Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Junius, Wilhelm: Der Meister H. W. von Chemnitz und seine Schule, [1]
DOI Artikel:
Bethe, Hellmuth: Goldschmiedemodelle des 16. und 17. Jahrhunderts im Berliner Schloßmuseum
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0021

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
zwischen Riemenschneider und dem Meister H. W. auf
die Vermutung beschränken, daß entweder der letztere
ein Schüler des großen Würzburgers ist, oder beide, der
gleichen Heimat, dem Harz entstammend, aus derselben
lokalstiiistischen Quelle ihre ersten Eindrücke und An-
regungen empfingen. Kennern der braunschweigischen
Plastik und der des Harzgebietes um Osterode dürfte
es nicht schwer fallen, diese Vermutungen gegebenen-
falls zur Wahrscheinlichkeit zu erheben.“

Und ferner heißt es in meiner „Sächsisch-
böhmischen Grenzkunst“ (Kaaden a. E. 1924)2:!) auf
Seite 35:

„Flechsig warf 1900 die Frage auf, ob es sich hier
nicht um eine Verwechslung Hans’ von Köln mit Hans
von Kolin handele, ln der Tat ist der böhmischen For-
schung seit langem ein Hans von Kolin bekannt, der in
Gemeinschaft mit Jakob von Nimburg einen Hauptaltar
für die Kuttenberger Barbarakirche machte. Die Iden-
tifizierung des Hans von Köln mit einem Meister Gvoz-
dec, auf den ich beim Studieren von Urkunden stieß, be-
ruhte, wie ich später feststellte, auf einer Verwechslung
des Namens des Goldschmiedes Wotzky mit der Feste
C.vozdek bei Großenhain, und somit ist auch die Emen-
dation: Hans von Köln bezw. der Monogrammist H. W.
ist identisch mit Hans von Kolin überflüssig. /■ Die diesen
Ausführungen beigegebene Abbildung des Ehren-
friedersdorfer Altares von Hans von Köln (alias Hans
von Kolin) wird erkennen lassen, daß die Frage nach
der künstlerischen Heimat des Malers wie des Holz-
schnitzers H. W. (der ja auch ein hervorragender
Steinplastiker war!) nicht mit Böhmen zu beant-

23) Ein Jahr vor Hentschels Vortrag und zwei Jahre vor
Erscheinen seines Buches!

Worten ist, hingegen eine vorübergehende Tätigkeit in
Böhmen oder eine solche für dortige Kirchen durchaus
im Bereich der Möglichkeit liegt.“

Beide Arbeiten sind vor Hentschels Vortrag im
Dresdner Altertumsverein und vor dem Erscheinen sei-
ner „Sächsische Plastik um 1500“ bezw. seines Artikels
über Johann von Köln in Thiemc-Beckers Künstler-
lexikon24) erschienen, geben also keine Berechtigung
zur Feststellung meines „gänzlich haltlosen Versuches“,
den erzgebirgischen Meister mit einem Tschechen zu
identifizieren. Auch die Bemerkung Otto Eduard
Schmidts über „die von W. Hentschel umsichtig ein-
gcleitete und bis zu einem gewissen Punkte geführte
Untersuchung über das größte und wichtigste Werk des
Meisters H. W.“ ( die Freiberger „Diestelkanzel“) be-
darf der Richtigstellung insofern, als die Untersuchun-
gen über die Freiberger Freikanzel nicht erst seit
Hentschels Dissertation von 1923 datieren, sondern
schon 1820 einsetzten25), und daß von einer „Durchfüh-
rung bis zu einem gewissen Punkte“ gar keine Rede sein
kann, daß vielmehr noch alles im Fluß ist und noch
viele Fragen der Klärung bedürfen.26) Die Deutung der
„Tulpenkanzel“ auf eine Darstellung „Daniels in der
Föwengrube“ wird übrigens mit Recht von Herbert
Kunze ebenfalls als anfechtbar bezeichnet.27)

21) Band 19, S. 56—58 (1926).

25) Vgl. Wolfg. Roch: Die Freikanzel im Freiberger Dom
(Neues Archiv f. säclis. Geschichte, Bd. 39, S. 139 ff.)

2B) Es scheint O. E. Schmidt auch entgangen zu sein, daß
Verfasser bereits am 1. November 1915 im Sachs. Altertumsverein
einen Vortrag über den Meister H. W. gehalten hat.

27) Die gotische Skulptur Mitteldeutschlands S. 16 Nr. 70
(Bonn 1925).

(Schluß folgt.)

Qold{cbrrttederrtodcUe des 16. und l?. labvbundevts

im Berliner Scbloßmufeum

oon

Hell mutt) ßetbe

us der Zahl der Goldschmiedemodelle im Berliner
1 *■ Schloßmuseum ist bisher nur ein einziges Stück in
weiteren Kreisen bekannt geworden: das Buchsmodell
zu der Tragefigur des 1549 entstandenen „Merkelschen
Tafelaufsatzes“ von Wenzel Jamnitzer1). Es mag daher
gerechtfertigt erscheinen, an dieser Stelle auf einige
andere Goldschmiedemodelle hinzuweisen, die der
Nachbarschaft der Jamnitzer Figur nicht unwürdig sind.

Das älteste von ihnen ist eine 1879 in Nürnberg

0 Abb. M. Rosenberg, Wenzel Jamnitzer Taf. 5 (1920) und
M. Sauerlandt, Kleinplastik der deutschen Renaissance S. 85 (1927).

erworbene, etwa fingerhut große Schnitzerei aus Birn-
baumholz, offenbar das Modell für die Henkelzier einer
Kanne oder eines Pokals (Abb. 1). Die Gruppe stellt
zwei in einem volutenförmig gebildeten Schiffchen
sitzende musizierende Putten dar, reizend in der Bewe-
gung und im Ausdruck. Der Meister, der um 1540 dieses
Modell gearbeitet hat, war vermutlich ein Nürnberger.
Sicher aber ist er identisch mit dem, der das Holzrelief
mit tanzenden Putten im Germanischen Museum
(Joseph! 509) und eine früher Tobias Stimmer zuge-
schriebene Federzeichnung im Fürstlich Fürsten-
bergischen Kupferstichkabinett in Donauescbingen ge-

ll
 
Annotationen