreitet. Davon ilt aber bei der »Neuen Sezefhon« recht
wenig zu bemerken. Der kubiftikhe Dilettantismus der Dexe!, Klinker und
TikhnemDurand ilt ebenfo läppikh, wie Klees Spielereien und Campendonks
große und kleine Bildchen auf die Dauer nicht einmal mehr humoriftifch ge-
nommen werden können, fondern einfach langweilig hnd. LInolds krampF
haltes Bemühen um Infantilität wirkt ebenfo verltimmend wie Cölters wülter
Palettenzauber. Was früher fchon in Cölters Kunlt krankhaft war, tritt jetzt
erft deutlich hervor. Es hnd zuAtfos hingefAmierte Vihonen eines, der Ko-
kofAka überbieten möAte. SAinnerers Gemälde hnd fo troAen wie nur je,
und auA von Kanoldt kann man niAt fagen, daß er lebendiger geworden
wäre. Martin Lauterburg fAeint von Haus aus reAt begabt, hat hA aber
offenbar zu rafA einen Stil zureAtgemaAt, der zwifAen dem Cölters und
Pellegrinis fteht. HoffentliA wartet uns der Künltler bald mit fympathifAeren
und ftärkeren Leiftungen auf. Unter J. W. SAüleins gekhmadtvollen Arbeiten
interefhert vor allem die »Heuernte«,- feine Bilder hnd noA immer niAt ge-
nug ausgegliAen und könnten einen Itrafferen Bau vertragen. Püttner hat
vor allem einige zu großgeratene Stilleben gehhi&t, feine Blumen werden
leider immer mehr metallifA. Eberz ilt in feinen neueften Werken niAt
Itärker, fondern eher noA flauer geworden. Als ein neuer Jünger der Kunlt
Franz Marcs hat hA Jean Nieltle eingekeilt, der feit Jahren durA feine StilL
leben und Vogelbilder bekannt ift. Man kann niAt fagen, daß dem Künltler
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 40 18. JULI 1919
MÜNCHENER »NEUE SECESSION 1919«
VON A. L. MAyER
AV*7"AR es Ichon im vergangenen Jahr nicht mögliA, ein günltiges Gefamt^
VV urteil über die Aushebung der »Neuen Sezefhon« zu fällen, fo ilt dies
heuer leider noch weniger der Fall. Nicht nur, daß nach wie vor die hetero^
genften Elemente hch zufammenhnden, Siech hier ebenfowenig am rechten
Ort ilt wie Feldbauer und Jagerspadher, fondern das Gefamtniveau ilt noch
tiefer als im vergangenen Jahre. Man verJangt keineswegs, in jedem Jahre
von ganz neuen Offenbarungen überrafAt zu werden, und wünlAt auch keine
Senfationen, man ilt ja befAeiden genug geworden und würde hch freuen,
dem einen oder dem andern Marken Talent zu begegnen, das in Itetiger BnN
wiAtung weiterkhreitet. Davon ilt aber bei der »Neuen Sezefhon« recht
wenig zu bemerken. Der kubiftikhe Dilettantismus der Dexe!, Klinker und
TikhnemDurand ilt ebenfo läppikh, wie Klees Spielereien und Campendonks
große und kleine Bildchen auf die Dauer nicht einmal mehr humoriftifch ge-
nommen werden können, fondern einfach langweilig hnd. LInolds krampF
haltes Bemühen um Infantilität wirkt ebenfo verltimmend wie Cölters wülter
Palettenzauber. Was früher fchon in Cölters Kunlt krankhaft war, tritt jetzt
erft deutlich hervor. Es hnd zuAtfos hingefAmierte Vihonen eines, der Ko-
kofAka überbieten möAte. SAinnerers Gemälde hnd fo troAen wie nur je,
und auA von Kanoldt kann man niAt fagen, daß er lebendiger geworden
wäre. Martin Lauterburg fAeint von Haus aus reAt begabt, hat hA aber
offenbar zu rafA einen Stil zureAtgemaAt, der zwifAen dem Cölters und
Pellegrinis fteht. HoffentliA wartet uns der Künltler bald mit fympathifAeren
und ftärkeren Leiftungen auf. Unter J. W. SAüleins gekhmadtvollen Arbeiten
interefhert vor allem die »Heuernte«,- feine Bilder hnd noA immer niAt ge-
nug ausgegliAen und könnten einen Itrafferen Bau vertragen. Püttner hat
vor allem einige zu großgeratene Stilleben gehhi&t, feine Blumen werden
leider immer mehr metallifA. Eberz ilt in feinen neueften Werken niAt
Itärker, fondern eher noA flauer geworden. Als ein neuer Jünger der Kunlt
Franz Marcs hat hA Jean Nieltle eingekeilt, der feit Jahren durA feine StilL
leben und Vogelbilder bekannt ift. Man kann niAt fagen, daß dem Künltler