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Kunstwart und Kulturwart — 35,1.1921-1922

DOI Heft:
Heft 4 (Januarheft 1922)
DOI Artikel:
Fischer, Eugen Kurt: Filmmusik
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Hauptmann, Carl: Kaspar Spinnreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.14434#0270

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oder eine neue Stimmung geschildert werden soll, spricht ebenfalls gegen
die Verwendung musikalischen Edelgutes. Nun gibt es aber noch eine
dritte Möglichkeit, zwischen Salonkitsch und Beethoven: die freie Im-
provisation. Freilich, nur Wenige verstehen sich im phantasielosen Zeitalter
der Fertigware darauf, aber bis zu einem gewissen Grade kann da sehr
wohl durch Äbung geholfen werden. Zumal die Erfindung neuer Melo-
dien und die Kontrapunktik völlig zurücktreten können hinter dem Rhyth-
mischen. Die einfachsten Akkordverbindungen können schon genügen, ebenso
Triolenbewegungen (zur Illustration fließenden Wassers etwa), Tremolos
(für Donner, seelische Erregung), chromatische Läufe, Pizzicatos in Terzen-
bewegung, ausklingende Akkorde (mit sparsamer Verwendung des Quart-
sext- und verminderten Septimenakkordes), gelegentlich eingeflochtene schlichte
Volksweisen (an lyrischen Stellen des Films), alte, gute Walzermelodien
u. a. Rhythmisierung, Tempo und Dynamik des Vortrags können solches aus
einfachsten musikalischen Elementen aufgebautes Spiel ungemein beleben.

Der Vorteil einer solchen Kinomusik wäre ein dreifacher: einmal würde
das Publikum nicht durch ihm bekannte, geschmackverderbende Schlager-
melodien abgelenkt, sondern nur im Genuß des Films durch die rein
unterstreichende Verwendung der Musik gefördert, dann würde der Klavier-
spieler (beim Trio oder gar Orchester liegt der Fall natürlich ungleich
schwieriger) sich jeder Wendung der Handlung, die er dauernd auf der Lein-
wand mitverfolgt, mit seiner Interpretation anschmiegen können, und
schließlich würde eine leider von der Mehrzahl unserer Musiker verlorene
schöpferische Fähigkeit durch das berufsmäßige Improvisieren zu neuem
Leben erweckt, was manchen zu den Quellen musikalischer Gestaltung
führen könnte.

Freilich, ein Aber hat jede Sache. Ein im Grunde unmusikalischer,
durch den mechanisierten Lärmkunstbetrieb hoffnungslos angesteckter Klavier-
pauker darf sich nicht in freier Improvisation versuchen, sonst geschieht
Fürchterliches. Also: ein Rezept für Alle ist unser Vorschlag keineswegs,
nur ein mit Vorsicht zu prüfender Wink für solche, in denen elementar
musikalisches Empfinden noch lebt. Ich meine: das werden heute, wo
wirtschaftliche Not manch echten Künstler ins Cafe oder Kino treibt, gar
nicht so wenige sein. Fischer

Kaspar Spinnreich

Von Carl Hauptmann

sDas folgende Fragment hat Frau Marie Hanxtnrann aus dem Aachlasse
Larl Hauxtinanns der neuen westöeutschen rkunstwochenschrift „Hellweg" zum
Abdrucke übergeben. Sie emxfand es als besonders charakteristisch für des
toten Dichters wesenheil. Aj

Auf einenr hohen Berg. In wolken erscheint ein axokalxxtisches Tier

im Dunkel der Nacht.

Aasxar Sxinnreich. ein vergrabener, glutäugiger Mensch von jungen
Iahren, steht in dem Anblick versunken.

Das Gesicht:

(mit seltsamer Hohlstimme) Du bist es, Aasxar. . .

Rasxar Sxinnreich:

Ia . . . Perr . . . ja . . .

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