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4. Familie
In den Quellen erscheinen Unfreie entweder als größere Gruppe, deren
Mitglieder häufig, aber nicht immer namentlich genannt wurden, oder in klei-
neren Einheiten von zwei bis sechs Personen, die man als die behausten Unfreien
einer Wirtschaftseinheit verstehen kann. Im Normalfall dürfte es sich bei ihnen um
Familien gehandelt haben, möglicherweise ergänzt durch Gesinde. Werden sie
dagegen nur in der Aufzählung genannt, ist es kaum möglich, Familien zu
identifizieren. Nur gelegentlich werden hier die Namen zueinander in Beziehung
gesetzt, so dass von einer Frau und ihren Kindern die Rede ist, selten auch von
Eheleuten. Es ist jedoch anzunehmen, dass Unfreie grundsätzlich ähnliche
Vorstellungen von Familienkontinuität hatten. Zumindest scheinen sie in der
Namensvergabe allgemein in ähnlicher Weise wie die freien Oberschichten eine
gewisse Kontinuität des Namensguts angestrebt zu haben'"'. Noch seltener als
scruz, zznczffzzc oder /tz/mc/'p/'/i sind die verschieden bezeichneten Minderfreien, die
frztzzzfzzfcs, cofonzz, Barschalken usw. in den Quellen zu finden, so dass auch für sie
kaum eine Aussage über Strategien möglich ist.
Ehen zwischen Unfreien waren im gesamten frühen Mittelalter üblich und
wurden von den Herren zumindest geduldet, zumeist wahrscheinlich befürwortet
und zum Teil von ihnen arrangiert. So berichtet etwa die Vita Emmerams, dass ein
versklavter Bayer von seinem neuen Herrn in Thüringen als Belohnung für seine
guten Dienste eine Frau erhielt'^. Auch die Lex Baiuvariorum erkannte die
Heiratsfähigkeit von Unfreien an'A
Für die Eigentümer der stwz, die ganze Betriebseinheiten von Unfreien ver-
walten lassen wollten, dürfte es ohnehin von Interesse gewesen zu sein, Familien
als Wirtschaftseinheit auf diese Stellen zu setzen, da sie sozial akzeptiert waren
und zumeist sicherlich besser funktionierten als eine beliebig zusammengesetzte
Gruppe. So verwundert es nicht, dass bereits in agilolfingischer Zeit bei einer
Tradition in Würmmühle bei Dachau mehrfach cofozzz'zzc mit darauf sitzenden
Familien (die ausdrücklich als solche bezeichnet wurden) an Freising gegeben
wurden: Helmperht schenkte zznzz/K scruzz/K czz/M cofozzzzz s/w cfz'zz/zz c/z/tz tot// ^zzzK/fzzz
zpszz/s sc/w cf Nomen czz/s tn^zznz, Hetti gab proprz'zz/zz /zcrcdz'fzzfc/zz /tzc/z/tz (...) /zoc csf
A&f/ccr c/z/tz szzzz /a/tz/fz/i, Tcof/zof/' c/z/tz z'psz'zzs /a/tz/fza cf dcsz/pcr zpzzzrfc/zz pzzrfc/zz fczrzzc
zzzczzc, Kysalni tradierte sc/wz/tz /zzczz/zz zzozzzz'zzc Tz'zzprzzf czz/zz cofozzzzz s/w czz/zz/zz/zzz'fz'z! und
Uualdker scrzzzzzzz /zzczz/zz zzozzzz'zzc Rzzf/ccr (...) czz/zz cofozzzzz s/w c/z/tz /a/zzz'fz'z! cf dcszzpcr
fcrfz'zz/zz pzzrfc/K fcrrzzc mczzc'^. Auch wenn bei Hettis Schenkung den Unfreien-
familien keine Bauernstelle zugeordnet ist, sind sie eindeutig in Familien ge-
gliedert. Dass^a/fz/)/'/! in diesen Fällen tatsächlich eine Familie im modernen Sinne
meinte, zeigt eine etwas früher entstandene Urkunde, die Hohenbercha/Appercha
bei Allershausen betrifft. Ein Erchanpald tradierte hier frcs ^zzzK/fzzzs c/z/tz cofozzz'z's cf
171 HAMMER, Names. An anderem Material Hans-Werner GOETZ, Zur Namengebung bäuer-
licher Schichten im Frühmittelalter. Untersuchungen und Berechnungen anhand des
Polyptychons von Saint-Germain-des-Pres, in Francia 15 1987, 852-77; Regine LE JAN, Entre
maitres et dependants: Reflexions sur la familie paysan en Lotharingie aux IXe et Xe siecles,
in: Dies., Femmes, pouvoir et societes dans le haut Moyen Age, Paris 2001, 239-54, hier 241-
48.
