Kunstwart und Kulturwart (35,1.1921-1922)

englischc Geschützc. Das Bild isl da-
mals in einem deutschen, vielleicht
einem Hamburgischen Bilderblatt wie-
dergcgeben worden. Das dritte, jetzt
wieder höchst aktuelle und höchst
charakteristische Bild, das ich brauche:
Poincare bei seinem letzten Besuche in
Petersburg znsammen mit dem Zaren
photographiert. Ich habe mich schon
mit sehr viel Briefen und Nachfragen
um die Beschaffung dieser Bilder be-
müht. Hat viclleicht ciner der Knnst-
wartleser eins oder das andre davon
aufgehoben? Oder weiß er es nachzu-
weisen? Oder entsinnt er sich wenig-
stens noch mit Sicherheit, in welchem
Blatt und vielleicht anch zn welchev
Zeit dort das betreffende Bild erschie-
nen ist? Ferd. Avenarius

An dir liegr's

an soll anderer Leute Weise achten
und niemandes Weise schmähen.
Ein jeder halte sich an seine gnte Weise
und ziehe dahinein alle anderen und

eigne sich mit ihrer Hilfe auch die Vor-
züge der anderen an.

as wir uns einreden: Man muß
diese Dinge fliehen und jene
suchen. Ausgerechnet diese Stätten und
Menschen, diese Weise, diese Richtung,

diese Beschäftigung,-nicht das ist

Schuld, daß die Lage oder die Dinge
dich hinderten, sondern du selber bist es.
in auferhobenes Gemüt sollst du
haben, nicht ein niederhängendes,
ein brennendes Gemüt, in dem doch
eine ungetrübte schweigende Stille
herrscht.

ie Leute sollten nicht immer soviel
nachdenken, was sie tnn sollten,
sie sollen lieber nachdenken, wie sie
sein sollten. Wären sie nur gut, so
möchten ihre Werke selber leuchten.
as Beste und Herrlichste, wozu man
in diesem Leben gelangen mag, ist,
daß du schweigst und Gott auswirken
und sprechen lässest.

(Meister Eckehart,
aus dem Greifeu-Kalender.)

Unsre Bilder

^^<)ergfrieden" — bei unserm Tiefdruck nach des Ssterreichers Hugo Baar
^^Hschönenl Winterbilde würde jedes einstelleude Begleitwort zu viel sein»
» ^^wenn uns die gesunden Blicke nicht durch vorgehaltene Modegläser in
irgend eine „Nichtung" hin verdreht würden. Der Reiz der Nähe (die Stämme»
die Zweige, das Heiligenbild, die Stapfen im Schnee und sein Glitzerleben) und
der Reiz der Ferne, wie ist das alles mit fühlendem Auge gesehen und für andre
fühlende Augen vermittelnd gestaltet worden mit der Bescheidsnheit desjenigen
Künstlermenschen, der im anbetenden Genusse der Natur sich selbst als Nebensache
fühlt, weil für dis. Innigkeit seiner Versunkenheit alles des Gottes voll ist! Unsre
Modischen geben uns statt solcher Innerlichkeit ein Stückchen aus ihrem kleinen
Ich, das sie zur schillernden Seifenblase aufpusteu, — und man ist auch noch
stolz darauf.

Den Druckschnitt „Die Welle" von Hans Nowothnig entnehmen wir dem
„Pommernkalender lZ22", der vom Verkehrsverbande für Pommern im Verlage
M. Bauchwitz in Stettin herausgegeben ist, nnd als eincr der besten Heimat-
kalender empfohlen sei. Ist das nicht in seiner Einfachheit ein ganz ungewöhnlich
schönes Blatt?

Dann folgen noch einige gute Landschaftsbilder aus dem schon im
vorigen Heft erwähnten neuen Abreißkalender „Ostmark", der bei Georg
D. W. Callwcy in München erschienen ist. Das Verdienst an der Zusammen-
stellung seiner Bilder hat sich R. Bndzinski erworben, die schriftstellerischen Bei-
träge und die Noten hat Karl Plenzat in Königsberg zusammengestellt. Möge
dieses reiche und — reife Kalenderwerk das Land jenscit des „polnischen Korridors"
für wcitere Tausende in seiner Kerndeutschheit fühlen lassen!

Die Kopfleiste anf der ersten Seite ist ein Spielmann-Bildchen von Rudolf Sieck.

Herausgeber: Prof. Dr. K. c. Ferdina 11 dAvenarius in Dresden-Vlasewitz; verantwortl.: der Herausgeber
— Verlag von Georg D.W. Eallwfv. Druck von Kastner L Callwey, Vuchdruckerei in München — In
österreick-llngarn für herausgabe u. Scbrifileirunq verantwortl.: Or.Richard Vatka in Wien I l, Taborstr.20