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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0112

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98

Staaten erschienenen Inventaren anschliesst. — Es wird das ganze
Gebiet der Kunstthätigkeit von den römischen und germanischen
Funden und Anlagen an umfassen; neben den kirchlichen und
weltlichen Baudenkmälern von der Zeit der Karolinger bis zum
Ende des XVIII. Jahrhunderts sollen alle hervorragenden Schöpf-
ungen auf den Gebieten der Plastik, der Malerei und des Kunst-
gewerbes in allen Zweigen der Technik ihre Würdigung und Be-
schreibung finden. (*)
Riat, G., Paris. Eine Geschichte seiner Kunstdenk-
mäler vom Altertum bis auf unsere Tage. (Uebers.
von Frl. Else Fürst). Mit 177 Abbildungen und
vielen Vignetten. Leipzig 1900. gr. 8°. 208 SS.
cart. 4. —. [472
* Es ist geradezu ein kleines Nachschlagewerk, in dem man
kaum vergeblich nach etwas irgendwie Bedeutendem suchen wird.
Die Abbildungen, meist gute Autotypien nach Momentaufnahmen,
sprechen zum Leser so beredt, wie der angenehm zu lesende Text
des kenntnissreichen Verfassers. Mit dem vollberechtigten Stolze des
Parisers, der seine denkmälerreiche Stadt liebt, verbindet er eine
belehrende und doch fesselnde Vortragsweise. Die Uebersetzung ist
durchaus zu loben, (v. S.)
Das französische Original ist im vorigen Hefte unter No. 15
angeführt.
Der vorliegende Band ist der 6. der von E. A. Seemann in
Leipzig publicierten Sammlung: „Berühmte Kunststätten.“ Die
ersten 5 enthalten:
Bd. I: Vom alten Boni. Von Prof. Dr, E. Petersen. Mit 120
Abbild. (3. ).
- II: Venedig. Von Dr. G. Pauli. Mit 132 Abbild. (3.-).
— III: Hom in der Renaissance. Von Dr. E. Steinmann. Mit
141 Abbild. (4. — ).
— IV: Pompeji. Von Prof. Dr. Engelmann. Mit 140 Ab-
bildungen. (3.—).
- V: Nürnberg. Von Dr. P. J. Ree. Mit 163 Abbild. (4.-).
Das Neue Wiener Tagblatt schreibt u. A.: „Die elegant und
reich illustrierten Rändchen sind unterrichtete und liebenswürdige
Führer an Ort und Stelle und getreue Bewahrer der Erinnerung an
Grosses und Schönes, das im Drange des Reisetreibens nur zu flüchtig
an dem Auge vorüberhuscht.“
Die Sammlung wird zunächst mit Brügge, Florenz, Siena,
Prag, Berlin fortgesetzt.

Furtwängler, A., und C. Reichhold, Griechische
Vasenmalerei. Auswahl hervorragender Vasen-
bilder. Unveränderliche Phototypie-Reproductionen
der Verlagsanstalt Bruckmann. (In 6 Lieferungen).
I. Lfg. München 1900. Imp.-Fol. (10 Tafeln mit
illustriertem Text [in Fol.] S. 1 — 54.) Subscriptions-
Preis 42.—. [473

Hofmann, H., Untersuchungen über die Darstellung
des Haares in der archaischen griechischen Kunst.
Mit 2 Abbildungen und 3 Doppeltafeln. Leipzig
1900. gr. 8°. (Aus »Jahrbuch f. dass. Philologie.«).
3-50. [474
Journal international d’archeologie numisma-
tique. Dirige par J. N. Svoronos. Tome III. 1900.
4 cahiers. Athenes, gr. in 8°. 20.— [475
* I11 französischer, griechischer und deutscher Sprache. —
Mit vielen Tafeln und Textabbildungen.
Die beiden ersten Jahrgänge (1898: 475 SS. gr. 8° mit 20 Tafeln
und vielen Textabbildungen. — 1899. 406 SS. gr. 8" mit 19 Tafeln
und vielen Abbildungen im Text) liefere ich ebenfalls ä 20.—.
Splieth, W., Inventar der Bronzealterfunde aus
Schleswig-Holstein. Mit 230 Abbildungen (auf
13 Tafeln) nach Federzeichnungen von F. Knorr
u. W. Prell. Kiel 1900. gr. 8°. 89 S. 5.50. [476
Weichardt, C., Das Schloss des Tiberius und andere
Römerbauten auf Capri, Leipzig 1900. Ein Band
Querfolio mit 30 Illustrat, und reichem Ornament.
Buchschmuck. 10.—. [477
* Unzählbar oft schon ist die Schönheit Capris von Be-
rufenen und Unberufenen geschildert worden, aber noch niemals
hat man versucht, diese Schönheit in Verbindung mit den gewalti-
gen Römerbauten, die dereinst die Insel schmückten, im Bild zu
bringen. Der Darstellung der kaiserlichen Palastanlagen ist dieses
Buch hauptsächlich gewidmet. Ein Bild der Insel im Altertum, in
erster Linie auf das Verständnis der Laien berechnet, nicht eigent-
liche Rekonstruktionen, bietet der Verfasser.

