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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0088

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2.3 Schenkungen

87

Fall seines Todes ab, der bald darauf auch eintrab". Die Formulierung zeigt
deutlich, was er als Gegenleistung für die Gabe erwartete: Fürsprache bei Gott
durch alle Heiligen, die in Freising verehrt wurden - die Urkunde beschreibt eine
Szene wie am Hofe eines Herrn"". Einen ähnlichen Hintergrund dürfte die
Schenkung des Piligrim im Umland von Allershausen gehabt haben, die er
unmittelbar vor seinem Tod durchführte"". Allerdings nahmen die Grafen Ratolt
(der Tradent aus Daglhng) und Kepolf, denen er die Durchführung der Tradition
überlassen hatte, seine sterblichen Überreste mit nach Freising, und er wurde dort
offenbar bestattet. Eine entsprechende Klausel enthält diese Schenkung nicht, es ist
aber fraglich, ob ein Mann wie Piligrim der jahrelang Vogt und Unterstützer
Freisings gewesen war, sich dieses Recht noch erwerben musste. In einem anderen
Fall vom Anfang des 10. Jahrhunderts war die Erlaubnis, in einer Kirche bestattet
zu werden eindeutig mit der Schenkung eines Ehepaares verbunden"". Ähnlich
müssen die Klauseln in Mondseer Urkunden verstanden werden, in denen der
Tradent, wie ein Reginhelm in Pfongau am Wallersee, sich von der Schenkung
einen /ocMS im Kloster versprach^. Hier tritt neben die für uns eher abstrakte Bitte
für das Seelenheil und die Fürbitte durch die Heiligen der bedachten Kirchen der
konkrete Wunsch nach räumlicher Nähe zu ihnen.
Auch die Schenkung des Karuheri 791/2 in Etzenhausen im Amperraum zeigt
einen kranken Tradenten. Die Tradition musste vom Bruder durchgeführt werden,
weil er selbst in dopudzcnsns war"". Eine weitere Urkunde aus dieser Zeit
nennt jedoch den gleichen Anlass für eine Schenkung"". Das auffällige Zu-
sammentreffen dieser sonst seltenen Begründungen in der Zeit des Übergangs von
den Agilolhngern zu den Karolingern könnte auch auf einen politischen

90 TF 213a (ca. 804/8): (...) Ml doMS omMipofoMS ;dMm h'Nraro digMarofMr de ac posfo ^Mam pafäTafMr
ud s; doo uoioMfo udam ^fagdom /;?dnd, ZMfercesszoMdws saMcfao Mange ef saMcd CorF;'M;aM;
coM/essons s;ue omMdzm saMcforMm ^MorMm ndäyMas z'Ndem codFraroMfMr ue/ Mom;Ma?dMr Ml ad-
^MaMüdMm ZMdMlgeMü'ae aMzmadMS eorMm d! maMsioMdws sempzlernzs mereanürr aeezpere per
magnam m;sor;cord;am om?dpodMd;s de;.
91 TF 213b, zu diesem Fall auch u. 4.3.1. Andere Traditionen Kranker: TM 110 (759.07.08), TF
220 (805/8), 319 (814.07.01), 320 (814.08.25), 324 (814.09.18), 647 (842.[08]), TR 205 (975/80). In
TF 49 (772.09.13) übergab ein Hiltiprant Land aus seinem herzoglichen A'Mc/ddfWi in
Kirchtrudering, nachdem er vom Pferd gefallen war und sich den Schädel gebrochen hatte.
92 TF 741 (853 nach 11), zu Piligrim s.u. 4.2.2. Ein ebenfalls schwer kranker Priester Tiso, ad
MdiwiMWi udao dcdMdMS, der vor Schmerzen nicht mehr laufen konnte (graudor dolore 00Mp;dsMS
amd;dare r;or; pofMd), ließ seine Freunde und Verwandten (per wiaMMS awieorMM*; uei proUwiorMWi)
seine Kirche an Freising schenken. Diese war erst drei Tage vorher vom Bischof geweiht
worden (TF 260ab [807.08.22/25]).
93 TF 1036 (902/3). Bischof Waldo erlaubte dies trotz wiederholter Versuche, diese Praxis zu
unterbinden. Er selbst hatte erst 895 auf dem Konzil von Tribur einen Beschluss mitgetragen,
der dies nur in Ausnahmefällen gestattete, vgl. MGF1 Cap II, Nr. 252,222f., c.17.
94 TM 54, ähnlich 127 (beide 748/829?). Dass damit ein Grab in der Kirche und kein Kloster-
eintritt gemeint ist, zeigt 130 (748/88), wo der Tradent erst post oddMm seinen iocMS im Kloster
erhalten sollte.
95 TF 128 (791/2).
96 TF 131 (791/2), dazu Stefan ESDERS, Fleike Johanna MlERAU, Die bairischen Eliten nach dem
Sturz Tassilos III. Das Beispiel der adeligen Stiftungspraxis in der Diözese Freising, in: Les
elites au moyen äge. Crises et renouvellements, hg. v. Francois Bougard, Laurent Feiler,
Regine Le Jan (Collection Haut Moyen Äge 1), Turnhout 2006, 283-313, hier 291.
 
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