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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 30 (9. Mai 1919)
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Literatur / Notizen / Kunstmarkt / Versteigerungs-Ergebnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0128

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622

LITERATUR

Franz Theodor KlingelfAmitt,
MagifterValentinus [apicida
de Moguntia. Ein Beitrag zur
Mainzer KunltgekhiAte des 15. Jahr-
hunderts. InauguraFDißertation zur Er-
langung der Doktorwürde bei der Philo,
fophikhen Fakultät der Heffikhen Lud.
wigs.Univerfität zu Gießen. Gießen 1918.
v. MünAow'khe Hof. u. Univerßtäts.
DruAerei. Otto Kindt Wwe. XII und
111S. und 32 Tafeln.
Eine niAt alltägliAe. aber dankbare
Aufgabe hat der Verfaßer glüAliA gefölt.
Es ilt ihm als dem Erlten gelungen, eine
naA ihrem Lebenswerk und ihrer Ent.
wiAlung, wohl auA naA ihrem wefent.
liAen Lebensgang klar umriffene Künftler.
perfönliAkeit der mittefrheinilAen Kunlt
des fpäten Mittelalters hinzültellen.
Er geht von einer Kreuzigungsgruppe
in dem Kreuzgang der StephanskirAe in
Mainz aus. Der Inkhrift naA ilt ke 1485
als Stiftung der Brüder Strohut entftanden.
DurA eingehende Prüfung, namentliA der
kompoktionelien Befonderheiten und des
Faltenltils gelangt er zu einer Vorltelfung
von der künftlerikhen Art ihres Meilters.
Diefelbe Sorgfalt wendet er an bei der
BetraAtung des Wandtabernakels von 1500
im Chor von St. Stephan mit den KirAen-
patronen Stephanus und Magdalena. Auf
Grund der erhobenen Stilmerkmafe werden
nun noA andere Denkmäler auf den
gleiAen Urheber unterfuAt. ZunäAft das
des 1484 vorltorbenen Adminiltrators des
Erzltifts Adalbert von SaAfen im Mainzer
Dom und die Muttergottes der Paläftina-
fahrer vom felben Jahr im Domkreuzgang.
Sodann mehrere Grablteine im Kreuzgang
und anderwärts. Weiter der Grabltein
Bernhards von BreidenbaA (t 1497)
im Dom,- die Grablegung (aus St. Lieb,
frauen) im Dom,- das Grabmal des
Siegfried von SAwafbaA (tl497) in der
Bopparder KarmeliterkirAe und anderes.
Nun begibt der Verfaßer ßA daran, den
Stil des Meilters in die Bntwi&lung der
mittelrheinikhen Bildnerei einzuordnen,
forkht naA mögliAen SAul. und Früh,
werken, verwandten Arbeiten der Holz.

pfaltik und endigt naA einer auf Urkunden
geftützten Beweisführung damit, daß er
den Unbekannten in einem zwikhen 1468
und 1502 (feinem Todesjahr) in Mainz
bezeugten Steinmetzen Meilter Valentin
erkennt, der in Friedberg iii der Wetterau
geboren und von dem benaAbarten Hungen
naA Mainz gewandert ilt. Im SAtuß.
abkhnitt gibt er ihm Hans Ba&offen zum
SAüler.
Man ßeht: hier wird unbebautes Land
urbar gemaAt.
Die vorßAtige, gekhiAte und genaue
Führung der UnterfuAung, die weit.
reiAende Denkmälerkenntnis des Ver.
faßers, feine aufmerkfame und lAarfe
BeobaAtung teilen dem Lefer, iA glaube
auA dem, der die erörterten Werke niAt
aus der AnfAauung kennt, ein angenehmes
Gefühl des Vertrauens mit. Der Zu.
fammenltelfung der Werke des neuen
Meilters (S. 44/45) mag man im wefent.
liAen beiltimmen, die VernämliAung mit
Valentin Steinmetz bis zu einem hohen
Grad von WahrkheinfiAkeit erwiefen er.
aAten. Einen Beleg dafür, ein wie gutes
Auge der Verfaßer für ArtunterlAiede
hat, bildet der TrennungsItriA, den er
zwikhen dem Stil der Muttergottes und
des hl. Martinus am Gehäus des Adaf-
bertusgrabmals und dem des Adalbertus
felbft zieht (S. 16/17). Wertvoll ilt der
Abkhnitt über »die Kunlt des Strohut^
meilters und ihre Herkunft«. Er gibt in
aller Kürze eine vortreffliAe Darfteflung
des Weges, den vom Beginn des 14. bis
um die Mitte des 15. Jahrhunderts die
Mainzer Bildnerei durAlaufen hat. Etwas
zweifelnd ftehe iA zu dem folgenden
Abkhnitt »Verwandte Werke der Holz-
plakik«. Der Stil des Strohutmeilters kommt
mir Io gründliA als der eines Steinbild,
hauers vor im Gegenfatz zu dem eines
Bildkhnitzers, daß iA miA vorerlt niAt
davon überzeuge, er felblt habe in einem
anderen Stoff als Stein gearbeitet. Was
ihn vor allen anderen auszeiAnet, ilt die
Kraft, die Hoheit und die Strenge des
bildnerikhen Stiles. Nie läßt er ßA — wie
das folgende KünltlergekhfeAt — zu »inter.
 
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