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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

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Nr. 48 (26. September 1919)
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Notizen / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0530

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1022

NOTIZEN

SAMMLUNGEN
ZUR WIEDERERÖFFNUNG
DER NEUEN PINAKOTHEK
Wer jetzt die Räume der Neuen Pina.
kothek durchwandert, die ihm feit mehr
als drei Jahren nicht mehr zugänglich waren,
wird in gleichem Maße über die Um.
geftaftung des Materials wie der Räumlich-
keiten erftaunt fein. Um zunächft von den
baulichen Veränderungen zu fprechen: Vor
allem ift der Gang durch die Kabinette, der
unbegreiflicherweife von dem Architekten
Gärtner längs der Rückwand angelegt war
(wodurch die Seitenwände fehr ungleich
beleuchtet und in ganzen Partien als Be.
hangffä&e unbrauchbar waren), jetzt an den
Fenftern entlanggeführt. Die dem Fenfter
gegenüberliegende Wand ilt jeweils auf
beiden Seiten abgefchrägt. Die fo ge.
wonnene fünfteilige Behangfläche bietet die
Möglichkeit, nicht nur mehr Bilder als
früher zu guter Wirkung zu bringen,
fondern eigentlich alte in des Wortes
reinfter Bedeutung in das rechte Licht zu
fetzen. Die SoAef lind bedeutend tiefer
gelegt. Ein jedes Kabinett hat, entgegen
dem früheren einförmigen, grünen An.
Itrich eine feinem Charakter entfprechende
Befpannung, oder einen mehr oder minder
Itark fchabfonierten Anftrich von demfelben
Charakter erhalten. Die großen und kleinen
Safe lind nicht nur neu befpannt worden,
fondern haben auch ihren urfprüngfichen
DeAendekor verforen. Noch nicht fertige
geftefft ilt der Eingangsraum, der Stifter,
faaf. Palt unberührt geblieben ilt der Rotte,
mannfaal, man möchte aber wünfehen, daß
die Haffe, die in diefen Saaf eingebaut ift,
und aus der man in die von Rottmann
gemaften griechiichen Landfchaften fchaut,
ihres etwas fehr nordifchen, an Schützen,
fefthaffen fataf erinnernden Charakters dodi
eines Tages entkfeidet wird und eine mehr
von dem GeifteKfenzes erfüffteForm erhäft.
Manches, was an dem urfprüngfichen
Bau verfehlt ilt, war nicht zu ändern. Vor
affem bedauert man, daß die Kabinette in
ununterbrochener Reihe verfaufen und nur
am Anfang und am Ende eine Verbin.
düng mit den anderen Räumen vorhanden
und mögfich ift.

Den Gedanken, in der neuen Pinako.
thek die deutfehe Kunft des ganzen 18. Jahr,
hunderts zu zeigen, hat die Direktion
faßen gef aßen. Vor affem fchon deswegen,
weif es heb herausfteffte, daß dafür kein
Pfatz mehr vorhanden war. Nur fofehe
Bifder des 18. Jahrhunderts fanden noch
Aufnahme, die von Künftfern ftammen,
wefche bis in das 19. Jahrhundert hinein
gefebt haben.
Der Bifderbeftand der Neuen Pinakothek
hat große Veränderungen erfahren. Von
den im fetzten Katafog verzeichneten, rund
1100 Bifdern, find nur noch 370 gebfieben,
130 find in die Staatsgaferie abgewandert,
600 wurden deponiert oder für die Auf.
hängung in einer Fifiafgaferie beftimmt.
Dagegen find nicht nur eine große Anzahf
von Neuerwerbungen hinzugekommen,
fondern auch Bifder aus der Aiten Pinako.
thek und aus den verfchiedenften Fifiaf.
gaferien. Ferner haben der Kunftverein
und eine Anzahf Künftfer und Kunft.
freunde Bifder afs Leihgaben zur Ver.
fügung geftefft, die zum Teif nicht unwich.
tige Lücken fchfießen, zum Teif in wiffkom.
menfter Weife weniger charakteriftifche
StüAe in Staatsbehtz erfetzen. Im ganzen
find etwa gegen 200 Bifder neu hinzu,
gekommen.
Es verdient hervorgehoben zu werden,
daß man den bisher in der Neuen Pinako.
thek vertretenen, [ebenden Künftfern nach
Mögfichkeit gerecht zu werden fuchte, in.
dem man, foweit es die Quafität ihrer
Arbeiten nur hafbwegs zufieß, ein Pfätz.
eben für fie fand. Ausfeheidungen mußten
nicht nur an dem reichen Behtz der Pinako.
thek an Werken Afbert von Keffers vor.
genommen werden, fondern auch bei den
Bifdern von Menzef, Rottmann, Schteich
und Spitzweg. Schraudoff ift gegenwärtig
voffkommen ausgemerzt, es fand heb keine
Mögfichkeit, eine Arbeit von Kirchner
unterzubringen. Verfchwunden ift die große
xSintffut« von Schorn. Wenn in der
jetzigen Aufhebung die Bifder vonChriftian
Dahf, Hefner, A. Burger, Langko, fowie
von E, von Gebhard nicht mehr fichtbar
Gnd, man auch kein Werk von Hauber
und Zwengauer finden kann, fo fiegt dies
 
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