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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0090

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2.3 Schenkungen

89

Durch eine Tradition konnte man auch einen Platz im Kloster erwerben, wie
in einem anderen Fall aus Mondsee deutlich wird, in dem ein Heito sich tür eine
Schenkung einen focMS im Kloster, einen Begräbnisplatz und eine Berücksichtigung
im Gebet erbat'"*. Meistens scheint es sich dabei um ältere Menschen zu handeln,
die sich aus der Welt zurückziehen wollten, um ihre letzten Tage als Wohngäste
im Kloster zu verbringen*"^. In einigen Fällen könnte auch ein Eintritt ins Kloster
gemeint sein, wie etwa bei Cros, der wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer
Fehde verwundet worden war und sich selbst mit seinem gesamten Eigentum
conpMncfMS ammoNzüoNC S6M msaMabifa an das neu gegründete Kloster
Scharnitz übergab cf z'b/'dczM coronc (...) accapff, also die Tonsur*"". Jüngere
wurden zwar häufig in den Dienst der Kirche übergeben und begannen so ihre
kirchliche Karriere, jedoch sind Eintritte in Klöster für sie nur selten belegt*"^. Erst
in den letzten Jahren der Untersuchungszeit findet man - und das auch nur in der
Regensburger Überlieferung - konkrete Ausstattungen für Angehörige, die in ein
Kloster gingen*"".
Obwohl Traditionsbücher als Memorialquelle fungierten, findet sich nur
selten der Wunsch nach bestimmten Gebeten als Gründe für eine Schenkung. So
etwa bei der Tradition, die 902/3 ein Joseph an den Freisinger Bischof Waldo
machte, Mf oraffoMfs assfdMzfas af/f&f amfcfffa faffs mfar cos/hisset zjMaffs anfaa mansif
infer aMfacassoras eon/m. Es sollte hier die Freundschaft und Gebetsverbindung
wiederhergestellt werden, die zwischen den Vorfahren geherrscht hatte'"*. In der
gleichen Zeit erbat sich ein Ehepaar als Gegenleistung für eine Schenkung Bestat-
tungsplätze im Kloster und Mf ibi % cfcricis dco scroicMfi&MS ambon/m parpafMafffar
MicmofM sacns in onzfioMibMS parmaMszssaf"".
Relativ häufig findet man auch Traditionen oder Erneuerungen im
Zusammenhang mit Reisen nach Rom, einmal auch nach Tours***, wobei die
Tradenten sowohl Pilger als auch Teilnehmer an Romfahrten waren. So gab ein
Ratkis 819 eine Mühle in (München-)Feldmoching in Freising an Bischof Hitto,
dMMi der ad RoMMMi aarpabaf"*; er begann also seine Reise nach Rom mit einem
Abstecher nach Norden. Hier scheint eindeutig die Versicherung einer sakralen
Unterstützung für eine gefährliche Reise im Vordergrund gestanden zu haben.
Diese Absicherung geschah zum Teil lange bevor konkrete Reisepläne existierten,
wie das Beispiel des Hildiroh zeigt, der dem Kloster Mondsee zwei Imker und

104 TM 19/1 (817.03.28): Qaapropfer magafs pericab's fa secala esse uäiefMr, aaac doaaao aebzzuaafa ef
foagieafe uffa aosfra secMadaa! saarn uofaafafea!, s; &o pfacef, focas zaeas uoNscazzz babere, szeaf
aaac/acfazzz esf, ef eorpas zzzeas bzc seped're ef za oraezoae uesfra, szeaf uesfer seruas.
105 Dazu Gesine JORDAN, „Nichts als Nahrung und Kleidung". Laien und Kleriker als Wohn-
gäste bei den Mönchen von St. Gallen und Redon (8. und 9. Jahrhundert) (Europa im
Mittelalter 9), Berlin 2006.
106 TF 19 (763.06.29), wohl ältere Eintretende auch in TM 132 (748/99), TF 171 (794.09.28), 304
(812.09.26), TS 23 (ca. 817).
107 TF 84 (777.05.17), TS 20 (806.03.29). Zur Übergabe in den Kirchendienst, das sezvzfzazz! der
Kirche s.u. 5.2.3.
108 TR 209a (975/980), 253 (ca. 995), 255 (ca. 995), 256 (996), 259 (996/1000).
109 TF 1037 (902/3), auch in TM 19/1 (817.03.28).
110 TF 1036 (902/3). In 888 (861) erscheinen Messen und Gebete gar als Teil des Kaufpreises, s.
dazu u. 2.8.
111 TF 374 (817.04.10).
112 TF 410 (819.04.18), ähnlich 166b (793/802) und noch TR 256 (996).
 
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