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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Märzheft
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Bode, Wilhelm von: Der "falsche" Rubens
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Landau, Dora: Die Rembrandt-Ausstellung: Auftakt zur Hundertjahrfeier der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0255

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verschaffen konnte. Gleichzeitig war es mir bei wieder-
holten Besuchen der kleineren Museen gelungen, auf die
Leitung dieser Galerien Einfluß zu gewinnen, selbst
ohne es zu wollen. Man berief mich zur Bestimmung
oder Publikation einzelner Sammlungen bald hierin bald
dorthin. Ich begann damals die Publikation der kleine-
ren deutschen Gemäldesammlungen in den „Graphi-
schen Künsten“. Bei den Neubauten oder bei Neu-
gestaltungen von Kunstsammlungen, für die sich all-
mählich das Interesse in ganz Deutschland regte, wurde
ich um Rat gefragt. Zum Teil hatte ich dabei Erfolg.
So freue ich mich, daß ich in Braunschweig das
Sammeln des Fürstenberger Porzellans fast erzwungen
habe, und daß ich später Lichtwark auf die Chance für
die Bildung einer Sammlung Althamburger Kunst hin-
weisen und ihm dabei wesentliche Dienste leisten
konnte. Dagegen habe ich an einem Platze, wo man
besonderen Wert auf meinen Rat und meine Hilfe legte,
in Hannover, nur selten das erreichen können, was ich
anstrebte. Als ich Anfang Februar 1881 auf Wunsch
von Herrn von Bennigsen in Hannover war, um wegen
Zusammenlegung verschiedener Sammlungen Rück-
sprache zu nehmen, fand ich nichts vorbereitet. Herr

von Bennigsen, der Studienrat Müller, der Sammler
Culemann (mit dessen Neffen ich aufgewachsen war)
und der Oberpräsident von Leipziger (ein Freund mei-
nes Onkels in Langenstein), welche die verschiedenen
Sammlungen vertraten, mißtrauten einer dem andern
und wollten nichts von ihrer Selbständigkeit aufgeben.
Später wurde ich noch wiederholt um Rat gebeten.
Durch ein Gutachten über den Kunstnachlaß Culemanns,
das ich über Nacht für Fürst Bismarck machen mußte,
konnte ich diese recht gemischten, aber nach verschie-
denen Seiten wertvollen Sammlungen durch Ankauf
aus dem Weifenfonds für Hannover retten, aber ich
konnte nicht verhindern, daß der unsinnige (seither
längst verlassene) Eisenpalst für das Provinzialmuseum
und der Neubau für das Kestner-Culemann-Museum am
neuen Rathaus errichtet wurde. Partikularistische
Strömungen und mangelnder Kunstsinn seitens des Lei-
ters der Kunstabteilung, Studienrat Müller, neuerdings
das automatische Eingreifen des Stadtdirektors Tramm
haben trotz großer Aufwendngen bis heute eine gesunde
Entwicklung der Sammlngen in Hannover, wie sie in
einer modernen Stadt von fast 400 000 Einwohnern drin-
gend notwendig wäre, verhindert.

Die Rembrandt - Ausheilung,

Auftakt zuv fiundectfabvfeiev dev ßeviinev Jvtufcen

von

Doca Landau

A m 22. Februar wurde in der Preußischen Akademie
der Künste die Rembrandtausstellung mit Geleit-
worten Liebermanns, des Präsidenten der Akademie,
des Generaldirektors der Museen Waetzoldt und des
Kultusministers Grimme eröffnet. Museen und
Akademie veranstalten mit ihr die erste Feier zum
hundertjährigen Bestände der Berliner Museen. Nicht
schöner, nicht bedeutender hätte dies geschehen
können als gerade durch die umfassende Schau des
graphischen Werkes Rembrandts, das der Allgemeinheit
sonst schwer zugänglich ist und von dem das Kupfer-
stichkabinett einen so großen wie auserlesenen Teil be-
sitzt. 28 Bilder Rembrandts bewahrt das Kaiser-
Friedrich-Museum, und Bode, dem die Gemäldegalerie
die Mehrzahl von ihnen verdankt, erzählt in seinem
Buche „Fünfzig Jahre Museumsarbeit“ von ihrem
Erwerb. So kamen schon 1874 zu Beginn seiner
Tätigkeit durch ihn aus der Sammlung Suermondt,
Aachen, der „Rabbiner“, 1883 die „Susanna“, die
„Vision Daniels“ und das Potipharbild, 1894 der Prediger
Anslo, alle aus England, und in der Folge viele andere an
das Museum. Bode verdankt auch die Rembandt-
literatur die feinstfühligen Untersuchungen, und die Aus-
stellung wird für ihn, dessen Namen mit dem Auf-

schwung der Berliner Museen untrennbar verknüpft ist,
mit zur Ehrung.

Der große Bestand des Kupferstichkabinetts an
Zeichnungen wird hier durch Blätter der Sammlung
Franz Koenig in Haarlem ergänzt, die ausgestellten
Bilder des Kaiser-Friedrich-Museums durch Gemälde
aus der Kasseler und Braunschweiger Galerie und aus
Privatbesitz. Ziel der Ausstellung ist, eine zeitliche
Uebersicht über sein Schaffen zu geben; nach diesem
Gesichtspunkt ist sie gehängt und die Wahl der Ge-
mälde getroffen.

Am zahlreichsten sind die Radierungen, die ja nur
zum kleineren Teil wirklich „Radierungen“ sind, da vom
Ende der dreißiger Jahre ab die kalte Nadel und der
Grabstichel mehr beteiligt sind als das Aetzverfahren,
das dann in der Spätzeit nur mehr Vorarbeiten dient.
1628, mit Bildnissen der Mutter, beginnt die lange Reihe,
die 1661 mit der sogenannten „Frau mit dem Pfeil“ ab-
bricht. 1665 entsteht noch ein Blatt, die letzte Graphik,
das Porträt des Leydener Medizinprofessors van der
Linden für die Hippokratesausgabe seines Sohnes, das
aber vom Verleger zurückgewiesen wird. Den Höhe-
punkt bildet zweifellos das „Hundertguldenblatt“ (um
1649), von dem ausgestellt sind: der erste Zustand, von

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