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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0092

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2.3 Schenkungen

91

Mondsee gegeben worden war"*'. Ihm gelang es vor Gericht lediglich, die Hufe
gegen einen hohen Zins als Prestarie zu bekommen, was für seinen geringen
Einfluss spricht. Ihm blieb aber offenbar - wahrscheinlich aus wirtschaftlicher Not
- keine andere Möglichkeit, als auf die Bedingungen einzugehen. Etwas anders
waren die Umstände bei der Tradition zweier Brüder vom Freisinger Berg, deren
Ausführung ein ccnfCTMnMS Engilperht verhindert hatte, möglicherweise in der
Absicht, das Land selbst zu behaiten'A 819 ließ Engilperhts Sohn Deothart,
ebenfalls ein ccnfcTMnMS, die Tradenten ihre Schenkung wiederholen, um die
Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Er wird als mag/shT beider Tradenten
bezeichnet, die Brüder scheinen also in irgendeiner Art und Weise in die
Abhängigkeit des Schultheißen geraten zu sein"''. Möglicherweise war bereits die
Tradition an den Bischof ein erfolgloser Versuch, dem Druck des ccnfcTMnMS zu
entgehen. Vereinzelt wurden auch Waisen gegen eine Tradition in den Schutz des
Bischofs und der Freisinger Kirche aufgenommen"".
Es ist zu erwarten, dass die Bischöfe selbst aktiv um Schenkungen warben. So
verband Bischof Joseph (748-64) etwa, als er Arn von Salzburgs Vater Haholt riet,
eine Kirche zu bauen, damit sicherlich die Erwartung, dass diese an Freising
tradiert werden würde'A Arn selbst gehörte zu einer Reihe von Freisinger
Klerikern, die über Jahre hinweg immer wieder die gesamte Diözese bereisten und
dort zahlreiche Schenkungen entgegennahmen - wohl auch als Ergebnis ihres
Werbens. Dass Bischof Hitto, wie schon erwähnt, in der c%ps% die Reliquien auf
seinen zahlreichen Predigtreisen durch seine Diözese gleich mit sich führte und so
die fromme Schenkung ,niederschwellig' möglich machte, hatte sicherlich ähnliche
Ursachen. Allzu viele Hinweise auf Werbung oder gar Druck durch die Bischöfe
und Äbte dürfen in den Urkunden jedoch nicht erwartet werden, da die
Freiwilligkeit der Gaben für beide Seiten von Bedeutung war. Dem Tradenten
gewährten nur freiwillige Gaben Vorteile für das Seelenheil, während die Kirchen
sich gegen Ansprüche von Verwandten, aber auch gegen die Vorwürfe von
Königen und Konzilien wehren mussten, dass Schenkungen erpresst würden'^.
Gerade das Verbot der Erpressung von Schenkungen in Konzilsbeschlüssen belegt
den großen Druck, den Vertreter der Kirchen ausübten"'". Einen besonders guten
Ansatzpunkt bot das bischöfliche Weiherecht für Kirchen, das in Freising dazu
führte, dass im frühen 9. Jahrhundert fast alle bekannten Kirchenweihen mit einer
Tradition an die Bischofskirche verbunden waren - wer eine Kirche geweiht haben
wollte, musste sie in dieser Zeit offenbar dem Bischof übergeben'A

124 TM 10 (793/4.04.14).
125 TF 430 (819.12.25).
126 Es könnte sich dabei aufgrund der Lage in Freising um ehemaliges Fiskalgut gehandelt
haben, was den Einfluss der beiden o'nüYMr;/ teilweise erklären würde.
127 TF 435a (820.04.15).
128 TF 11 (758.05.27).
129 C.5 der Capitula de causis cum episcopis et abbatibus tractandis (MGH Cap I, Nr. 72,163).
130 Für Bayern die Concilia Rispacense, Frisingense, Salisburgense (MGH Conc 11,1 Nr. 24, 209)
c.ll(6) von 800.
131 Dazu ausführlich u. 5.1.5.
 
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