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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0016

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1.2 Quellen

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österreichischen Kirchen Salzburg und Mondsee sind in modernen Editionen
verfügbar.
Für Freising sind aus dem Zeitraum von 744 bis 1005 1358 Urkunden oder
Notizen überliefert, die seit den 820er Jahren kontinuierlich in Traditions- oder
Tauschbücher auf genommen wurden, zuerst seit 824 durch den Freisinger
Schreiber Cozroh, der alleine etwa 700 Urkunden texte kopierte*. Darunter finden
sich auch Traditionen, die an Klöster gingen, die zur Bischofskirche gehörten, zum
Beispiel aus den Klöstern Innichen, Isen und Scharnitz-Schlehdorf. Während die
frühen Urkunden bis in die Zeit Bischof Annos (854—75) überwiegend datiert sind,
lassen sie sich seit der Mitte des 9. Jahrhunderts zumeist nur noch der Amtszeit
eines Bischofs bzw. Vogts zuordnen. Wie die Regensburger und Passauer
Traditionen wurden die Freisinger Urkunden durch den Herausgeber chro-
nologisch sortiert, mit der Folge, dass die nach Bedeutung, Inhalt und
Zusammenhang gegliederte Ordnung der Traditionsbücher aufgegeben wurdet
Aus der Bischofskirche und dem Kloster St. Emmeram in Regensburg sind für
die Untersuchungszeit etwa 260 Urkunden überliefert, von denen allerdings nur
acht oder neun ins 8. Jahrhundert fallend
Für Passau gibt es lediglich 93 Urkunden aus der Zeit vor 1000, von denen fast
80 vor 820 entstanden sind"*. Die frühen Salzburger Traditionen sind nur durch die
sehr knappen, durch ihre teilweise Parallelität jedoch hochinteressanten Notitia
Arnonis und die Breves Notitiae vom Ende des 8. Jahrhunderts überliefert^, zu
denen bis 1023 Traditionskodizes mit insgesamt 164 Transaktionen kommen, von
denen 102 aus der Zeit Erzbischof Oadalbert (923-35), 24 aus der Zeit Friedrichs

1 Die Traditionen des Hochstifts Freising in zwei Bänden, hg. v. Theodor Bitterauf (Quellen
und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte NF 4/5), München 1905, im
Folgenden zitiert als TF mit Nummer. Zu Cozrohs Handschrift Adelheid KRÄH, Die
Handschrift des Cozroh. Einblicke in die kopiale Überlieferung der verlorenen ältesten
Archivbestände des Hochstifts Freising, in: Archivalische Zeitschrift 89 2007, 407-31.
Allgemein zur Nutzung von Traditionsbüchern als Quellen Peter JOHANEK, Zur rechtlichen
Funktion von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und früher Siegelurkunde, in: Recht und
Schrift im Mittelalter, hg. v. Peter Classen (VuF 23), Sigmaringen 1977, 131-62, und Stefan
MOLITOR, Das Traditionsbuch. Zur Forschungsgeschichte einer Quellengattung und zu
einem Beispiel aus Süd Westdeutschland, in: Archiv für Diplomatik 36 1990, 61-92.
2 Joachim JAHN, Virgil, Arbeo und Cozroh. Verfassungsgeschichtliche Beobachtungen an
bairischen Quellen des 8. und 9. Jahrhunderts, in: Mitteilungen der Gesellschaft für
Salzburger Landeskunde 130 1990, 201-91, und KRÄH, Handschrift.
3 Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram, hg. v. Josef
Widemann (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte NF 8),
München 1943, im Folgenden TR. Zu den Quellen Christine RÄDLINGER-PRÖMPER,
St. Emmeram in Regensburg. Struktur und Funktionswandel eines bayerischen Klosters im
früheren Mittelalter (Thum und Taxis-Studien 16), Kallmünz 1987, hier 30-33; dort auch
allgemein zum Kloster und seinem Grundbesitz.
4 Traditionen des Hochstifts Passau, hg. v. Max Heuwieser (Quellen und Erörterungen zur
bayerischen und deutschen Geschichte NF 6), München 1930, im Folgenden TP.
5 Notitia Arnonis und Breves Notitiae. Die Salzburger Güterverzeichnisse aus der Zeit um 800:
Sprachlich-historische Einleitung, Text und Übersetzung, hg. u. übers, v. Fritz Losek, in:
Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Herwig Wolfram (VIOG 44/Mitteilungen der
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Erg.Bd. 22), Wien/München 2006, 9-178, im
Folgenden NA und BN, dazu Heinrich WANDERWITZ, Quellenkritische Studien zu den
bayerischen Besitzlisten des 8. Jahrhunderts, in: DA 39 1983,27-84.
 
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