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Kunstwart und Kulturwart — 35,1.1921-1922

DOI Heft:
Heft 4 (Januarheft 1922)
DOI Artikel:
Hauptmann, Carl: Kaspar Spinnreich
DOI Artikel:
Stoessl, Otto: Aus Otto Stoeßls Roman "Das Haus Grath"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14434#0273

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Das Gesicht:

Du bist es . . .

>tu bist es iinurer . . . Ltasxar . . . jung bist öu . ..
unö bist auch trunken von öenr Blick öer Sonne,
die hinter jener Lröe wanöelt, Ilasxar . . .
ganz unbekünrrnert . . . jene Sonne ist
ein Glutball . . . zaubervoll und unbegriffen . . .
unö ungebändigt. . . fern der Menschensehnsucht . . .
unö fern öenr Traunr, öer aus öenr Blut öer Menschen
allzeit von neuenr aufsteigt. . . Llasxar . . . Mensch . . .

Du bist ein wunöeröing. . . unö bist zu feige,
ein wunöeröing zu sein . . . öu bist aus Seele,
und neben dir örängt ein Gesxenst aus Llot
öein Wunder in die Lerne öeiner Seele
und bleibt öein Ljerr unö bleibt ein stinkenö Aas,
öas deine Tage janrnrervoll regiert. . .

Du junger Abenteurer, ziehe aus . . .

wirf deine Leigheit in die LNorgenlüste

unö deinc Vhnnracht hinter öich . . . du bist es . . .

öu warst Verbrechcr und öein eigner Aichtcr . . .

öu warst stets Sohn, öer seine Mutter schlug . . .

und gabst dich hin öer Iungfrau, die es war . . .

-ie dich nrit Schnrerzen aus der Vuelle griff

und unter Schreien in die Lüfte hob

unö einenr Gottestraunr lebenöig schlug . . .

Du selber Du, öen Gott aus seinenr Blute

anr Ljiinnrel hinschrieb, Gott . . . oh Gott . . . öen wahn . . .

öer ewig in öir ruft: sei LNensch . . . sei Mensch . . .

sei Gottes Sohn . . . sei öu ein Trank von Liebe . . .

Verwirf öas pserö jn öir, öas nrit öcn Ljufen
öie Feinöe nieöerschlägt . . . öen wolf in dir,
der nrit dcnr Lckzahn seinen NLchsten greift,
zerreitzt und nrartert . . . oh verwirf öie Tücke
öcs Arokoöils, das xlurnx und hänrisch zuschnaxxt,
sobalö ein andres vieh in Aähe komnrt . . .

Du selber Du, öer Gott aus seinem Blute-

Aus Otto Stoeßls Nornan „Das Haus Erath"

lSeit langem haben wir von dem Wiener OttoStoessl nicht gehört,
der vor Iahren mit größeren und kleineren Prosawerken ansehnlichen Ge-
halts und wohlausgewogener Form mehrfach rasch hintereinander hervor-
trat. Nun liegt ein umfangreicher Roman von ihm vor „Das Haus
Erath". In mehr als einer Hinsicht bezeugt er Willen und Kraft. Den
Willen zu einer bestimmten, großen, weiträumigen Art der Erzählung,-
die Kraft, ein umfängliches Werk mit reicher Erfindung und viel Ge-
halten auszufüllen und in gemessenem, wohldurchdachtem, dennoch nicht
manierhastem Stil durchzuführen. Schon der zeitliche Bogen ist weit
gespannt: vom Großvater bis zu den Enkelkindern reicht die Erzählung,

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