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Kunstwart und Kulturwart — 35,1.1921-1922

DOI Heft:
Heft 4 (Januarheft 1922)
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Polenske, Karl: Ein Weg zur Freiheit für alle
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Fischer, Eugen Kurt: Filmmusik
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https://doi.org/10.11588/diglit.14434#0269

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der Kultur ist, macht das Schwundgeld die tz er ste ll b arkei t zur Grenzel
Der Enderfolg des Freigeldes wird sein: Das Existenzmax imu m sürjeder--

Zur festen Währung und zum Freigeld gehört nun aber noch ein Drit--
tes, nämlich das Freiland. Dauerhaft wie das herkömmliche Geld ish
auch der Boden. Aber anders als das Geld läuft er nicht um. Daran
hindert unser Bodenrecht. Auf dem Verfassungspapier steht zwar allerlei
von Freizügigkeit. Aber weil der Bodeneigentümer Ligentümer seines
Bodenstückes ist, vermag er, insoweit er andere es benutzen lätzt, von diesen
ein arbeitsloses Einkommen, den Grundzins, zu erpressen, auf den sich
dann wieder die Kaufpreise der Grundstücke aufbauen.

Diese Zusammenhänge, und daß gegen diesen Unfug nur durch eine tzeim--
holung des Grundzinses in voller tzöhe an die Gesamtheit etwas zu machen
ist, hat tzenry George gezeigt. Aber erst wenn wir die Preise befestigen
und die Benützung des Geldes frei machen, wird es möglich, den wirklich
angemessenen Grundzins zu ermitteln. Ohne Geldreform also keine durch--
greifende Bodenreform! Und dann kommt noch alles darauf an, zu welchen
Zwecken der unvermeidliche Grundzins verwendet wird.

Silvio Gesell hat gezeigt, daß die bloße Verstaatlichung des Grundzinses
weder davor schützt, daß er hintenherum den Bodenbenutzern wieder zuge-
führt, noch davor, daß er den Bodenbenutzern noch einmal aufgelegt wird.
Deshalb muß der Grundzins von vornherein verfassungsmäßig „neutra--
lisiert" werden. Die Neutra aber, denen er zufließen muß, sind die Kin--
der. Gesell schlägt vor, den gesamten Grundzins zur Aufzucht der Kinder
zu verwenden und zu diesem Zweck den Müttern nach Zahl ihrer Kinder
zuzuweisen. Womit denn auch die Frauenfrage gelöst wäre.

Freiland, Freigeld und feste Währung (oder Festwährung, wie zu sagen
üblich geworden ist), sind nun die Voraussetzungen für eine Befreiung
vom Staat. Wer genauer zusieht, wird beobachten, daß fast alles, was
wir heut an Staatsgewalt haben, entweder dazu dient, Grund-- und Geldzins
zu schützen, oder das Elend, das aus den Preisschwankungen und dem
Zinswesen herrührt, notdürftig auszugleichen oder über es hinwegzutäu--
schen. Der Staat von heute erzwinge noch eins: F-F. F. —, dann hat
er seine Schuldigkeit getan und kann gehen.

Hiermit sind die Grundgedanken der neuphysiokratisch-freiwirtschaftlichen
Lehre dargestellt. Natürlich konnte es nicht in der Weise geschehen, daß
jede Einzelfrage erschöpft oder auch nur angedeutet wurde. Wer hier weiter
will, lese Gesells „Natürliche Wirtschaftsordnung" und dann die Spezial-
schriften. Nützlich ist auch der Besuch der überall veranstalteten freiwirt--
schaftlichen Vorträge. Seit dem Oktober Ml dient auch die Ouedlinburger
Zeitung erfolgreich der F. F. F.--Propaganda. Karl Polenske

Filmmusik

mannigfacher Vorschläge hapert's bei ihr noch immer. Hochzeits--
märsche bei Raubüberfällen, Shimmys bei tragischen Szenen sind
^^nichts Seltenes, und wo Stimmungsmalerei versucht wird, geschieht
das meist durch Nnterlegen syrupsüßer Salonmusik unter einen ergreifen--
sollenden Vorgang. In diesem Falle wird auch „Rührung erzeugt".
Mehr sogar, als durch Einführung guter Musik, die in Verbindung
mit den jetzt noch vorherrschenden Filmtypen als etwas völlig Fremdes, nicht
Hergehöriges empfunden wird. Die alle Augenblicke eintretende Not--
wendigkeit, mitten im Stück zu unterbrechen, weil ein Bild zu Ende ist

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