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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0290

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6.3 Die Zeugen der Karolingerzeit - Isen

289

findet sich bis auf Graf Cundhart niemand aus der weiteren Umgebung der
Schenkungsorte in der Zeugenliste. Für die Investitur im Winter des folgenden
Jahres, zu der ein Gesandter Andreas', Hringolf, nach Norden gereist war, findet
sich hingegen in der außergewöhnlich langen Zeugenliste eine hochrangige
Gruppe von Freisinger Klerikern, die extra zur Investitur nach Schwindkirchen
gekommen waren. Zu dieser Gruppe gehörten zwölf Geistliche, darunter zwei
Erzpriester und fünf Priester. Unter den 33 genannten Laien, zu denen noch eine
ungenannte Anzahl weiterer Zeugen kam, finden sich die örtlichen Namen wie
Joseph, Hunperht, Kepahoh und Toto, aber auch eine große Anzahl anderer.
Dieses außergewöhnlich große Aufgebot an Zeugen ist sicherlich ein Zeugnis für
den hohen Stellenwert, den die Freisinger Kirche der Schenkung, aber
wahrscheinlich mehr noch der Beziehung mit Bischof Andreas zumaß, der
durchaus ein Verwandter einiger Zeugen wie des/z&zzzssors Graf Job gewesen sein
könnte"'. Aber selbst diese demonstrative Investitur nach der feierlichen
Schenkung am Hof des Bischofs in Vicenza genügte den Bedürfnissen der beiden
Parteien noch nicht: Als Andreas selbst im August 819 auf der Reise nach Aachen
in Freising Station machte, erneuerte er dort persönlich seine Schenkung vor
zahlreichen Zeugen, von denen drei schon bei der Investitur anwesend gewesen
waren'V 823 kam sein Nachfolger, Francho, der mit großer Sicherheit ein
Verwandter Andreas' war, da er genau wie dieser Besitz in Szzzn&fzzz hatte, nach
Freising. Auch er gab sein dortiges Eigentum an Freising und erhielt dafür den
Besitz seines Vorgängers als Lehen"'''.
Spätestens um diese Zeit verschwanden die letzten Zeugen der Urkunde von
792 aus den Aufzeichnungen. Es soll jedoch noch eine ungewöhnliche Urkunde
aus dem Jahr 828 betrachtet werden, in der die Zeugen ein deutlich anderes Bild
bieten als in den bisherigen Beispielen. Sie berichtet von der Tradition des
Klerikers Salomon, der eine pars szfvzz in einem Tegernbach an Freising gab; als
Ausstellungsort ist Dorfen angegeben"". Ungewöhnlicherweise folgte der Schen-
kung offenbar sofort die Investitur: cf sfzzfzm zllc zpsc Sa/omon czrczuMdzzxzf zzzz'sszzzzz
Hzffonz vcncrzzbzfzs cpzscopz, /zoc csf Pcffozzczzz cf zzfz'os aizdfos zfzzorzzza aozzzz'aa fzzc scrzfzfa
szzaf. Salomon ging also unmittelbar nach der Übertragung mit einer Gruppe von
Zeugen unter der Leitung des bischöflichen Gesandten Petto, der sehr häufig in
der Region auftritt, nach Tegernbach (je nachdem, welches Tegernbach gemeint
war, eine Strecke von ca. fünf bis zehn Kilometern). Dort führte er sie um das
Waldstück herum und investierte Petto so mit dem Besitz. Diese schnelle
Investitur deutet darauf hin, dass die bischöfliche Seite die Sorge hatte, dass der
Wald nicht in ihren Besitz gelangen würde. Man könnte an eine Gerichtssitzung in
Dorfen denken, auf der Salomon zur Übergabe dieses Stücks verurteilt wurde,
oder an andere Gründe - etwa umstrittene Eigentumsverhältnisse -, die eine reale
Übertragung des Waldes an Freising hätten gefährden können. Doch soll es hier
um die 18 genannten Zeugen gehen, deren Hintergründe in der Mehrzahl anders

129 Zur Familie der Bischöfe STURM, Preysing 92f.; NEUMANN, Volksordnung 180-83.
130 Kaganhart, Kerperht, Reginhoh.
131 TF 492 (823.06.03).
132 TF 570 (828.08.18); Zeugen: Solomon, Petto, Uuicco, Sigiuuolch, Fritilo, Kiso, Kerhart, Pezzi,
Egino, Uuilliperht, Lauganperht, Ratolt, Isaac, Cozperht, Eigil, Ellanhart, Meginperht,
Kepahoh.
 
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