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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

DOI Heft:
Nr. 30 (9. Mai 1919)
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Justi, Ludwig: Offener Brief an Karl Scheffler
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0119

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KUNSTCHRONIK LINE) KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTBIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIET2E
NR. 30 9. MAI 1919

OFFENER BRIEF AN KARL SCHEFFLER
Sehr geehrter Herr SchefHer!
Im März^HeE Ihrer ZeitlchriE »KunE und KünEler« befprechen Sie meine
Anfang Januar veröffentfidite DenklchriE über »die NationaFGaterie und die
moderne Kunitz — oder vielmehr Sie benutzen den Anlaß, um meine Tätige
heit, wie Ichon fo oE, aufs SchärfEe zu tadeln. Ich lalfe mir Kritik gern
gefallen, lerne immer etwas dabei, vorausgefetzt freilich, daß he fachiich iE.
Idi will nicht auf Ihre früheren Befprediungen eingehen, obwohl da
man&es zu fagen wäre, auch nicht auf den Ton, den Sie anlchlagen — das
iE Sache Ihres Gelchmacks.
Sie Enden meine DenklchriE advokatenhaE, die Beweisführung fpitzEndig.
In Wahrheit enthält he keine Beweisführung, fondern im erEen rü&bli&enden
Teil Tatfachen, im zweiten Vorlchläge für die ZukunE. Den Rückblick im
erEen Teil erktären Sie für überHüfhg, man habe das altes gewußt und be-
rü&hchtigt,- ich könnte leicht nachweifen, daß bei Ihnen wenigEens dies ni&t
zutrifft. Außerdem fei es nicht angebracht, von Schwierigkeiten zu reden,
die hätte jeder, auch Sie bei Ihrer ZeitlchriE. Warum aber haben Sie dann
in leidenlchaElicher Sprache Preffe, Parlament, Öffentlichkeit gegen diefelben
Schwierigkeiten aufgerufen, als Tlchudi unter ihnen litt?
Aber ich darf wohl den Namen Tlchudi überhaupt nicht in den Mund
nehmen. Ich habe in meiner DenklchriE dargelegt, mit welchen Hemmungen
Tlchudi zu kämpfen hatte, daß er vieles nicht durchführen konnte was er
wollte, rückgängig machen mußte was Ichon gelchehen war, habe mit EärkEen
Ausdrücken hervorgehoben was er für unfere Sammlung erreicht hat — fo-
Zulagen außerhalb des gefperrten Gebietes — und habe Ichließlich noch auf
feine glänzende Tätigkeit in München hingewiefen, die uns zeige, »was er
für die National-Galerie geleiEet hätte, wenn er da eben fo unbeichränkt
gewefen wäre«. Sie aber erzählen Ihren Lefern, ich befolgte die »Taktik«,
»die Tätigkeit Hugo von Tlchudis leife aber deutlich zu diskreditieren«. Und
Ihre Lefer können diefe Behauptung nicht nachprüfen, weil meine DenklchriE
als Manuskript gedruckt und nur in wenigen Abzügen verfandt iE. SonE
 
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