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Kunstwart und Kulturwart — 35,1.1921-1922

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Heft 3 (Dezemberheft 1921)
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Böhm, Hans: Neue Gedichte von Hans Boehm
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Maartens, Maarten: Ein Liebeslied
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https://doi.org/10.11588/diglit.14434#0186

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E-,

Und nrorgen worden LVrr beglnckt
von Gott emxfangen nrit öern Vatertuß.

In Unserrn Sohn indessen tragen wir
Die Lrdenwürde rveiter. — Diesen hier . . .
werft ihn geblendet in den Bosxorus!

Toterrgruß

karn durchs Tor rnit seinen Uanoniererr
'In hohen Stiefeln alle langsarn schreitend.

Lr sah rnich grüßend an rnit rvarrnen Blicken.

Gab rnir die Hand. Da guoll es dunkelnaß
Ihnr durch öen Rock; ein rvissend leises Aicken,

Dann rvar er rveg, die stille tNannschaft lcitend,

Die rvie zu lang ersehrrten Nachtquartieren
^hnr rvillig folgte, all« nratt und blatz.

Ein Liebeslied

Von Maarten Maartens

fDer im Kriege verstorbene holländische Dichter Maarten Maar-
tens ist den Lesern des Knnstwarts längst kein Unbekannter mehr. Aus
seinen bedeutenden größeren Romanen haben wir des öfteren Proben ver-
öffentlicht, und auch sonst seiner nicht selten, zuletzt vor einem Iahre, ge-
dacht. Die volle Bedeutung dieses geisterfüllten, tief religiösen, die
menschliche Welt mit unerhörter Kraft umspannenden Mannes wurde frei-
ltch in Deutschland nicht erkannt. Lrschwert war und ist dies allerdings
dadurch, daß eine Reihe seiner Werke nur in englischer Sprache vorliegt.
So vor allem die> zahlreichen Novellen, deren nur vereinzelt und gelegentlich
eine in deutscher Äbersetzung erschien. — Eine davon veröffentlichen wir
im folgenden, eine feine und stimmungvolle Dichtung; mit ihrer Mischung
aus eindringlicher Charakterlstik, reiner, obzwar nicht einsacher Stimmung,
innig-zartem Gefühl, alles gespannt in den engen Rahmen einer geistreich
angelegten und sicher durchgeführten Fabel, ist sie besonders bezeichnend für
Maartens.

Wir machrn schon heute darauf aufmerksam, dasz im Ianuar ein Reclam-
bändchen mit drei Maartensschen Novellen, einer heiteren darunter, er-
scheinen wird. K.-L.^

>^Ne hatten sich gezankt. Sie hatten Gsld genug, und nichts zu tun:
(<^)sie konnten sich's leisten, sich zu zanken,

^^Sie konnten sogar, ganz unbewußt, einen Streit als einen eigentlich
ganz interessanten Zwischenfall ihres eintönig bequemen Lebens betrachten,
Sie lebten, wie so viele Leute, ohne daß jemand genau hätte sagen können,
wozu, Ihr Heim in einer der Grasschaften Mittelenglands war sehr
hübschz sie hatten genug Geld, um es gut instand zu halten und um zu
reisen, wenn sie Lust dazu hatten. Ihre Gesundheit war vorzüglich, Sie
pflegten eine oder zwei schwach ausgeprägte Liebhabereien, und wenn sich
in ihrem gemächlichen Dasein ein Wellchen kräuselte, so geschah es, weil
eines von ihnen geplätschert hatte.

Sie waren kinderlos, und einander ruhig zugetan, Ihre tzeirat — eine
Liebesheirat, gegen die in keiner Weise irgend etwas einzuwenden gewesen
war — hatte vor etwa fünfzehn Iahren stattgefunden; jetzt waren sie über
vierzig, beide, und ihr Haar war reichlich mit Grau durchzogen.
 
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