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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 28 (25. April 1919)
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Literatur / Notizen / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0085

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579

LITERATUR

Fredriksborg. Udgivet af DetNational-
historiske Museum. I:Opmaaiinger. Ud-
forte under ledelse af V. Holde. H.
Hagerups Forfag. Kobenhavn, 1918.
(8S. u.74Taf. Gr.-Fof.). 11: Sfottets Hi-
storie af Francis Beckett (307S. mit
280 Abb. Gr.-4°>. Ebda., 1914.
Dem 1914 erlAienenen Textband ift vor
kurzem der Tafeiband gefolgt. Damit hat
diefes hervorragendlte Bauwerk der däni-
Rhen Renaiflance eine feiner Bedeutung
würdige Veröffentlichung gefunden. Zwar
handelt es [JA um ein in weitem Umfange
reftauriertes Denkmal: Im fahre 1859
brannte das Hauptgebäude zum größten
Teile aus (ein Ereignis, das in Fontanes
Roman ^Unwiderbringlich« eine entfAei-
dende Rolle fpielt) und wurde in den
folgenden Jahrzehnten im Sinne der da-
maligen Denkmalpflege möglich!! getreu
und mit verhältnismäßig gutem GelAiA
wiederhergeftellt und als Nationalmufeum
eingerichtet. BeftiAt das Schloß alfo auch
nicht durch den Reiz des Unberührten
wie die Rofenborg in Kopenhagen, fo ver-
dient es doch die eingehende Behandlung,
die ihm der Verfalfer gewidmet hat. Er
bekhränkt lieh nicht nur auf eine ausführ-
liAe gefchiAtfiAe Darftellung und BefArei-
bung, fondern fuAt auA die kunftgefAiAt-
liAe Stellung des SAfoHes zu klären. Von
wem die Pläne Rammen, bleibt allerdings
naA wie vor ungewiß. Bisher half man
HA mit der Vermutung, König Chriftian IV.
habe bei dem Neubau der Frederiksborg
— der Name blieb von dem älteren S Aloß
Frederiks H. erhalten — felbft wefentfiA
mitgewirkt. Joergen von Friborg, den F,
Meldahl (Denkmäler der Renaiflance in
Dänemark, Berlin 1888) nennt, lAeint nur
Bauunternehmer gewefen zu fein. Be&ett
hält für wahrkheinliA, daß Hans von
Steenwinkel d. Ä. aus Antwerpen den
Entwurf lieferte. Er hatte unter feinem
Vater Laurens von St. am Rathaus in
Emden mitgearbeitet und wurde in Däne-
mark, wohin er 1578 überftedelte, auf
Grund feiner Leiftungen — er hat u. a.
am »Philofophenhaus« des Tycho Brahe
auf der Infel Hveen Anteil — zum )>ReiAs-
baumeifter« ernannt. Er ftarb jedoA be-

reits 1001, ein fahr vor Beginn desSAloß-
baus. Ihm mit SiAerheit den Entwurf
zuzukhreiben, reiAt das vorhandene Ma-
terial niAt aus. Dagegen fteht feit, daß
ein Sohn diefes Mannes, Hans von St.
d. J., der naA des Vaters Tode einige fahre
bei Hendrik de Keyfer in Amfterdam ge-
arbeitet hatte, zumSAloßbau hinzugezogen
wurde.
Die Gesamtanlage sowie einzelne Teile
der Frederiksborg Und naA AnftAt des
Verf. durA Abbildungen in A. Du Cer-
ceau's »Les plus exceilents bastiments de
France« angeregt worden. Gewiß hat die
DreiHügefanordnung des Hauptgebäudes
mit dem niedrigeren, den Ehrenhof ab-
grenzenden Verbindungsbau in FrankreiA
ihren Urfprung. Aber niAt nur die An-
läge der Haupttreppe in einem vorfpringen-
den Turm fehlt bei Du Cerceau, auA die
afymmetrifAe Stellung diefes Turmes vor
einem Seitenflügel ilt unfranzöltfA. Eben-
fo die polygonale Form der kleineren
Treppentürme, die niAtaAfiale Anordnung
der Erker an den Giebelfeiten der Flügel,
der ZwerAhäuferan den Außenfronten u.a.
Diefe maferikhen Tendenzen find Erbgut
der germanilAen Spätgotik. ReAt zweifel-
haft fAeint es, ob für die famt den Fi-
guren des Holländers Sweiss leider gründe
lidr erneuerten Arkaden, die der Jüngere
Hans von St. vor dem Mittelbau erriA-
tete, gerade Du Cerceau's StiA der Hof-
arAitektur von Ancy-le-Chateau als Vort-
lage benutzt wurde, nur weil beiden die
))rhythmi[AeTravee«gemeinfam ilt. Näher
liegt der Hinweis auf das Rifafit des Rat-
haufes in Antwerpen, der Geburtsltadt
des Hans von St. Aber der NaAdruA
ilt in Jedem Falle auf das Neue und
EigentümliAe der SteenwinkelfAen S Aöp-
fung zu legen: aus ihrer lebhafteren Be-
wegung, der gelöfteren Gliederung, dem
leiAten Ausklang naA oben fpriAt ein
wefentliA anderer Stilwille als aus den
älteren Werken. Dasfelbe gilt von dem
gede&ten Gang zum Audienzhaus: er
Iteht zu der Abbildung der Gartenfaffade
von Blois bei Du Cerceau niAt in einem
derartigen Abhängigkeits Verhältnis, wie
der Verf. annehmen möAte. Die ent-
 
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