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Kohl, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Lokale Gesellschaften: Formen der Gemeinschaft in Bayern vom 8. bis zum 10. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 29: Ostfildern, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34742#0324

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6.6 Zeugen und Amtsträger

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auch Prestige und Wohlstand des Trägers. Dass es unter diesen Umständen als
Sohn eines Grafen oder Schultheißen nicht unwahrscheinlich war, selbst das Amt
zu erreichen, überrascht nicht - zumal dies auch nach zeitgenössischen
Vorstellungen von Erblichkeit nahelag^?. Selbstverständlich war die Sukzession
jedoch n ich DA Damit befanden sich Grafen und andere Amtsträger in einer
Schlüsselstellung zwischen den lokalen Gesellschaften und der öffentlich-
königlichen Sphäre. Die Könige konnten wiederum über die Amtsträger in lokale
Verhältnisse eingreifen, indem sie sich einerseits die Eingebundenheit der
Amtsträger (und auch anderer) zunutze machten und andererseits in der Lage
waren, über die Kontrolle der Ernennungen und Amtsbereiche Individuen und
ihre Familien zu stärken oder zu schwächen^.
Dabei waren die Amtsbereiche zumindest im frühen 9. Jahrhundert nicht
exklusiv; es erscheinen mehrere Grafen und Schultheißen in einem Gebiet, was in
der Forschung bisher nicht ausreichend problematisiert wurdet Es ist aber
anzunehmen, dass die Hauptsitze verschieden waren. Für das späte 9. und das
10. Jahrhundert ist es ebenso wie für die Agilolfingerzeit schwierig,
Tätigkeitsräume der Grafen in den Traditionsurkunden zu ermitteln, da etwa
kaum noch erwähnt werden. Die Grafen, die im 10. Jahrhundert in den
bischöflichen Quellen als Zeugen erscheinen, waren wohl zumeist Freunde und
Verwandte der Tradenten oder Bischöfe^.

337 DEUTINGER, Königsherrschaft 157f., s. auch die Untersuchung verschiedener Grafenfamilien
bei STÖRMER, Adel 403-9.
338 In TF 313 (814.01.15) legte ein Graf Orendil bei einer Schenkung fest, dass sie nach seinem
Tod als ivMc/idMM an einen seiner Söhne gehen sollte, falls er Graf würde.
339 HANNIG, Funktion 272 zu miss;'.
340 HOLZFURTNER, Grafschaft 160 u.ö., geht etwa grundsätzlich davon aus, dass es feste, lang
existierende Grafschaftsgrenzen gab. KUPFER, Grafschaftsstrukturen 8-15, versucht die
Tätigkeitsbereiche im Freisinger Raum anhand der Dingorte abzugrenzen.
341 Gertrud DlEPOLDER, Bischof Abraham von Freising und achtzehn Grafen, in: ZBLG 68 2005 -
Bayerische Geschichte - Landesgeschichte in Bayern. FS Alois Schmid zum 60. Geburtstag,
hg. v. Konrad Ackermann, Hermann Rumschöttel, München 2005, 275-88.
 
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