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2. Besi tzübertragungen im frühmittelalterlichen Bayern
oder Prekarie'". Letztere fallen vor allem in die Zeit Bischof Hittos,
erstere eher in die Zeit davor, ohne dass man eine strenge zeitliche Ablösung der
einen durch die andere Form erkennen könnte. Die Häufigkeit der prekarischen
Rückverleihungen unter Hitto lag vermutlich daran, dass dieser nach den
zahlreichen Konflikten um tradiertes Gut unter seinem Vorgänger Atto ein großes
Interesse daran hatte, den Tradenten und ihrer Umgebung durch einen
Rekognitionszins - den man bei Todfallschenkungen nicht findet - die
Eigentumsverhältnisse deutlich vor Augen zu führen. Zugleich konnte man
dadurch schon früh zumindest einen geringen materiellen Vorteil aus der
Tradition zu ziehen. Andererseits steht fest, dass der Unterschied zwischen beiden
Formen nicht sehr stark wahrgenommen wurde, wie eine Abfolge von Traditionen
und Erneuerungen aus dem Amperraum zeigt: 779 schenkte ein Meginolt in
Groß(Klein)inzemoos einen ü'üdns, eine kleine Kirche, unter der Bedingung, dass
sein Sohn sie bis zum Tod besitzen sollte, falls er in den Kirchendienst eintreten
würde'A 816 gab der Sohn Meginolts, der Kleriker Hahfrid, seinen Besitz in die
Hände des Bischofs und erhielt ihn bis zu seinem Tode zurück'A Fünf Jahre später
gab er - ohne dass wir den Grund wüssten - die Kirche erneut an den Bischof und
erhielt sie nun als gegen einen erheblichen Zins von sechs soüdz
verliehen. Während dieser Fall den stärkeren Zugriff des Bischofs zeigt, verlief die
Entwicklung in Rimbach im Isen gebiet andersherum: 816 übergab der Priester
Haguno sein Eigentum dort unter der Bedingung an Freising, dass es seinem
Neffen Sindperht als verliehen würde'*'". Als er diese Tradition acht
Jahre später erneuerte, war nur die Rede davon, dass die Freisinger Kirche den
Besitz nach dem Tod Sindperhts erhalten sollte'A Die realen Unterschiede
zwischen Schenkungen auf den Todfall und prekarischer Rückverleihung sollten
deshalb nicht zu hoch ein geschätzt werden.
Auch in Fällen, in denen keine Bedingungen für eine Schenkung genannt
werden, gab es diese vielfach, wie etwa das Beispiel des Priesters Uuafanheri zeigt,
der 807/11 seinen erworbenen Besitz in einem LocMS H'Asa an Freising übergab,
ohne dass eine Rückverleihung erwähnt wurde'"''. Nachdem Hitto Bischof
geworden war, kam Uuafanheri zu ihm und erneuerte die Schenkung, die er zu
Attos Zeiten gemacht hatte und die er als auf Lebzeiten zurückverliehen
bekommen hatte, gegenüber dem neuen Bischof'A Ähnliches geschah im Fall des
400a (818.08), 411 (819.04.19), 510 (824.10.19), Wallersee: TM 9 (789/800.05.16), 10
(793/4.04.14), 64 (827.04.14).
144 Amper: TF 54 (ca. 772/80), 65 (774.03.30), 110 (783/9.07.04), 197 (804.06.16), 255 (807.06.13), 382
(817.09.20), 390 (818.01.15), 421 (819.09.15), 435abc (820.04.15/13), 441 (821.01.05), 484
(823.02.16), 546 (827.05.29), 602 (830.09.13), 660 (843.07.06), 696ab (848.02.21/26), 697a
(848.04.06), 720a (850), 866 (860/9), 1080 (926/37), Isen: TF 240 (806/10), 345 (815), 353
(816.01.17), 358 (816.04.13), 593 (830.05.29), 513 (825.02.13), 614 (836), 616 (836.08.03), 663
(843.12.22), 669 (845.02.25), 670 (845.03.18), 1168 (957/72).
145 TF 97b (779.06.18).
146 TF 357 (816.04.11).
147 TF 353 (816.01.17).
148 TF 510 (824.10.19).
149 TF 269 (807/11).
150 TF 340 (815.06.14). Die der ersten Schenkung wurde nun auch als AnAAs
bezeichnet (s.u. Anm. 162).
