rechnet, nur Pfennige bedeuten würden.
Und dann: er werbe für ihn. Er
werbe ernsthaft und nicht zaghaft, nicht
nur so nebenbei für ihn, denn das
Werben für ein gutes Blatt
ist Kulturarbeit fürs Volk.
Einen neuen Abonnenten gleich jeht
zn Neujahr, kann den wirklich nicht
jeder heranholen? A
llnter uns
In Sachen der S'teinerfchen Drei-
gliederung ist nns eine Anzahl von
Erwiderungen zugegangen. Es ist un-
möglich, dem Thema in diesem Hefte
noch Raum zu schaffen, wir wcrden
das aber im nächsten Hefte tun.
Freiluftleben
ir Menschen in den Städten, sind
wir nicht wie Tiere, die in Kistcn
leben? Erst schlafen wir in einer Kiste,
dann schlüpfen wir hinaus durch einen
schmalen Zwischenraum und hinein
wieder in eine andcre Kiste. Dort blei-
ben wir auch einige Stunden, dann
kehren wir wieder in die vorige Kiste
zurück. Nach ein oder zwei Stunden
geht's wieder in eine dritte Kiste. Menn
wir dort eine Weile gewesen sind,
dann schnell zurück in die vorige Kiste.
Fa, genau so ist es. Und so vergehen
die Iahre, drinnen in diesen Kisten.
Und das nennen wir das Leben! Und
darin pflanzen wir uns fort und schaf-
fen neue Geschlechter, die dasselbe
Kistenleben fortsetzen sollen.
Und wenn es einmal so eine rechte
Freude sein soll, dann schlüpft ein Teil
der Tiere in eine gröjzere Kiste, um
miteinander zu essen. Da sitzen sie
reihenweise auf ihren Hinterteilen, die
Vorderpfoten auf einem Brett, und stop-
fen fünf, zehn, fünfzehn verschiedene
Sorten Nahrung in sich hinein, je nach
Größe der Freude, und trinken ent-
sprechende Mengen starker Getränke,
bis sie sich selbst nnd die anderen und
die Kistenwelt in einem idiotischen Ne-
bel sehen. — Das nennt man Fest.
Fritjof Nansen
Unsre Bilder und Noten
/Line Ballspielerin von Suzuki Harunobu. Wer den japanischen Holz-
^ schnitt nur aus den landläufigen billigen Sachen der Händler kennt, der
staunt vor unscrin Blatte. „Welch eine Farbenschönheit!", das ruft er vielleicht
vor allcm aus. Mag sein, diese Farbenschönheit überwältigt ihn zunächst so, daß
er ein Weilchen in sie versunken bleibt, dann aber wird er denken: „und welch
ein Manierismus!" Die Farbenschönheit Harunobus ist der üblichen Buntdruck-
Autotypie zu fein, wir mußten uns zu einer edleren Technik entschließen, um den
Druck gut wiederzugeben. Der Manierüsmus ist unbestritten — das „Gesichtsor-
uament", das Strichel-Händchen tötet aber doch selbst für das europäische Auge den
ganz eigenartigen Liebreiz nicht, dem er für das japanische gerade Ausdruck gibt.
Ie längcr man sich in dieses Bild hineinsieht, desto feiner werden seine Werte.
Harunobu, der von l?l8—j770 lebte, war der Erfindcr und der erste große Meister
des mehr als zwei Farben benutzeuden, dcs eigeutlichen Buntdrucks in Iapan.
Die schöne Zeichnung vom Dresdner Neumarkt mit der Frauenkirche hat den
leider schon verstorbenen Wilhelm Claus zum Künstler.
Wir zeigen ferner die Blätter „Immanuel Kant" und „Im Ermland", um
damit den Ostmarkeu-Abreißkalender zu empfchken, der unter der
künstlerischen Leitung von Robert Budzinski zusammengestellt und bei Callwey
in München erschienen ist. Er soll ein wenig mithelfen, um das Band zwischen
den abgetrennten Teilen Deutschlands und Deutschland selber noch mehr zu
festigen. Die von uns abgebildeten Stücke sind keineswegs eine besondre „Elite",
der Kalender hat sast ausschließlich reife und schöne Bilder.
Dann Lringen wir vier Abbildungen nach Plastiken von Adolf Hilde-
brand. Hiezu bitten wir den Beitrag über den Künstler von Alexandcr Heil-
meher in der Rundschau dieses Heftes nachzusehen.
Die Kopfleiste auf unsrer ersten Seite nach einem japanischen Holzschnitt.
Zu unserer Notenbeilage mit Tonsetzungen von Rudolf Sicgel lese man
den Rundschaubeitrag „Zwölf deutsche Volkslieder" nach.
herausgeber : Prof. Or. k.e. FerdinandAvcnariusin Dresden-Blascwitz; vcrantwortl.: der tzcrausgeber
— Verlag von Gcorg D. W. Callwcy, Drnck von Kastner L Callwey, Buchdruckcrei in Wünchen — In
Lstcrreich-Ungarn sür tzerausgabeu. Schriflleiiung veranlwortl.: vr.RichardBatka in Wicn II,Laborstr.ro
Und dann: er werbe für ihn. Er
werbe ernsthaft und nicht zaghaft, nicht
nur so nebenbei für ihn, denn das
Werben für ein gutes Blatt
ist Kulturarbeit fürs Volk.
