Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift (28.1913-1914)

BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“

oder Spieluhren nach dem Muster seines Lehrmeisters
begonnen. Je mehr aber das Spielwerk durch Bei-
fügung von Flöten verschiedenen Toncharakters, Oboe,
Violinstimmen, Klarinette, Trompete, Posaune usw. an
Umfang und Vollkommenheit zunahm, desto mehr trat
die Bedeutung des Uhrwerks als Teil des Ganzen
zurück, um allmählich ganz in Wegfall zu kommen. Das
Musikwerk war somit von dieser Zeit an ausschließ-
licher Gegenstand der Fabrikation. — Auf Veranlassung
der badischen Technischen Hochschule (1848) wurde ein
Rieseninstrument, ein Werk dreijähriger Arbeit, von
bisher nie erreichter Größe und Spielart durch Michael
Welte in Karlsruhe und Frankfurt ausgestellt, das ein
komplettes großes Orchester darstellte.
Nach vierzigjähriger Wirksamkeit in Vöhrenbach
verlegte Welte 1872 den ganzen Geschäftsbetrieb an die
Bahnlinie nach Freiburg i. Br. 1883 machte die Firma
Welte eine epochemachende Erfindung; diese bestand in
einem pneumatischen System, demzufolge die großen und
in der Handhabung umständlichen Stiftwalzen durch
voluminös kleine, leicht zu handhabende Papiernoten-
rollen ersetzt wurden. — 1904 trat das Haus Welte mit
einer weiteren Neuheit, dem Reproduktionsklavier

„Welte-Mignon“ an die Öffentlichkeit, einem Instrument,,
welches das Original-Klavier spiel der ersten Künstler
der Welt mit all ihren charakteristischen Eigenheiten
in Auffassung und Anschlag, Rhythmus und Schattierung
getreu wiedergibt.
1906 wurde das Welte-Mignon auch in den Ver-
einigten Staaten Amerikas mit starkem Erfolge ein-
geführt. Veranlaßt durch die schnelle Entwicklung des
amerikanischen Geschäfts beschlossen die Inhaber der
Firma eine vom deutschen Geschäfte getrennte amerika-
nische Gesellschaft an Stelle des bisherigen dortigen
Filialgeschäfts zu errichten. Als jüngste Erfindung
brachte das Haus Welte vor einem Jahre die selbst-
spielende Salon-Orgel „Welte-Philharmonie“ auf den
Markt. Wie „Welte-Mignon“ das Originalklavierspiel
der berühmten Meister der Welt wiedergibt, so repro-
duzieren diese Orgeln das Originalspiel berühmter Orgel-
virtuosen in vollendeter Weise. Die führende Stellung,
die das Haus Welte stets auf dem Gebiete, der Her-
stellung von Musikinstrumenten innegehabt hat, kommt
auch in den höchsten Auszeichnungen zum Ausdruck, die
ihm auf allen beschickten internationalen Fach- und
Weltausstellungen seit 1848 zuteil wurden.

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