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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Αφροδίτη ξεινή, Hathor, Frauengöttin.

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11. ΑΦΡΟΔΙΤΗ ΞΕΙΝΗ, Hathor, Frauengöttin (Tafel 20-21).
198. Ein flaches, nur vorn aus der Form gepreßtes Tonrelief stellt ein zweisäuliges
Kapellchen ägyptischen Stils dar, in welchem frontal, aufrecht, geschlossen, mit angepreßten
Armen, nackt eine Frau und ein Mädchen stehen. Absonderlich ist die turbanartige Frisur
der Erwachsenen1); des Kindes Haare scheinen in Locken bis in Kinnhöhe herabzufallen2).
Während beider Körperformen denen der saitischen Frauenbilder nicht unähnlich sind3), können
Kopf und Haartracht der älteren kaum ägyptisch sein.
Ein ähnliches Stück stammt aus dem Judenviertel von Elephantine4); darum hat man
in den beiden die jüdischen Hausgeister, die Teraphim, sehen wollen5). Dem dürfte wider-
sprechen, daß auch in Memphis mehrere Stücke gleicher Technik und desselben Stils gefunden
sind, auf denen die Frau bald mit, bald ohne Kind erscheint6). Wäre das nicht ein erheb-
licher Zufall, wenn alle Stücke jeweils aus jüdischem Besitz in Ägypten erhalten wären? Die
Beziehung auf die selbst nicht sicher gedeuteten Teraphim muß man m. E. aufgeben, zumal
auch durch sie die Figur des Mädchens nicht eindeutig erklärt wird. Sind die beiden Mutter
und Kind? Welche Göttin hat ein weibliches Kind?7) Ist es das Schutzverhältnis? Ist das Kind,
lebend oder tot, der Obhut der Göttin anvertraut8)? Wie kommt das Kind in das Haus der
Göttin9)? Eine Lösung dieser Schwierigkeit sehe ich nicht.
Will man allem gerecht werden, so wird man nach einer allgemeiner bekannten, wenn
auch nicht notwendig einheimischen Göttin suchen müssen, deren Formen leise umstilisiert
sind, deren Haltung man festhielt bis in späte Zeiten. Gehören die oben (Anm. 6) genannten
Parallelen wirklich hierher, so könnte auch von dieser Tatsache aus das Kind als akzessorisch
und die Frau für sich allein betrachtet werden; und wir könnten sie mit einer Frau in Be-
ziehung setzen, die in gleicher Haltung, nackt, mit ägyptischer Kopftracht in einem Kapellchen
steht10), dessen Gebälk, wie öfter bei Kapellen weiblicher Gottheiten, von zwei Besgöttern
getragen wird (199).

e
!) Die Frisur ähnlich den Toupes der domitianischen Zeit und denen der gallischen Matronae. Vgl. jedoch auch
unten 352, Tafel 36.

2) Bei dem Stück von Elephantine (s. Anm. 5) spricht E. Meyer (Anm. 5) von „dem hoch aufgetürmten Haupthaar
des Mädchens". Das geht bei dem unsrigen nicht an.

3) Ich würde dafür auf das oben Gesagte (S. 34 f.) hinweisen; vgl. auch die Imitation bei 200—207. — Freilich muß
ich zugeben, daß auch die langen Beine an die Qadesch besonders stark erinnern, s. unten Anm. 11. (Vgl. auch den Horos
oben 102, S. 50.)

4) Rubensohn, Äg. Zeitschr. 46, 30ff.

5) Eduard Meyer, Papyrusfund von Elephantine 1912, 65. Kittel, Gesch. des Volkes Israel II, 117f. zu den Teraphim.

6) Petrie, Memphis I, Taf. XXXV, 6—13. Nr. 12 allein mit dem Kind im Tempel, die andern die bekannte Aphrodite
mit hängenden Armen oder den Händen an den Brüsten. Aber stilistisch einheitlich. Allein: Naukratis I, pl. XIX, 2; vgl.
Nr. 8; Brit. Mus. Cat. Terr. 252, C. 585; Quibell, Exc. at Sakarah 1905/06, ΧΧΧΧ, 3; Mariette, Cat. des mon. d'Abydos
521, S. 81.

7) Darum scheinen mir die Platten, wo die Frau auf dem Bett liegt (vgl. Meyer a. a. 0.), Votive zu sein, abgesehen von
den Kalksteinplatten, wo die Frau mit der Uräuskrone auf dem Bette liegend das Kind nährt; denn diese ist sicher eine
Göttin.

8) Das könnte der Fall, unten S. 131 zu 201, vgl. auch S. 4 Anm. 18, lehren.

9) Ausf. Verz.2 371: „neben der Göttin dieselbe noch einmal, vielleicht älter". Eine ähnliche Vermutung äußert mir
F. Böhl: „vielleicht der Ka?"

10) Vgl. das ganz ähnliche Stück im Brit. Mus. Cat. Terr. C, 616, Fig. 52 (teilweise falsch beschrieben), wo sie kurze
Lockenfrisur trägt. Aus Naukratis stammt ein Fragment, wo sie allein zwischen Säulen steht, r. u. 1. Amphora und Krug
Weber, Terrakotten. 17
 
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