Einen neuen Abonnenten gleich jeht
zn Neujahr, kann den wirklich nicht
jeder heranholen? A
llnter uns
In Sachen der S'teinerfchen Drei-
gliederung ist nns eine Anzahl von
Erwiderungen zugegangen. Es ist un-
möglich, dem Thema in diesem Hefte
noch Raum zu schaffen, wir wcrden
das aber im nächsten Hefte tun.
Freiluftleben
ir Menschen in den Städten, sind
wir nicht wie Tiere, die in Kistcn
leben? Erst schlafen wir in einer Kiste,
dann schlüpfen wir hinaus durch einen
schmalen Zwischenraum und hinein
wieder in eine andcre Kiste. Dort blei-
ben wir auch einige Stunden, dann
kehren wir wieder in die vorige Kiste
zurück. Nach ein oder zwei Stunden
geht's wieder in eine dritte Kiste. Menn
wir dort eine Weile gewesen sind,
dann schnell zurück in die vorige Kiste.
Fa, genau so ist es. Und so vergehen
die Iahre, drinnen in diesen Kisten.
Und das nennen wir das Leben! Und
darin pflanzen wir uns fort und schaf-
fen neue Geschlechter, die dasselbe
Kistenleben fortsetzen sollen.
Und wenn es einmal so eine rechte
Freude sein soll, dann schlüpft ein Teil
der Tiere in eine gröjzere Kiste, um
miteinander zu essen. Da sitzen sie
reihenweise auf ihren Hinterteilen, die
Vorderpfoten auf einem Brett, und stop-
fen fünf, zehn, fünfzehn verschiedene
Sorten Nahrung in sich hinein, je nach
Größe der Freude, und trinken ent-
sprechende Mengen starker Getränke,
bis sie sich selbst nnd die anderen und
die Kistenwelt in einem idiotischen Ne-
bel sehen. — Das nennt man Fest.
Fritjof Nansen
Unsre Bilder und Noten
/Line Ballspielerin von Suzuki Harunobu. Wer den japanischen Holz-
^ schnitt nur aus den landläufigen billigen Sachen der Händler kennt, der
staunt vor unscrin Blatte. „Welch eine Farbenschönheit!", das ruft er vielleicht
vor allcm aus. Mag sein, diese Farbenschönheit überwältigt ihn zunächst so, daß
er ein Weilchen in sie versunken bleibt, dann aber wird er denken: „und welch
ein Manierismus!" Die Farbenschönheit Harunobus ist der üblichen Buntdruck-
Autotypie zu fein, wir mußten uns zu einer edleren Technik entschließen, um den
Druck gut wiederzugeben. Der Manierüsmus ist unbestritten — das „Gesichtsor-
uament", das Strichel-Händchen tötet aber doch selbst für das europäische Auge den
ganz eigenartigen Liebreiz nicht, dem er für das japanische gerade Ausdruck gibt.
Ie längcr man sich in dieses Bild hineinsieht, desto feiner werden seine Werte.
Harunobu, der von l?l8—j770 lebte, war der Erfindcr und der erste große Meister
des mehr als zwei Farben benutzeuden, dcs eigeutlichen Buntdrucks in Iapan.
Die schöne Zeichnung vom Dresdner Neumarkt mit der Frauenkirche hat den
leider schon verstorbenen Wilhelm Claus zum Künstler.
Wir zeigen ferner die Blätter „Immanuel Kant" und „Im Ermland", um
damit den Ostmarkeu-Abreißkalender zu empfchken, der unter der
künstlerischen Leitung von Robert Budzinski zusammengestellt und bei Callwey
in München erschienen ist. Er soll ein wenig mithelfen, um das Band zwischen
den abgetrennten Teilen Deutschlands und Deutschland selber noch mehr zu
festigen. Die von uns abgebildeten Stücke sind keineswegs eine besondre „Elite",
der Kalender hat sast ausschließlich reife und schöne Bilder.
Dann Lringen wir vier Abbildungen nach Plastiken von Adolf Hilde-
brand. Hiezu bitten wir den Beitrag über den Künstler von Alexandcr Heil-
meher in der Rundschau dieses Heftes nachzusehen.
Die Kopfleiste auf unsrer ersten Seite nach einem japanischen Holzschnitt.
Zu unserer Notenbeilage mit Tonsetzungen von Rudolf Sicgel lese man
den Rundschaubeitrag „Zwölf deutsche Volkslieder" nach.
herausgeber : Prof. Or. k.e. FerdinandAvcnariusin Dresden-Blascwitz; vcrantwortl.: der tzcrausgeber
— Verlag von Gcorg D. W. Callwcy, Drnck von Kastner L Callwey, Buchdruckcrei in Wünchen — In
Lstcrreich-Ungarn sür tzerausgabeu. Schriflleiiung veranlwortl.: vr.RichardBatka in Wicn II,Laborstr.ro