172 Cc.38,86.
173 Tit. 8,12, s. auch HAMMER, Slave Society 26f.
174 TF 54 (ca. 772/80).
4. Familie
In den Quellen erscheinen Unfreie entweder als größere Gruppe, deren
Mitglieder häufig, aber nicht immer namentlich genannt wurden, oder in klei-
neren Einheiten von zwei bis sechs Personen, die man als die behausten Unfreien
einer Wirtschaftseinheit verstehen kann. Im Normalfall dürfte es sich bei ihnen um
Familien gehandelt haben, möglicherweise ergänzt durch Gesinde. Werden sie
dagegen nur in der Aufzählung genannt, ist es kaum möglich, Familien zu
identifizieren. Nur gelegentlich werden hier die Namen zueinander in Beziehung
gesetzt, so dass von einer Frau und ihren Kindern die Rede ist, selten auch von
Eheleuten. Es ist jedoch anzunehmen, dass Unfreie grundsätzlich ähnliche
Vorstellungen von Familienkontinuität hatten. Zumindest scheinen sie in der
Namensvergabe allgemein in ähnlicher Weise wie die freien Oberschichten eine
gewisse Kontinuität des Namensguts angestrebt zu haben'"'. Noch seltener als
scruz, zznczffzzc oder /tz/mc/'p/'/i sind die verschieden bezeichneten Minderfreien, die
frztzzzfzzfcs, cofonzz, Barschalken usw. in den Quellen zu finden, so dass auch für sie
kaum eine Aussage über Strategien möglich ist.
Ehen zwischen Unfreien waren im gesamten frühen Mittelalter üblich und
wurden von den Herren zumindest geduldet, zumeist wahrscheinlich befürwortet
und zum Teil von ihnen arrangiert. So berichtet etwa die Vita Emmerams, dass ein
versklavter Bayer von seinem neuen Herrn in Thüringen als Belohnung für seine
guten Dienste eine Frau erhielt'^. Auch die Lex Baiuvariorum erkannte die
Heiratsfähigkeit von Unfreien an'A
Für die Eigentümer der stwz, die ganze Betriebseinheiten von Unfreien ver-
walten lassen wollten, dürfte es ohnehin von Interesse gewesen zu sein, Familien
als Wirtschaftseinheit auf diese Stellen zu setzen, da sie sozial akzeptiert waren
und zumeist sicherlich besser funktionierten als eine beliebig zusammengesetzte
Gruppe. So verwundert es nicht, dass bereits in agilolfingischer Zeit bei einer
Tradition in Würmmühle bei Dachau mehrfach cofozzz'zzc mit darauf sitzenden
Familien (die ausdrücklich als solche bezeichnet wurden) an Freising gegeben
wurden: Helmperht schenkte zznzz/K scruzz/K czz/M cofozzzzz s/w cfz'zz/zz c/z/tz tot// ^zzzK/fzzz
zpszz/s sc/w cf Nomen czz/s tn^zznz, Hetti gab proprz'zz/zz /zcrcdz'fzzfc/zz /tzc/z/tz (...) /zoc csf
A&f/ccr c/z/tz szzzz /a/tz/fz/i, Tcof/zof/' c/z/tz z'psz'zzs /a/tz/fza cf dcsz/pcr zpzzzrfc/zz pzzrfc/zz fczrzzc
zzzczzc, Kysalni tradierte sc/wz/tz /zzczz/zz zzozzzz'zzc Tz'zzprzzf czz/zz cofozzzzz s/w czz/zz/zz/zzz'fz'z! und
Uualdker scrzzzzzzz /zzczz/zz zzozzzz'zzc Rzzf/ccr (...) czz/zz cofozzzzz s/w c/z/tz /a/zzz'fz'z! cf dcszzpcr
fcrfz'zz/zz pzzrfc/K fcrrzzc mczzc'^. Auch wenn bei Hettis Schenkung den Unfreien-
familien keine Bauernstelle zugeordnet ist, sind sie eindeutig in Familien ge-
gliedert. Dass^a/fz/)/'/! in diesen Fällen tatsächlich eine Familie im modernen Sinne
meinte, zeigt eine etwas früher entstandene Urkunde, die Hohenbercha/Appercha
bei Allershausen betrifft. Ein Erchanpald tradierte hier frcs ^zzzK/fzzzs c/z/tz cofozzz'z's cf
171 HAMMER, Names. An anderem Material Hans-Werner GOETZ, Zur Namengebung bäuer-
licher Schichten im Frühmittelalter. Untersuchungen und Berechnungen anhand des
Polyptychons von Saint-Germain-des-Pres, in Francia 15 1987, 852-77; Regine LE JAN, Entre
maitres et dependants: Reflexions sur la familie paysan en Lotharingie aux IXe et Xe siecles,
in: Dies., Femmes, pouvoir et societes dans le haut Moyen Age, Paris 2001, 239-54, hier 241-
48.
172 Cc.38,86.
173 Tit. 8,12, s. auch HAMMER, Slave Society 26f.
174 TF 54 (ca. 772/80).