1.7 Die Untersuchungsgebiete
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Teile dieses Raums - auch die Untersuchuugsgebiete - von einer Dichotomie
zwischen größeren Dörfern und kleineren Siedlungseinheiten, Weilern, Einöden
und Einzelhöfen, geprägt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die erheblichen
Größenunterschiede bereits im frühen Mittelalter angelegt waren^, obwohl die
Quellen keine eindeutigen terminologischen Hinweise darauf geben. Davon ist
auszugehen, weil sehr viele Orte der Untersuchungsgebiete, an der Amper sogar
die meisten heute existierenden Siedlungen, bereits frühmittelalterlich belegt
sind2S6. Dabei fällt auf, dass diejenigen Dörfer, in denen wir sicher von
grundherrschaftlichen Zentralen oder von Urkundenausstellung wissen und die
früh bzw. häufig in den Traditionen vorkommerU", bis heute größer als die
meisten umliegenden Siedlungen sind. Die Existenz von Kleinstorten legt zugleich
eine gewisse Zusammengehörigkeit untereinander und mit größeren Siedlungen
im lokalen Raum nahe, da die zudem meist sehr dicht aneinandergelegenen
Weiler keine ausreichende Basis für zentrale Einrichtungen wie eine Kirche -
zumindest nicht für eine Taufkirche^ - oder eine Mühle boten.
1.7 Die Untersuchungsgebiete
1.7.1 Zur &r Un^rsuc^ungsg^/'^
Die Wahl der drei Untersuchungsregionen an den beiden Flüssen Amper und Isen
sowie um den Wallersee erfolgte nach verschiedenen Kriterien. Das wichtigste war
zunächst die Anzahl der Quellen. Da sich die Quellenbelege im früh-
mittelalterlichen Bayern sehr ungleich verteilen, war es von vornherein
notwendig, Gebiete auszuwählen, aus denen viele Traditionsurkunden überliefert
sind. Insbesondere sollten auch Gebiete mit mehrfach erwähnten Orten gewählt
werden, um für diese etwa die Besitzstruktur und möglicherweise auch diachrone
Veränderungen untersuchen zu können. Allerdings wurde auch darauf geachtet,
nicht nur Gebiete aus der - am besten belegten - Freisinger Diözese auszuwählen,
um sich nicht hauptsächlich auf Quellen aus einem, nämlich dem Freisinger
Bestand stützen zu müssen. Deshalb wurde mit dem Wallersee auch ein Gebiet
ausgewählt, aus dem überhaupt keine Freisinger Quellen überliefert sind,
während das Gebiet an der Isen die Grenze zwischen Salzburger und Freisinger
285 S.u. 1.7. Nach GEBHARD, Siedlungen 352, liegt die Amperregion im Gegensatz zu den ander-
en Gebieten zwar nicht im Weiler- und Einzelhofbereich Bayerns, der sich von der Isar
ostwärts erstreckt. Sie entspricht aber dennoch diesem Siedlungsmuster, da auf eine größere
Siedlung auch hier zahlreiche Kleinstsiedlungen mit weniger als zehn Wohngebäuden
kommen. Wilhelm STÖRMER, -hausen-Ortsnamen als Zeugen „grundherrschaftlichen"
Landesausbaus, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 65 2000, 239-52, hier 242, weist darauf
hin, dass kleine Orte häufig auch an der Wende zur Neuzeit klein waren.
286 S.u. 1.7.2.
287 S.u. die Beispiele der Tegernbach-Orte, Isen (1.7.3), Ampermoching, Vierkirchen, Allers-
hausen (1.7.2) und Seekirchen (1.7.4). Vgl. auch JANKER, HAB Haag 15 mit der Feststellung,
dass die meisten späteren Zentren in der späteren Grafschaft Haag schon früh erwähnt sind.
288 S. zu den verschiedenen Kirchentypen 5.1.7.
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Teile dieses Raums - auch die Untersuchuugsgebiete - von einer Dichotomie
zwischen größeren Dörfern und kleineren Siedlungseinheiten, Weilern, Einöden
und Einzelhöfen, geprägt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die erheblichen
Größenunterschiede bereits im frühen Mittelalter angelegt waren^, obwohl die
Quellen keine eindeutigen terminologischen Hinweise darauf geben. Davon ist
auszugehen, weil sehr viele Orte der Untersuchungsgebiete, an der Amper sogar
die meisten heute existierenden Siedlungen, bereits frühmittelalterlich belegt
sind2S6. Dabei fällt auf, dass diejenigen Dörfer, in denen wir sicher von
grundherrschaftlichen Zentralen oder von Urkundenausstellung wissen und die
früh bzw. häufig in den Traditionen vorkommerU", bis heute größer als die
meisten umliegenden Siedlungen sind. Die Existenz von Kleinstorten legt zugleich
eine gewisse Zusammengehörigkeit untereinander und mit größeren Siedlungen
im lokalen Raum nahe, da die zudem meist sehr dicht aneinandergelegenen
Weiler keine ausreichende Basis für zentrale Einrichtungen wie eine Kirche -
zumindest nicht für eine Taufkirche^ - oder eine Mühle boten.
1.7 Die Untersuchungsgebiete
1.7.1 Zur &r Un^rsuc^ungsg^/'^
Die Wahl der drei Untersuchungsregionen an den beiden Flüssen Amper und Isen
sowie um den Wallersee erfolgte nach verschiedenen Kriterien. Das wichtigste war
zunächst die Anzahl der Quellen. Da sich die Quellenbelege im früh-
mittelalterlichen Bayern sehr ungleich verteilen, war es von vornherein
notwendig, Gebiete auszuwählen, aus denen viele Traditionsurkunden überliefert
sind. Insbesondere sollten auch Gebiete mit mehrfach erwähnten Orten gewählt
werden, um für diese etwa die Besitzstruktur und möglicherweise auch diachrone
Veränderungen untersuchen zu können. Allerdings wurde auch darauf geachtet,
nicht nur Gebiete aus der - am besten belegten - Freisinger Diözese auszuwählen,
um sich nicht hauptsächlich auf Quellen aus einem, nämlich dem Freisinger
Bestand stützen zu müssen. Deshalb wurde mit dem Wallersee auch ein Gebiet
ausgewählt, aus dem überhaupt keine Freisinger Quellen überliefert sind,
während das Gebiet an der Isen die Grenze zwischen Salzburger und Freisinger
285 S.u. 1.7. Nach GEBHARD, Siedlungen 352, liegt die Amperregion im Gegensatz zu den ander-
en Gebieten zwar nicht im Weiler- und Einzelhofbereich Bayerns, der sich von der Isar
ostwärts erstreckt. Sie entspricht aber dennoch diesem Siedlungsmuster, da auf eine größere
Siedlung auch hier zahlreiche Kleinstsiedlungen mit weniger als zehn Wohngebäuden
kommen. Wilhelm STÖRMER, -hausen-Ortsnamen als Zeugen „grundherrschaftlichen"
Landesausbaus, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 65 2000, 239-52, hier 242, weist darauf
hin, dass kleine Orte häufig auch an der Wende zur Neuzeit klein waren.
286 S.u. 1.7.2.
287 S.u. die Beispiele der Tegernbach-Orte, Isen (1.7.3), Ampermoching, Vierkirchen, Allers-
hausen (1.7.2) und Seekirchen (1.7.4). Vgl. auch JANKER, HAB Haag 15 mit der Feststellung,
dass die meisten späteren Zentren in der späteren Grafschaft Haag schon früh erwähnt sind.
288 S. zu den verschiedenen Kirchentypen 5.1.7.