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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0360

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326

Die Geschichte dieses herrlichen Kunstwerkes ist in grossen Umrissen folgende: Einst ergötzte es Kaiser Rudolf II.,
den grossen Kunstfreund und eifrigen Sammler. Als 1782 bei Umgestaltung der Prager Hofburg ein Teil der
Kunst- und Schatzkammer des Allerhöchsten Kaiserhauses in eine Artilleriekaserne verwandelt wurde, begann
auch für diesen Prachtkrug das Wandern aus einer Sammlung in die andere. So gelangte er in den Besitz des
J. Ferd. Ritter von Schönfeld, kam dann in das Museum des Baron Dittrich und später in das Cabinet Heinrich
Adamberger, diese kostbare alte Wiener Kunstsammlung, die 1871 versteigert wurde. — In diese Kategorie
gehört auch das reizende Stück, das wir an den Kopf dieses Artikels gestellt haben: Scherzgefäss in Gestalt
eines Ritters, welcher die Linke in die Hüfte stemmt und auf grünem Sockel steht. Bunt bemalte Figur. Aus-
gang des XVI. Jahrhunderts. (Höhe 28 cm.) Die folgende Abteilung, Arbeiten in Glas, zeigt auch manches
beachtenswerte Stück, Das interessanteste Feld bilden aber nächst dem Steinzeug die Arbeiten in Edelmetall,
und hier wiederum speciell die Silbergerätschaften: Auch hier treffen wir verschiedene Formen von
Bechern, Henkelkrügen, Weinkannen. Hervorragende Kunstleistungen sind dann unter den Arbeiten in Zinn
hervorzuheben. Die Abteilung der Eisenarbeiten umfasst auch einiges Interessante, wichtiger ist aber die
folgende Kategorie: Arbeiten in Holz. Hier sind zu erwähnen einige Statuetten, wir geben hier die Ab-
bildung der Nr. 297: St. Georg zu Fuss, den Drachen tötend. Vollrund geschnitzte polychromierte Figur.
XVI. Jahrhundert. (Höhe 46 cm.) Daneben Nr. 295 : Pieta, das reiche Faltengewand der hl. Maria vergoldet.
Polychrome, vollrund geschnitzte Gruppe auf ovalem Sockel. XV. Jahrhundert. (Höhe 46,5, Breite 15 cm.)
Und drittens: Statuette eines Kindes mit Haube, die Hände zum Gebet gefaltet. Polychromierte, vollrund ge-
schnitzte Figur, teilweise vergoldet. XVIII. Jahrhundert. (Höhe 81 cm.) — Den weitaus ersten Rang dürfen,
hier aber die prächtigen Wappenschilder beanspruchen. Unter den Möbeln seien nur die prächtigen
Renaissance-Schränke erwähnt. Eine Reihe alter Bücher und Einbände bildet den Beschluss des Katalogs.
Nachdem wir auf diese Weise gleichsam im Fluge den hauptsächlichsten Inhalt der beiden Sammlungen ver-
zeichnet haben, empfehlen wir dem geneigten Leser ein gründliches Studium der beiden Kataloge selbst: die
aufzuwendende Mühe wird sich jedem wahren Kunstfreund reichlich lohnen. Die beiden Kataloge sind, dem
Wert der Sammlungen entsprechend, reich und vornehm ausgestattet: der Primaqualität der Objecte dieser
Sammlungen gegenüber ist bei der Abfassung der Kataloge auf jede besondere Anpreisung verzichtet, dagegen
grosser Wert gelegt worden auf reiche und sorgfältige Illustration. Die grosse Ausgabe des Katalogs Francken-
stein umfasst denn 18 Volltafeln (10 in Lichtdruck, 8 in Autotypie) und eine Abbildung im Text. Preis Mk. 4.—.
Die kleine Ausgabe ermangelt der 10 Lichtdrucktafeln und kostet 1 Mk. Die grosse Ausgabe des Katalogs
Lippmann-Lissingen umfasst 20 Volltafeln (12 in Lichtdruck und 8 in Autotypie) und kostet Mk. 5.—. Die
kleine Ausgabe ermangelt der Lichtdrucktafeln und kostet 1 Mk.


Herausgeber: Hugo Helbing; verantwortlich für die ganze Schriftleitung incl. Inseratenteil G. Koch, beide in München.
Verlag von Hugo Helbing in München, Liebigstr. 21.
Druck von Knorr & Hirth, Ges. m. beschr. Haftung in München.
 
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