2. Besi tzübertragungen im frühmittelalterlichen Bayern
oder Prekarie'". Letztere fallen vor allem in die Zeit Bischof Hittos,
erstere eher in die Zeit davor, ohne dass man eine strenge zeitliche Ablösung der
einen durch die andere Form erkennen könnte. Die Häufigkeit der prekarischen
Rückverleihungen unter Hitto lag vermutlich daran, dass dieser nach den
zahlreichen Konflikten um tradiertes Gut unter seinem Vorgänger Atto ein großes
Interesse daran hatte, den Tradenten und ihrer Umgebung durch einen
Rekognitionszins - den man bei Todfallschenkungen nicht findet - die
Eigentumsverhältnisse deutlich vor Augen zu führen. Zugleich konnte man
dadurch schon früh zumindest einen geringen materiellen Vorteil aus der
Tradition zu ziehen. Andererseits steht fest, dass der Unterschied zwischen beiden
Formen nicht sehr stark wahrgenommen wurde, wie eine Abfolge von Traditionen
und Erneuerungen aus dem Amperraum zeigt: 779 schenkte ein Meginolt in
Groß(Klein)inzemoos einen ü'üdns, eine kleine Kirche, unter der Bedingung, dass
sein Sohn sie bis zum Tod besitzen sollte, falls er in den Kirchendienst eintreten
würde'A 816 gab der Sohn Meginolts, der Kleriker Hahfrid, seinen Besitz in die
Hände des Bischofs und erhielt ihn bis zu seinem Tode zurück'A Fünf Jahre später
gab er - ohne dass wir den Grund wüssten - die Kirche erneut an den Bischof und
erhielt sie nun als gegen einen erheblichen Zins von sechs soüdz
verliehen. Während dieser Fall den stärkeren Zugriff des Bischofs zeigt, verlief die
Entwicklung in Rimbach im Isen gebiet andersherum: 816 übergab der Priester
Haguno sein Eigentum dort unter der Bedingung an Freising, dass es seinem
Neffen Sindperht als verliehen würde'*'". Als er diese Tradition acht
Jahre später erneuerte, war nur die Rede davon, dass die Freisinger Kirche den
Besitz nach dem Tod Sindperhts erhalten sollte'A Die realen Unterschiede
zwischen Schenkungen auf den Todfall und prekarischer Rückverleihung sollten
deshalb nicht zu hoch ein geschätzt werden.
Auch in Fällen, in denen keine Bedingungen für eine Schenkung genannt
werden, gab es diese vielfach, wie etwa das Beispiel des Priesters Uuafanheri zeigt,
der 807/11 seinen erworbenen Besitz in einem LocMS H'Asa an Freising übergab,
ohne dass eine Rückverleihung erwähnt wurde'"''. Nachdem Hitto Bischof
geworden war, kam Uuafanheri zu ihm und erneuerte die Schenkung, die er zu
Attos Zeiten gemacht hatte und die er als auf Lebzeiten zurückverliehen
bekommen hatte, gegenüber dem neuen Bischof'A Ähnliches geschah im Fall des
400a (818.08), 411 (819.04.19), 510 (824.10.19), Wallersee: TM 9 (789/800.05.16), 10
(793/4.04.14), 64 (827.04.14).
144 Amper: TF 54 (ca. 772/80), 65 (774.03.30), 110 (783/9.07.04), 197 (804.06.16), 255 (807.06.13), 382
(817.09.20), 390 (818.01.15), 421 (819.09.15), 435abc (820.04.15/13), 441 (821.01.05), 484
(823.02.16), 546 (827.05.29), 602 (830.09.13), 660 (843.07.06), 696ab (848.02.21/26), 697a
(848.04.06), 720a (850), 866 (860/9), 1080 (926/37), Isen: TF 240 (806/10), 345 (815), 353
(816.01.17), 358 (816.04.13), 593 (830.05.29), 513 (825.02.13), 614 (836), 616 (836.08.03), 663
(843.12.22), 669 (845.02.25), 670 (845.03.18), 1168 (957/72).
145 TF 97b (779.06.18).
146 TF 357 (816.04.11).
147 TF 353 (816.01.17).
148 TF 510 (824.10.19).
149 TF 269 (807/11).
150 TF 340 (815.06.14). Die der ersten Schenkung wurde nun auch als AnAAs
bezeichnet (s.u. Anm. 162).