Schwert gegeben, aus ihr rann noch das warme Blut. Bödvar ließ dett
Bären beim Feuer zur Erde fallen, kniete neben ihm und faßte den Kopf
in die Arme. So ließ er das Blut aus der Halswunde in seine hohlen
Hände rinnen. Das hieß er den Beinerjungen trinken. Darnach stand er
auf, öffnete dem Bären die Brust und schnitt das Herz heraus. Das hielt
er am Speer übers Feuer, daß es briet, und gab es dem Iungen zu essen.
„tzüte nun meine Kleider und Waffen!" sagte er dann, „ich will zum
Bach gehen und mich baden vom Schweiß und Blut." —
Die Sonne war hoch gestiegen. Bödvar hatte sich nach dem Bad ins
Gras gelegt und schlief. Der Beinerjunge saß an der Feuerstelle bei der
Asche und streckte bald die eine und bald die andre tzand nach den Waffen
aus. Da lag das Schwert. Die Scheide, die am Gürtel hing, war zer-
brochen, aber die Klinge, die den Kampf geführt hatte, war unversehrt.
Früher hatte er nie gesehen, was das für eine herrliche Waffe war.
Indes er es noch bedachte, kam ein Sturm von Rehen über die Waldblöße
gefegt wie Blätter vor dem Wind, und da erschien auch schon vom Wald-
rand her das, was sie zur Flucht trieb, auf schweren Sohlen und dennoch
so schnell, daß dem Iungen kaum Zeit blieb, es zu erkennen. Seine Zunge
suchte das Wort und sein Mund wollte warnen: „Bödvar, der Bär kommt
zurück!" aber noch ehe der Ruf ihm gelang, hatte er schon die Waffen
an sich gerafft, um dem Tiere zu begegnen. Das lief pfeilgerade der Stelle
zu, wo Bödvar von hohem Gras umhüllt lag und schlief.
Bödvar hörte in seinen Schlaf hinein Stöhnen, Stampfen, dumpfes
Geheul und Zähneknirschen, und als er die blinzelnden Augen gegen das
Licht auftat, sah er den Beinerjungen im Kampf mit dem Bären und
meinte, es sei noch der Traum. Er schloß die Augen wieder, aber der
Lärm dauerte fort, und als er die Lider von neuem aufschlug, sah er den
Bären gefallen und den Iungen aus vielen Wunden blutend als Sieger
über ihm stehen. Bödvar sprang auf die Füße, ging hin, legte ihm den
Arm um den Nacken und küßte ihn.
Als Thormod geendigt hatte und Sighvat von neuem anfing, klang
seine Stimme düster. Der Krist hatte die Zwölf versammelt, denen er
vertraute. Er ließ sie wissen, woher er gekommen war und daß er zur Heim-
kehr gerüstet sei. Das ging ihnen süß ein, daß ihr Häuptling weit über alle
Könige mächtig wäre. Sie drängten sich mit Eifer zu ihm, einer schob
den andern zurück, denn jeder wollte sich dem Herrn darbieten, als der,
der den nächsten Platz bei ihm im Hochsitz haben sollte. Als aber der
Krist schwieg, rechteten sie untereinander. Sie waren auch voll Rngetüm,
zu erfahren, wann der Tag wäre, wo der Himmel sich auftäte und sie
auf dem Regenbogen mit ihm hinaufritten vor aller Welt Augen.
„Töricht seid ihr", sprach der Krist. „Habe ich euch nicht gesagt, daß ich
den Tod erleiden will?" —
Da erhoben sie die Stimmen und die Hände und redeten mit Geschrei
darwider: „Das geschehe dir nur nicht. Ziemt sich das für den Herrn aller
Dinge? Du hast uns ewige Herrlichkeit verheißen und wir sollten dir einen
Grabhügel machen?« —
Einer war unter ihnen, der rief: „Seid getrost, der Tod getraut sich
nicht, ihm seine Kappe überzuwerfen, wie er uns tut." —
„Das hast du recht gesagt," erwiderte der Krist, „er wird meine Spur
meiden, darum muß ich ihm so begegnen, daß er nicht auszuweichen vermag,
denn er muß an mich und ich an ihn." —
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Bären beim Feuer zur Erde fallen, kniete neben ihm und faßte den Kopf
in die Arme. So ließ er das Blut aus der Halswunde in seine hohlen
Hände rinnen. Das hieß er den Beinerjungen trinken. Darnach stand er
auf, öffnete dem Bären die Brust und schnitt das Herz heraus. Das hielt
er am Speer übers Feuer, daß es briet, und gab es dem Iungen zu essen.
