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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0155

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Von den frühen Meistern des Kupferstiches begegnen wir zunächst dem Meister des hl. Erasmus mit
der überaus seltenen Kreuzigung Christi (hier abgebildet). Hierauf sei erwähnt der Meister E. S. Von ihm
ist das Blatt Christus am Kreuze mit der hl. Maria und dem hl. Johannes und zwei Engeln mit Kelchen zu
nennen, ein Abdruck von erster Schönheit der der in vorliegendem Hefte auf Tafel I gegebenen Reproduction
zu Grunde liegt. Von Martin Schongauer, zu dem wir nun gelangen, hat Schultze 42 Blätter in ausnahms-
los vorzüglichen Abdrücken, zusammengebracht. Hier seien nur hervorgehoben die Anbetung der Könige
im ersten Abdruck ohne Jahreszahl, der hl. Antonius von Teufeln gepeinigt in frühestem, Bartsch unbe-
kannten Abdruck, Christus der Schmerzensmann, rechts Maria, links Johannes, in brillantem ersten Abdruck
mit dem Monogramm unter der Fensterbrüstung. Die niederdeutsche Schule des XV. Jahrhunderts
weist hier zunächst jenen Meister auf, der nach einer schwer zu bestimmenden Bezeichnung seiner Blätter,
der Meister mit der Weberschütze (— die Deutung »mit dem Grabstichel« wäre vielleicht richtiger —) oder
auch der Meister J. A. M. von Zwolle heisst. Die Sammlung hat drei Blätter von ihm in vortrefflichen
Abdrücken. Neben ihm ist zu nennen der Meister F. V. B., nach der Tradition Franz von Bocholt ge-
nannt, mit 2 Blättern, gleichfalls herrliche Abdrücke. Dann kommen wir zu Israel van Meckenen mit 18
Blättern, wovon 17 in prachtvollen Abdrücken.

Monogrammist M. Z. Kupferstichkopie der Ars moriendi. München gedruckt bei Anna Bergin in Verlegung Peter Königs 1623.
(Die Platten wohl früher entstanden.) 12 Blatt. Nagler, Monogr. IV, Nr. 2279.

Von Mathias Zasinger (Monogrammist M. Z.) weist die Sammlung 6 Blätter auf, auch die 12 Blatt
der Kupferstichcopie der Ars moriendi von 1623, die das Monogramm M. Z. tragen, mit Zasinger aber wohl
kaum zu identifizieren sind, finden wir in vortrefflichen Abdrücken vertreten. (Vgl. die nebenstehende Repro-
duction zweier Blätter.) Aus Schongauers Richtung sei hier nur der Monogrammist A. G. (Albert Glocken-
ton) genannt, von dem die Sammlung 11 Bläter in sehr schönen Abdrücken enthält; 2 Blätter in schönen
Abdrücken charakterisieren die Weise des Meisters Wenzel von Olmütz.
Damit schliesst gewissermassen die erste grosse Epoche der Geschichte der vervielfältigenden Künste,
wir kommen zu jenem unvergleichlichen Meister, der die graphische Kunst zur ebenbürtigen Schwester der
Malerei erhob, zu Albrecht Dürer, dem ewig grosssen, herrlichen deutschen Meister. Schultze hat für Dürer
eine geradezu enthusiastische Liebe gehabt und dieser Liebe, dieser Verehrung entspricht die grosse Zahl
herrlicher Blätter, die die Sammlung umfasst. In der nächsten Nummer der »Monatsberichte« wird das
Dürer’sehe Werk, soweit es in dieser Sammlung vertreten ist, näher besprochen und die vorliegende chrono-
logische Uebersicht über die Sammlung Schultze bis auf die neueste Zeit fortgesetzt werden.
Der Katalog, 3332 Nummern auf 224 Gross-Octav-Seiten beschreibend, mit 7 Volltafeln und mehreren
Illustrationen im Text, kostet 2 Mk.; Exemplare ohne die Tafeln werden gegen Ersatz des Portos von
20 Pfg. gratis abgegeben.
 
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