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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 3
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 6-7
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0161

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137

Brust herabgerutscht ist, trägt ein hell blaugrünes
Kleid. Mit der Linken hält sie eine hell gelbbraune
Geige. Ein junger Mann, in Hellviolett und Gelb-
braun gekleidet, fasst sie um die Mitte. Sein Hut
ist dunkel, wie man zu sagen pflegt: »schwarz«; die
Feder »weiss«. Rechts ein zweiter junger Mann, in
Gelb, Schwarz und Rot. Der Hintergrund ist in
ockerigen Tönen von mittlerer Dunkelheit gehalten.
Auf der Geige steht die Signatur: »T. Baburen fecit
A°- 1623«. Was die Technik betrifft, so ist das Bild
jedenfalls in breiteren Zügen gemalt, als man sie bei
dem Hauptmeister der Gruppe, bei G. Honthorst,
gewöhnlich vorfindet, wie mir denn überhaupt Baburen
ein kräftigeres Talent gewesen zu sein scheint, als
Honthorst. Theodor, d. i. Dirk Baburen hat vermut-
lich viel mehr gemalt, als wir heute noch annehmen.
Vielleicht regt es zu weiteren Studien an, wenn ich

in aller Kürze einige Bilder nenne, die ich gelegentlich
dem Baburen zuschreiben wollte und wenn ich an-
merke, dass mir die Benennung des Bildes No. 201 in
der Brüsseler Galerie nicht zutreffend scheint. Man
nennt es Baburen. Im Herbst 1899 notirte ich mir
es als spanisches Bild. In der städtischen Galerie
zu Bamberg hängt ein Bild, das dem Honthorst zu-
geschrieben wird. In Hermannstadt habe ich Nr. 5 I
(neu 41) der Bruckenthal’schen Galerie für ein Werk
des Baburen angesehen. Ich möchte eine Untersuchung
auf Baburen vorschlagen. Im gräflich Brunsvik’schen
Schlosse Sommerau in Steiermark fand ich vor nicht
langer Zeit ein Gemälde mit überlebensgrossen Halb-
figuren, darstellend einen Mandolinenspieler bei einem
Mädchen, das ein Glas Rotwein hält. Dieses Bild
schien mir in der Tonart und Malweise des Baburen
gehalten.

VII.

Die Galerie in Sommerau führt mich noch zu
einem anderen ziemlich seltenen Meister, zu Jacob
van Es. Dort finden sich nämlich zwei Stillleben,
Gegenstücke, von diesem tüchtigen Antwerpener Maler.
Eines dieser Bilder (darstellend einen Frühstücktisch
mit Weinglas, Orange, Töpfchen mit Zinndeckel, Zinn-
teller , auf welchem einige Schinkenstücke liegen)
trägt die Signatur »I- V- ES«. Die Punkte befinden
sich ungefähr in halber Höhe. Darf ich einer flüch-
tigen Notiz trauen, so sind beide Bilder auf Kupfer
gemalt. Zwei gute signierte Stücke des Jacob van
Es zieren auch die Gemäldesammlung des österreich-

ischen Stiftes Seitenstetten. Einige andere wurden
von mir an verschiedenen Stellen meiner Galerie-
studien erwähnt (besonders in der 2. Folge Heft III.
S. 26 f). Eines der Hauptbilder des genannten Malers
ist das voll bezeichnete grosse Bild der fürstlich
Liechtenstein’schen Galerie zu Wien. Eines der netten
kleinen Bildchen von van Es in der Galerie J. V. Novak
zu Prag ist im neuen Catalog dieser Galerie abgebildet.
Die Gemälde, die ich eben zu den längst bekannten,
als neuerlich aufgefunden erwähnt habe, zeigen sehr
deutlich die etwas harte aber gewissenhafte Art des
van Es.
 
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