„tzüte nun meine Kleider und Waffen!" sagte er dann, „ich will zum
Bach gehen und mich baden vom Schweiß und Blut." —
Die Sonne war hoch gestiegen. Bödvar hatte sich nach dem Bad ins
Gras gelegt und schlief. Der Beinerjunge saß an der Feuerstelle bei der
Asche und streckte bald die eine und bald die andre tzand nach den Waffen
aus. Da lag das Schwert. Die Scheide, die am Gürtel hing, war zer-
brochen, aber die Klinge, die den Kampf geführt hatte, war unversehrt.
Früher hatte er nie gesehen, was das für eine herrliche Waffe war.
Indes er es noch bedachte, kam ein Sturm von Rehen über die Waldblöße
gefegt wie Blätter vor dem Wind, und da erschien auch schon vom Wald-
rand her das, was sie zur Flucht trieb, auf schweren Sohlen und dennoch
so schnell, daß dem Iungen kaum Zeit blieb, es zu erkennen. Seine Zunge
suchte das Wort und sein Mund wollte warnen: „Bödvar, der Bär kommt
zurück!" aber noch ehe der Ruf ihm gelang, hatte er schon die Waffen
an sich gerafft, um dem Tiere zu begegnen. Das lief pfeilgerade der Stelle
zu, wo Bödvar von hohem Gras umhüllt lag und schlief.
Bödvar hörte in seinen Schlaf hinein Stöhnen, Stampfen, dumpfes
Geheul und Zähneknirschen, und als er die blinzelnden Augen gegen das
Licht auftat, sah er den Beinerjungen im Kampf mit dem Bären und
meinte, es sei noch der Traum. Er schloß die Augen wieder, aber der
Lärm dauerte fort, und als er die Lider von neuem aufschlug, sah er den
Bären gefallen und den Iungen aus vielen Wunden blutend als Sieger
über ihm stehen. Bödvar sprang auf die Füße, ging hin, legte ihm den
Arm um den Nacken und küßte ihn.
Als Thormod geendigt hatte und Sighvat von neuem anfing, klang
seine Stimme düster. Der Krist hatte die Zwölf versammelt, denen er
vertraute. Er ließ sie wissen, woher er gekommen war und daß er zur Heim-
kehr gerüstet sei. Das ging ihnen süß ein, daß ihr Häuptling weit über alle
Könige mächtig wäre. Sie drängten sich mit Eifer zu ihm, einer schob
den andern zurück, denn jeder wollte sich dem Herrn darbieten, als der,
der den nächsten Platz bei ihm im Hochsitz haben sollte. Als aber der
Krist schwieg, rechteten sie untereinander. Sie waren auch voll Rngetüm,
zu erfahren, wann der Tag wäre, wo der Himmel sich auftäte und sie
auf dem Regenbogen mit ihm hinaufritten vor aller Welt Augen.
„Töricht seid ihr", sprach der Krist. „Habe ich euch nicht gesagt, daß ich
den Tod erleiden will?" —
Da erhoben sie die Stimmen und die Hände und redeten mit Geschrei
darwider: „Das geschehe dir nur nicht. Ziemt sich das für den Herrn aller
Dinge? Du hast uns ewige Herrlichkeit verheißen und wir sollten dir einen
Grabhügel machen?« —
Einer war unter ihnen, der rief: „Seid getrost, der Tod getraut sich
nicht, ihm seine Kappe überzuwerfen, wie er uns tut." —
„Das hast du recht gesagt," erwiderte der Krist, „er wird meine Spur
meiden, darum muß ich ihm so begegnen, daß er nicht auszuweichen vermag,
denn er muß an mich und ich an ihn." —
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