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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 47 (19. September 1919)
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Dirksen, Victor: Zwei Hamburgische Privatsammlungen in der Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0502

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ZWEI HAMBÜRGISCHB PRIVATSAMMLUNGEN
IN DER KUNSTHALLE
VON VICTOR A. DIRKSEN
T M Altbau der Hamburger Kunfthalle hängen feit der Neueröffnung einige
I dreißig moderne Bilder, die zum größten Teil von Herrn Paul Rauers, zum
kleineren von einem ungenannten hamburgifAen Kunftfreund als Leihgabe
ausgeftellt lind. Wir erhalten damit einen Einblick in hamburgifAes SammeL
wefen, der uns freudig überrafAt, denn bis vor kurzem war eigentlich die
Sammlung Theodor Behrens' die einzige von modernen Bildern, die auch über
die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt geworden ift. Heute ließen lieh (Aon
verfAiedene Sammlungen aufzählen, die lieh bis fetzt an Umfang und Qualität
mit jener noch nicht mellen können, die aber in ihrer Art zum Teil fehr gute
Qualität haben.
Hamburg ift eigentliA kein Boden, auf dem privates Sammlertum ge-
deihen kann. Es gibt kaum bedeutende Ausheilungen — hoffentlkh ändert
fiA das, wenn das geplante Ausftelfungsgebäude zuftande kommt —, feit
kurzem erft einen modernen Kunfthändler. Der Sammler muß alfo im all-
gemeinen notgedrungen den Markt der großen Zentren auffu&en, wenn er
den planvollen Ausbau feiner Sammlung im Auge hat.
Das Interelfe des Staates für künftlerifAe Dinge ilt, abgefehen von der
ftädtebauliAen Seite, im wefentliAen den Mufeen zugute gekommen, und es
fteht auA außer Frage, daß hier das Verhältnis der Gebildeten zu ihren
Mufeen, fpeziel! zur Kunfthalle, ein engeres ift, als es fonft in großen Städten
der Fall zu fein pflegt. So beftehen z. B. GefellfAaften zur Pflege künft-
lerilAer Intereffen, die zum Teil auf LiAtwark zurü&gehen, und die in naher
Beziehung zur Kunfthalle ftehen. Die Vorträge, Führungen ufw., die ge-
pflegt werden, find niAt ohne Einfluß auf die Lebenshaltung und den künft-
lerilAen GefAmaA vieler geblieben.
Die beiden ausgeftellten Sammlungen, die noA durA einige andere Bilder, die
an anderer Stelle als Leihgabe in die Kunfthalle eingereiht find, ergänzt werden
könnten, geben eine.lebendige AnfAauung der privaten hamburgifAen Kunftpflege.
Im Mittelpunkt der Sammlung des Herrn Rauers, der im allgemeinen
den Leibl=SAuA=Kreis pflegt, fteht ein Hauptbild von Courbet, »La solitude«,
aus dem Jahre 1864. Das Bild, ca. 1,80:1,90 m, muß als ungewöhnliA be-
zeiAnet werden. Courbets von diefer Größe kommen an und für fiA lAon
feiten im Handel vor, und nun erft ein Bild von folAer Qualität. Dargefteflt
ift ein Waldtal, das von einem BaA durAffoffen wird. Vorn ftehen einige
entlaubte Pappeln. Es ift mit einer FrifAe und Kraft, zumeift mit dem SpaAtel
gemalt, die geradezu verblüffend ift. Die Natur leuAtet und blüht in dem
Bilde, das Grün erfAeint in taufend verfAiedenen Nuancen, LiAt und Luft
 
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