Söhring, O., Werke bildender Kunst in altfranzösi-
schen Epen. Erlangen 1900. gr. 8°. (VIII, 148 S.)
2.—. [478

Meyer, A. G., Oberitalien, seine Frührenaissance.
Bauten und Bildwerke der Lombardei, II. Band
(Schluss des Werkes) Die Blütezeit. Mit 14 Tafeln
und 146 Abbildungen im Text. Berlin 1900.
4°. 294 SS. 24.—. [479
* Der I. Teil erschien 1897 unter dem Titel: Die Gothik des
Mailänder Domes und der Uebergangsstil. (IV, 146 SS. mit 10 Licht-
drucktafeln und 80 Textabbildungen). Preis 12.—.
Der zweite Teil, der das ganze Werk zum Abschluss bringt,
darf um so sicherer auf eine günstige Aufnahme rechnen, als die in
ihm behandelten Denkmäler an allg'emeingiltiger und kunstgeschicht-
licher Bedeutung die im ersten Bande geschilderten noch weitaus
übertreffen, denn hier handelt es sich um die reifsten Schöpfungen
jener Kunst, für welche die im ersten Bande erörterten Werke nur
die Vorstufen bilden. Im Mittelpunkte steht nun der in der Archi-
tektur ganz Europas bis zur Gegenwart lebendig fortwirkende
Renaissancestil Bramantes; nicht minder reizvoll und bedeutsam
aber sind die durch ihn zur feinsten Blüte gebrachten Denkmäler
echt oberitalienischer Kunst: die Colleoni-Kapelle in Bergamo, die
Certosa bei Pavia, der Dom von Como, die Bauten in Brescia, S.
Lorenzo in Lugano und die Madonnenkirche in Tirano. Ihre Namen
selbst bereiten jeden kunstsinnigen Besucher Italiens auf köstliche
Eindrücke vor oder rufen sie ihm ins Gedächtnis zurück. In diesem
Werke werden sie zum erstenmale in einheitlicher Weise auf brei-
tester kunstgeschichtlicher Grundlage vor allem im Hinblick auf
ihren architektonischen Wert und ihre ornamentale und figürliche
Dekoration wissenschaftlich und doch in gemeinfasslicher, ansprech-
ender Form gewürdigt, Die Aufgabe war, auch für diesen zweiten
Band das Urteil zu rechtfertigen, das dem ersten gespendet wurde:
„Ein wichtiges, vorzüglich gearbeitetes Quellenwerk, dem auch die
grosse Auffassung nicht fehlt, Kunstwerke in den Verhältnissen ihrer
Zeit zu sehen.“
Norge i det nittende aarhundrede. Under met-
virkning of norske forfattere og kunstnere udgivet
af W. C. Brogger, B. Getz, A. N. Kiaer, Moltke
Moe, Bredo Morgenstierne, Gerhard Munthe, Fridtjof
Nansen, Eilif Peterssen, Nordahl Rolfsen, J. E.
Sars, Gustav Storm, E. Werenskiold. Heft 5—7.
[480
* Die ersten Hefte sind besprochen unter No. 49 der vorigen
,, Bibliograplüschen Rundschau. ‘ '
Frimmel, Th. v., Die modernsten bildenden Künste
und die Kunstphilosophie. Wien 1900. 8° VI,
36 SS. 1.40. [481
* Frimmels kunstphilosophische Arbeiten geniessen bei
Künstlern und Kunstfreunden seit lange einen so hervorragenden
Ruf, dass man mit einer gewissen Spannung an jede neue Publi-
catiou aus seiner Feder herantritt und ihr von vornherein ein reges
Interesse entgegenbringt. In der That erfüllt das vorliegende, quanti-
tativ so unbedeutende Heft alle Erwartungen auf das Glänzendste,
ja ich kann sagen, den geistreichen Ausführungen Frimmel’s zu
folgen war mir ein Genuss, wie ihn die zeitgenössische Kunstlitteratur
nur höchst selten bietet. In klaren Sätzen von oft aphoristischer
Knappheit entwirft der kenntnissreiche Autor, der so viel gelesen
und noch mehr gesehen hat, ein reiches, durch geschickte Grup-
pierung höchst anziehendes Bild des raschen Wechsels der Stile von
der Zeit der Herrschaft des Empire bis herab auf die Worpsweder.
Dieses bunte Neben- und Durcheinander der Kunstrichtungen der
letzten Jahrzehnte ist dem Autor die breite Basis, den Anlass zu der
sich innerhalb der Aesthetik entwickelnden Umwälzung darzustellen.
„Die alten Redensarten von Schönheit, Anmut und Reiz verfangen
nicht mehr“ — „Ob ein Kunstwerk „schön“ ist, kann Jeder nur
selbst fühlen.“ — „Die Unberechenbarkeit des Geschmackes von
Einzelnen bleibt. . . unbestritten und nach und nach ringt sich jetzt
die Wahrheit durch, dass die Schönheit niemals einen festen Maas-
stab für die Kunstkritik, niemals eine feste Grundlage für die Kunst-
philosophie abgeben kann.“ — „Ganz veraltet sind die Ideologen,
die Bestimmungsriecher und Zweckmenschen, die gelegentlich noch
heute frei nach Lessing behaupten : „Zweck der Kunst sei Darstell-
ung der Schönheit.“ Die Kunstwissenschaft hat sich um das sub-
jective Wohlgefallen oder Missfallen nicht zu kümmern, sondern
sich auf den Boden der naturwissenschaftlichen Auffassung zu stellen.
„Kunstwissenschaft ist zugleich die Naturgeschichte der Kunstwerke
(eine Zusammenstellung, die vorläufig noch parodox erscheint, es
aber im Wesentlichen nicht ist).‘‘ Es ist vor Allem das G e w or d e n e
am Kunstwerke zu betonen, der psychologische Zusammenhang
zwischen Künstler und Welt zu erfassen. Denn „das Kunstwerk ist
entstanden nahezu so ungewollt, wie sich Blüte und Frucht an der
Pflanze entwickelt.“ Ich glaube, diese wenigen hier zusammenge-
stellten Sätze genügen, den Inhalt dieser neuesten Arbeit Frimmels
zu charakterisieren und jeden Freund moderner Kunstbethätigung
moderner Kunstkritik darauf aufmerksam zu machen. G. K.
 
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