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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 54.1918/​1919 (April-September)

DOI Heft:
Nr. 38 (4. Juli 1919)
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Heise, Carl Georg: Das Erbe Lichtwarks Betrachtungen zur Eröffnung des Neubaues der Hamburger Kunsthalle, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.29582#0291

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KUNSTCHRONtK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 38 4. JULI 1919

DAS ERBE LICHTWARKS
BETRACHTUNGEN ZUR ERÖFFNUNG DES NEUBAUES
DER HAMBURGER KUNSTHALLE
VON CARL GEORG HEISE
j Ts ift kein HefdenftüA, eines großen Mannes Lob zu fingen, wenn feine
-*—' Kämpfe vergeffen Rnd und fein Werk, ihn überlebend, unbezweifefbar
und fängft fdion eingegangen ins Bewußtfein der Affgemeinheit, weithin zu
wirken beginnt. Mit dem Augenbiidc der Eröffnung des Hamburger KunfD
haften=Neubaues wird Liditwarks Verdienft endfidi in feiner Vaterftadt fo
offenbar fein, daß jede auch nur vermeintfiche Sdimäferung afs Bfasphemie gehen
wird — ebenfofehr wie einft auf dem Höhepunkt feines Wirkens offener oder
pafßver Widerftand gegen feine revofutionierende Kunftpofitik in Hamburg
zum guten Ton gehörte. Es könnte feidit dahin kommen, daß die von LiAt-
wark vorbereitete, aber nicht mehr voffendete Krönung feiner mufeafen Wirk-
famkeit, die in mehr afs einer Hinßdit probfematifche Löfung des Anbaus an
die afte Kunfthaffe, Jetzt unter dem Drude einer verkfärenden Verehrung in-
fofern eine ungerechte Beurteifung erführe, afs für aff es Gute das voraus-
ahnende Genie LiAtwarks, für die zum Teif reAt augenfäffigen Unzufäng-
fidikeiten aber die ausführenden Hände der Nadifebenden verantwortfich ge-
macht werden könnten. Demnach muß betont werden, daß Lichtwark fefbft
es Reh zur Ehre rechnete, weder faAgefehrter Kunfthiftoriker noch Mufeums^
beamter im ftrengften Sinn zu fein, und daß feine Bemühungen zur Vered^
fung des Difettantismus niAt zufetzt darin ihren Grund hatten, daß er fefbft
der voffendete Typus des geniafen Dilettanten gewefen ift. Gerade feine be-
deutendften EigenfAaften, die erftaunfiAe Univerfafität der Rezeption, die
werbende EindringfiAkeit und Einfeitigkeit des Predigers, feine gfänzende
Fähigkeit, den weiten Umkreis menfAfiAer Antriebe mit einzubeziehen in Ge^
nuß und Wertung des Kunftwerks, hatten die Kehrfeite einer weitgehenden
Unbekümmertheit um fyftematifAen Aufbau, um Ordnung und Ausrundung
feiner eigenen Anregungen, kurz affes deffen, was afs Mufeumsarbeit im
engeren Sinn gilt. Es wird affo nützfiA fein, vor jeder Kritik der Ham-
burger Kunfthaffe in ihrer heutigen Geftaft, RA ReAenfAaft zu geben über
 
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