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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0056

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1.6 Orte, Räume und Raumgliederung

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Frankenreichs, etwa am Mittelrhein, ist festzustellen, dass zu einer marca eine
Siedlung gehörte, die als p/Fa, vzcMS oder /ocMS bezeichnet wurde, und dass jedes
Landstück einer marca zugeordnet werden konnte^. Im thüringisch-main-
fränkischen Raum umfassten Marken häufig mehrere Siedlungen, zeigen aber eine
ähnlich lückenlose Abdeckung der besiedelten Räume^. Im altbayerischen Raum
gab es eine solche Eindeutigkeit nicht. Marca war hier eine äußerst seltene Be-
zeichnung, die im Untersuchungszeitraum lediglich etwas über zehnmal
verwendet wurde. Angesichts der übergroßen Bedeutung, die der Mark in der
deutschen Historiographie zugeschrieben wurdet, ist dies bemerkenswert. Die
bayerischen Belege stammen überwiegend aus den Mondseer Traditionen;
vereinzelte Erwähnungen in den Freisinger, Niederaltaicher und Regensburger
Traditionen beziehen sich meist ebenfalls auf östliche Gebiete. Dabei scheinen die
Notizen aus Nieder altaich mar ca in der ursprünglicheren Bedeutung als
Grenzsaum zu verwenden, der aus Wald, Wiesen und Weiden bestand und
landwirtschaftlich höchstens extensiv genutzt wurdet'. In den Mondseer
Traditionen des 8. Jahrhunderts wurde marca für das zu einer Siedlung gehörige
Gebiet verwendet, meist zu einer solchen, die sich im Besitz einer einzigen Person
oder Kirche befand^. In der Konsequenz konnte marca auch für das Gebiet
größerer Grundherrschaften gebraucht werden^. Seit dem 9. Jahrhundert wurde
marca auch in anderen Bedeutungen verwendet; in Mondsee und Regensburg
beschreibt es vereinzelt Wälder^.
Ähnliche Probleme ergeben sich für die Begriffe fcrmmz - in der Lex
Baiuvariorum und auch sonst synonym zu marca gebraucht^ -, y/nas und cow/mza,
die ebenfalls auf Gebiete um Siedlungen, oft mit Bezug zu Wald, hinweisend, aber
auch Grenzen und größere Bezirke wie die kleinen Freisinger pa^z meinen
können^.

Göttingen, Philologisch-historische Klasse, 3. Folge 115], hg. v. Heinrich Beck, Dietrich
Denecke, Herbert Jankuhn, Göttingen 1979, 74-91).
258 S. etwa STAAB, Untersuchungen 231 u.ö.
259 Etwa Karl BOSL, Franken um 800. Strukturanalyse einer fränkischen Königsprovinz, Mün-
chen Ü969, 39f.
260 S.o. Anm. 257.
261 BU 1,5,1,9,1,13.
262 TM 25 (748/84.04): uzda (...) cam omac marca ak?ae adzaccasäs sazs; ähnlich in 26 (vor Juli
748/Anfang 784), 31 (749.05.29), 38 (768): cam zpsa marca (?a; ad zpsam iocam perhatT doc esf
Gagzapad astyae ;a Cdaporapad (mit Begrenzung der zaarca durch Flüsse), 39 (736/7-748), 114
(749.07.10), 123 (748.07.10). Diese Bedeutung auch noch später in TF 1007 (nach 895), 1037
(902/3).
263 TP 73 (818/38), TR 10 (808.09.14), 15 ([819].03.08), möglicherweise auch 16 (819.12.14), wo
allerdings auch die Mark eines Dorfs gemeint sein könnte, SUBI, 911-13, Nr. 25.
264 TM 102 (823.02.17), TR 96 (882/5), 209 (975/80).
265 Tit. 13,9, BU 1,13: caaz oaia; azardza ud feraaais sazs mit Gleichsetzung, ähnlich in BU 1,5, so
auch sehr viel später TF 548 (827.08.21), 690b (846.05.23), TR 179 (900.07.26), TF 1119 (948).
266 TF 7 (754.07.24), 33 (769.12.18), 39 (770.09.26), 671 (845.04.09), 1117 (937/57), 1211 (957/72),
1120 (948/55), NA 1,1, BN 1,4, 2,4, TM 38 (768). Auch caazpas konnte in dieser Bedeutung
erscheinen: TM 8 (823.08.12). Zu azarca, hzrazzaas, coap'az'aaz und Wald Josef STURM, Der Wald
in den Freisinger Traditionen. Ein methodischer Versuch forstgeschichtlicher Auswertung
eines geschlossenen Urkundenbestandes, in: ZBLG10 1937, 311-73, hier 333f.
267 TF 5 (750.07.03), 8 (755.07.23), 34 (769), 64 (773.09.13), 166a (793), 548 (827.08.21), 676
(846.02.23), 821 (859/64), 1313, 1314 (beide ca. 990/1000). In TF 19 (763.06.29) und 39
 
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